Hochschule Darmstadt | 64283 Darmstadt
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Polytec GmbH | Waldbronn
Polytec GmbH | Waldbronn
Sensalight Technologies GmbH | 97070 Würzburg
Hochschule Darmstadt | 64283 Darmstadt
Polytec GmbH | Waldbronn
Polytec GmbH | Waldbronn
Sensalight Technologies GmbH | 97070 Würzburg
Heidelberg – viele denken erst mal an Philosophenweg, Bioinformatik und die altehrwürdige Universität. Klar, die Heidelberger Höhenluft ist voller Ideen. Aber irgendwie bleibt ein Bild hartnäckig im Kopf: der Nanotech-Ingenieur (ob weiblich, männlich oder was auch immer) im sterilen Kittel, das Rasterkraftmikroskop als Verlängerung seiner Neugier, im Rücken ein Forschungscluster, im Blick das Unmögliche. Klingt wild? Ist es auch – jedenfalls mit einem Schuss Wahrheit und einer Prise Ernüchterung.
Wenn ich eines aus jahrelanger Beobachtung der lokalen Szene gelernt habe, dann ist es dies: Niemand landet zufällig in Nanotechnologie – zumindest nicht in Heidelberg. Nein, das ist kein Job, den man beim sonntäglichen Brunch mit „Ach, das probier ich mal aus!“ beginnt. Wer hier seinen Fuß in die Tür bekommt, trägt in der Regel ein Studium – meist Physik, Chemie, Bioingenieurwesen oder direkt Nanowissenschaften – vor sich her, als wäre es das Eintrittsticket in eine andere Welt. Und in gewisser Hinsicht stimmt das sogar: Die Atmosphäre in Heidelberger Labors, sei es am Max-Planck-Institut, in den Hightech-Schmieden rund um den Technologiepark, oder in der aufstrebenden Medizintechnik, ist geprägt von einer Mischung aus Aufbruch und – ja, das sag ich jetzt einfach mal – gnadenloser Selbstüberforderung.
Aber was tun sie denn nun wirklich, diese Nanotechnologie-Ingenieure? Die Kurzversion: Sie basteln am Fundament der Dinge, die unseren Alltag verändern könnten. Der praktische Alltag? Sitzen am Elektronenmikroskop, multivariate Analysen im Grenzbereich zwischen Statistik und Philosophie, und – Hand aufs Herz – ein Stück weit Kaffeesatzlesen, wenn es um die Bewertung neuartiger Nanomaterialien geht. Mir hat einmal jemand gesagt: „In der Nanotechnologie weißt du manchmal Mittags noch nicht, was du Abend schon verworfen hast.“ Ein Fünkchen Wahrheit steckt darin. Heidelberg ist da eigentümlich: Hier wird geforscht und riskiert, gern auch an der Schnittstelle zur Biomedizin oder der Halbleitertechnik. Es gibt sie, die Hightech-Start-ups, aber den klassischen Großkonzern, der Hunderte einbindet, eher nicht. Das bedeutet in der Praxis: Viel individuelle Freiheit, viel Verantwortung – und manchmal auch das Gefühl, auf einem Seil zu tanzen, dessen Belastungsgrenze niemand kennt.
Geld? Ein heikles Thema, das gern mit Hochglanzprosa umschifft wird, aber klipp und klar: Wer als Einsteiger hier loslegt, kann je nach Branche und Ausbildungsweg zwischen 3.500 € und 4.200 € verdienen. Bei Spezialisierungen in Richtung Medizintechnik oder Halbleiterentwicklung geht es auch mal Richtung 4.400 € oder mehr – sofern die Erfahrung und das spezielle Know-how stimmen. Freilich, bei Start-ups (und davon gibt es in Heidelberg mehr als ein Klischee vorsieht) ist manchmal auch etwas Idealismus gefragt. Die Projektbudgets – und die Gehälter – schwanken nicht nur mit der Wirtschaftslage, sondern auch mit der Förderlaune öffentlicher Einrichtungen oder privater Investoren. Woran merkt man das? Daran, dass Kolleginnen und Kollegen gelegentlich auf dem Flur diskutieren, ob man nicht doch noch ein Nebenprojekt annimmt, um die Haushaltskasse aufzubessern. Alltag in der Innovationsnische, so ehrlich muss man sein.
Die Anforderungen? Wer jetzt glaubt, ein tiefer Blick ins Periodensystem und ein Grundkurs Statistik reichen, sitzt auf dem Holzweg. Interdisziplinarität ist nicht bloß Schlagwort, sondern Überlebensprinzip. Kommunikation zwischen Fachbereichen, Englisch als zweite Muttersprache; dazu Soft Skills, die den Spagat zwischen Tüftlerwahn und Teamarbeit aushalten. Was viele unterschätzen: Es sind nicht die glänzenden Miniaturwelten unter dem Mikroskop, die einen voranbringen, sondern die zähen Nachmittage, an denen ein Kooperationspartner partout seine Idee durchdrücken will – Gegenargumente inbegriffen.
Manchmal ertappe ich mich dabei, Kollegen zu beneiden, die sich mit klar umrissenen Aufgaben abfinden. Der Nanotechnologie-Ingenieur in Heidelberg sitzt jedoch gewollt oder ungewollt im Brennglas der Innovation, ständig zwischen Theorie und Machbarkeitsgrenze. Es gibt Phasen, da will man alles hinschmeißen, und andere, in denen ein einziger experimenteller Durchbruch Wochen der Frustration wegpustet wie einen Krümel auf der Arbeitsplatte. Wer sich darauf einlässt, bekommt eine Mischung aus Freiheit, Risiko und gelegentlicher Sinnkrise – aber auch die Chance, an Fronten zu arbeiten, an denen die Wissenschaft Geschichten schreibt, die sonst keiner zu Ende erzählt.
Das könnte Sie auch interessieren