Herrenfriseur Jobs und Stellenangebote in Bochum
Beruf Herrenfriseur in Bochum
Herrenfriseur in Bochum – Alltag, Ambivalenzen und Ausblick zwischen Kamm, Kiez und Kundschaft
Man wacht in Bochum auf, atmet kurz dieses Ruhrpott-Flair ein, und geht in den Laden. Herrenfriseur – klingt für manche nach aussterbender Zunft, aber wer glaubt, das sei nur Schaum und Schere, der täuscht sich. Zumindest hier, wo zwischen Steeler Straße und Bermudadreieck seit jeher Gesichter aus aller Herren Länder aufeinandertreffen, ist der Job immer noch echte Handarbeit – mit allem, was dazugehört: präzise Schnitte, flotte Sprüche, manchmal sogar ein kleines Psychogramm zwischen Rasur und Pomade.
Aber was heißt schon „Herrenfriseur“ anno 2024? Wer neu einsteigt, wundert sich: Früher war das Klientel alt, heute ist es eine wilde Mischung aus Workern, Studenten, ein paar hippen Urban-Okötypen – und mindestens zweimal pro Vormittag einer, der das „wie immer“ will (und meint: ein Schnitt wie letzte Woche und einmal Seiten auf Null). Der Beruf verändert sich. Technik? Klar, Haartrimmer digital, Terminbuchung per App, und überall surrt ein Fön mit Ionentechnologie. Die klassischen Techniken müssen dennoch sitzen. Aber: Wer hier ein Blind-Date mit dem Beruf sucht, sollte wissen, dass der Alltag nicht im Glamour, sondern im Detail steckt. Kein Tag wie der andere – manchmal sacklangweilig, dann wieder Chaos. Damit muss man klarkommen, offen für Kuriositäten sein.
Es wird oft unterschätzt, wie viel Fingerspitzengefühl diese Arbeit braucht – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Kundenbindung heißt heute eben nicht nur „Sauberkeit am Nacken“, sondern: Kann ich zuhören? Handele ich Konflikte mit Kolleg:innen aus (glaubt mir, der Konkurrenzdruck zwischen Stühlen ist real)? Und: Welche Services erwarten die Leute? – In Bochum zieht die Vielfalt des Viertels ihren ganz eigenen Trend nach sich. Bartpflege boomt – besser, als man vermutet hätte. Seit ein paar Jahren verblüffen selbst die alten Hasen, wie viele junge Männer Wert auf exakte Konturen und Slick-Backs legen. Gleichzeitig gibt's Momente der Nostalgie – so ein klassischer Haarschnitt, der wie die Zeche einfach immer seinen Platz behauptet.
Zur harten Realität gehört aber auch: Gehalt. Und ehrlich – Fülle sieht anders aus. Einstiegsverdienst? Meist im Bereich von 2.100 € bis 2.400 €, je nach Laden und Tarifvertrag. Mit Berufserfahrung, vielleicht sogar kleinen Fortbildungen zur Barbiertechnik oder Beratung, klettert das auf bis zu 2.900 €. Richtig satten Lohn gibt es hier selten. In Bochum sind die Lebenshaltungskosten noch halbwegs im Rahmen, aber gerade die jüngeren Kolleg:innen, die aus dem Umland pendeln, wägen genau ab, ob der Traum von Bart und Schere nicht doch irgendwann gegen einen anderen Handwerksjob getauscht wird. Andererseits: Wer sich spezialisiert und einen soliden Kundenstamm aufbaut, findet Nischen – Luxus-Schnitte, Brautpakete (ja, auch für Männer!), oder gezielte Haarpflege für spezielle Hauttypen. Man liegt nicht falsch, wenn man behauptet, dass Individualität in diesem Beruf fast mehr zählt als in den meisten anderen Gewerken.
Ein Punkt, der oft viel zu wenig auf dem Radar aufblinkt: Weiterbildung. Klingt erstmal nach abgedroschener Kammer-Semantik, ist aber der Schlüssel fürs Überleben – nicht nur in den schicken Studios an der Königsallee, sondern auch im Bochumer Ehrenfeld. Seminare zu modernen Schnitttechniken, Workshops für Barbering, manchmal sogar Gasttrainer, die aus Istanbul oder London anreisen – auf einmal eröffnet sich eine Nische, die vorher keiner kannte. Und genau da, da brummt der Beruf plötzlich – trotz aller Preisdiskussionen, trotz Inflation, trotz Billigkonkurrenz. Ein Friseur, der gezielt investiert, hebt sich messbar ab.
Manchmal, wenn ich einen Blick über den Ladentresen schweifen lasse, frage ich mich: Warum machen wir das eigentlich? Die Antwort schwankt – zwischen pragmatischer Selbstverständlichkeit („Geld muss rein!“) und echter Liebe zur Sache („Der Schnitt entscheidet über den ganzen Tag – für den Kunden, vielleicht auch für mich.“). Einfach ist das hier nicht. Aber: In Bochum hat Handwerk Tradition. Wer das mitbringt – Geduld, ein dickes Fell und ein Gespür für Menschen – wird auch die nächste Schicht nicht fürchten müssen. So gesehen: Der Männerhaarschnitt? Lebt – und bleibt hier trotz allem noch ein echtes Stück Revieridentität. Nur eben manchmal einen Millimeter kürzer als gestern.