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Hand aufs Herz: Der Gedanke, sich als Heilpraktiker in Kassel zu verwirklichen, wirkt auf den ersten Blick verlockend. Freiheit, Nähe zu Patient:innen und eine gewisse Unabhängigkeit vom „klassischen“ Medizinbetrieb. Das klingt nach Berufung statt bloßem Beruf. Aber, so viel Ehrlichkeit muss sein: Wer diesen Weg einschlägt – ob gerade erst den Abschluss in der Tasche oder als erfahrene Fachkraft in Veränderungslaune – landet schneller mit beiden Füßen auf dem Kasseler Boden der Tatsachen als gedacht.
Am Morgen das Wartezimmer, gefüllt mit Erwartungen und Zwischenfällen. Die Bandbreite an Themen reicht von Rückenschmerzen bis Lebenskrise, dazu der ständige Balanceakt zwischen Empathie und Abgrenzung. Kassel selbst? Irgendwie ein Mikrokosmos: In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach alternativen Behandlungskonzepten spürbar gewachsen. Ob das an einer gewissen Skepsis gegenüber „Apparatemedizin“ liegt oder einfach nur daran, dass die Kasseler gern nach dem Mischprinzip „Schulmedizin plus X“ leben, sei mal dahingestellt. Manchmal denke ich, das Stadtklima prägt den Therapiewunsch genauso wie die Ausbildung an der letzten Heilpraktikerschule.
Für Berufseinsteiger:innen ist der Sprung ins kalte Wasser spürbar. Ja, die Ausbildungsstandards sind gestiegen, Prüfungen härter kontrolliert – und der Anspruch, ein fundiertes Wissen vorzuweisen, lässt keinen Raum für Esoterik-Geflunker. Zahlreiche Fortbildungen, von Akupunktur bis Phytotherapie, gehören heute zum Standardrepertoire. Kassel bietet da eine erstaunliche Vielfalt: Kleine Praxen, die eher an Wohnzimmer erinnern, treffen auf interdisziplinäre Zentren, in denen neben Heilpraktikern auch Osteopathen oder Psychotherapeuten arbeiten. Man fragt sich: Ist das jetzt Konkurrenz oder eher eine Bereicherung? Je nach Tag und Laune vermutlich beides.
Geschäftssinn ist gefragt. So viel steht fest. Der „Traumberuf“ hat seine ganz eigenen Preisschilder – und ich spreche nicht von den Kosten für Räucherstäbchen oder Naturheilmittel. Miete, Praxisausstattung, Versicherungen – und das alles bei unsicherer Patientenbindung. Wer naiv mit steuerlichem Halbwissen ins Berufsleben startet, erlebt schnell das böse Erwachen. Realistisch gesehen bewegen sich die Einkünfte in Kassel oft zwischen 1.800 € und 2.900 €, je nach Spezialisierung, Klientel und – seien wir ehrlich – Bauchgefühl beim Honoraransatz. Für manche ist das zufriedenstellend; für andere eher ein Sprungbrett, um nebenher Seminare zu geben oder Beratungsangebote auszuweiten.
Was ich persönlich spannend finde: Die Kasseler Szene ist alles andere als starr. Immer mehr Heilpraktiker:innen suchen sich Kooperationspartner und setzen auf fachübergreifende Angebote – von Präventionskursen mit Sportstudios über psychosoziale Beratungen bis hin zu digitalen Formaten. Wer bereit ist, ausgetretene Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren, dürfte sich hier kaum langweilen. Natürlich, der Konkurrenzdruck steigt, die rechtlichen Rahmen werden enger geschnürt, aber: Dieses Berufsfeld lebt vom Mut, an der eigenen Profession zu feilen. Kassel, mit seiner Mischung aus urbanem Pragmatismus und ländlicher Nachbarschaft, bleibt ein eigensinniger Nährboden dafür – Herausfordernd, chancenreich, manchmal widersprüchlich. Oder, wie eine Kollegin neulich sagte: „Hier heilt man nicht die Welt, aber manchmal den Tag.“
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