Klier Hair Group | Mühlhausen/Thüringen
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Klier Hair Group | 37688 Beverungen
Klier Hair Group | Nordhausen
Klier Hair Group | Mühlhausen/Thüringen
Klier Hair Group | 37688 Beverungen
Klier Hair Group | Nordhausen
Wer diesen Beruf von der Pike auf lernt, weiß: Herrenfriseur in Kassel zu sein, ist mehr als Scheren-Klick und freundliches Nicken. An manchen Tagen gleicht es einer Choreografie aus Fingerspitzengefühl, Geduld und manchmal stoischem Humor – meistens aber einer Mischung aus Handwerk, sozialer Interaktion und, ja, einem Hauch von Improvisationstalent. Klingt nach Klischee? Vielleicht. Doch die Unterschiede zwischen Theorie und lebendiger Praxis sind gerade in Kassel alles andere als marginal.
Im Friseurstuhl sitzt selten nur ein klassischer „Kunde“. Mal der Stammgast vom Büro um die Ecke, der zum Monatsanfang seinen Termin wie ein Ritual wahrnimmt, mal ein Student mit eigenen Vorstellungen vom perfekten Fade, mal das ältere Ehepaar – sie: kaffeebraune Dauerwelle, er: exakter Fassonschnitt, und danach gibt’s Streuselkuchen beim Bäcker nebenan. Begegnungen, die manchmal lauter, manchmal leiser daherkommen. Der Herrenfriseur ist Zuhörer, Stilberater, Alltagspsychologe – nicht selten alles zur selben Zeit. Handwerk allein? Reicht nicht. Das hört man immer wieder, aber man erlebt es erst, wenn man zwischen Kamm und Spiegel selbst den Spagat wagt: individuelle Wünsche, wechselndes Tempo, kalte Zahlen von Haarsalonnen und – nach der Pandemie sowieso – ein anderer Blick auf persönliche Dienstleistungen.
Der Verdienst ist – ehrlich gesagt – in Kassel solide, aber kein Grund zum Hochstapeln. Wer einsteigt, sieht sich meist mit einem Gehalt zwischen 2.300 € und 2.600 € konfrontiert. Mit wachsender Erfahrung und Spezialisierung auf Bartpflege, moderne Schnitttechniken oder exklusive Kunden kann sich das auf bis zu 3.000 € oder in seltenen Fällen mehr steigern. Wer glaubt, das Handtuch werfen zu müssen, wenn’s finanziell knirscht – ein Systemfehler, könnte man sagen. Der Kasseler Markt ist im Umbruch: Junge Leute wünschen sich mehr Flexibilität, Stammkundschaft alter Prägung wünscht sich Beständigkeit. Die Mischung macht’s. Neue Barbershops am Friedrichsplatz, gewachsene Betriebe in Harleshausen. Wer wandlungsfähig bleibt, kann sich hier auf belebtem Parkett bewegen.
Vor zwanzig Jahren kam der Bart langsam zurück, jetzt feiert er fröhliche Urständ. Wer Herrenschnitte macht, sollte mehr können als „Maschine auf Acht“ – Detailverliebtheit und Trendbewusstsein sind Pflicht. Besonderheit Kassel: Das Publikum ist überraschend heterogen. Internationale Studierende, kulturelle Vielfalt, manchmal ein Geschäftsreisender, der zwischen zwei Meetings auf Schnitttour geht. Technikaffin oder traditionsbewusst – beides gefragt. Wer up-to-date sein will, besucht regelmäßig Weiterbildungen: Bartdesign, Farbtechniken (ja, auch bei Männern), digitale Terminbuchung, Social-Media-Präsenz für den eigenen Stuhl. Und manchmal lernt man aus Fehlern – etwa, wenn ein trendiger Undercut sich partout nicht mit dem Haarwirbel verträgt. Learning by doing – man lacht, weil alles andere Quatsch wäre.
Es gibt Städte, die wirken wie aus dem Ei gepellt, glattgebügelt und bis zur letzten Wimper formatiert. Kassel ist anders – ein bisschen rau, manchmal widerspenstig, oft überraschend herzlich. Das prägt auch das Friseurhandwerk. Persönliche Bindungen wachsen nicht über „Kundenbindungsmanagement“, sondern durch Zeit und echte Gespräche. Manchmal fühlt es sich mehr nach Nachbarschaft als nach Geschäft an. Wer sich darauf einlässt, gewinnt mehr als nur Handgeld. Es ist die Mischung: Sicherheit eines erlernten Berufs mit all seinen Routinen – aber offen für die Ecken und Kanten, die Kassel seinem Handwerkerpublikum zu bieten hat. Wer das aushält, geht hier nicht unter. Im Gegenteil. Vielleicht findet man gerade hier zwischen Kamm, Kasse und Kaffeeautomaten eine neue Heimat – oder wenigstens das gute Gefühl, einen ehrlichen Beruf zu machen, der selten langweilig, aber immer für Überraschungen gut ist.
Das könnte Sie auch interessieren