Wolters Kluwer Deutschland GmbH | 52062 Hürth, voll remote
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
EY Deutschland | 40213 Düsseldorf
EY Deutschland | 50667 Köln
Wolters Kluwer Deutschland GmbH | Hürth
Wolters Kluwer Deutschland GmbH | 52062 Hürth, voll remote
EY Deutschland | 40213 Düsseldorf
EY Deutschland | 50667 Köln
Wolters Kluwer Deutschland GmbH | Hürth
Heilpraktiker – das klingt für manche nach sanfter Medizin, für andere nach „alternativer“ Esoterik und manch Bürokrat zuckt gleich nervös. Doch gerade in Aachen, diesem bizarren Schnittpunkt aus alter Hochschule, Grenzstadt und Charme einer mittelgroßen Stadt, erlebt der Beruf ein erstaunlich eigenständiges Dasein. Wer als Berufseinsteiger:in, Quereinsteiger:in oder einfach neugierige Fachkraft auf diesen Berufsweg schielt, merkt schnell: Hier läuft einiges nicht so, wie es in Broschüren beschrieben steht. Manchmal denke ich, Aachen wäre ein Brennglas für alle Widersprüche, die der Heilpraktiker-Beruf so mit sich bringt.
Im Alltag dominiert weniger das Abhaken heiliger Listen, sondern das Jonglieren mit Mensch und Methode. Aachener Patient:innen – ja, sie sind skeptisch, gebildet, manchmal pingelig, aber auch offen für Methoden jenseits von Ibuprofen und Hyaluron. Aromaöle, Akupunktur, Ausleitungsverfahren… Es ist erstaunlich, was hier alles gefragt wird. Viele, die frisch starten, unterschätzen das: Da sind nicht bloß Globuli und Gespräche. Wer wirklich helfen will, muss bereit sein, im Gespräch zuzuhören, zu differenzieren – und sich auch mal ehrlich zu fragen, wo die eigene Grenze liegt.
Was viele unterschätzen: In Aachen macht die Nähe zur RWTH, zu internationalen Patienten und zu einem unerwartet agilen Gesundheitssektor den Unterschied. Wer heute etwa klassische Homöopathie beherrscht, ist damit lange nicht für alles gewappnet. Naturheilkunde, Regulationsmedizin, Psychotherapie für Heilpraktiker – das ist ein ständiges Nachrüsten, kein statisches Wissen. Die lokalen Fachverbände ticken dazu auch noch mal einen Zacken schärfer: Wer jahrelang auf ein Gebiet setzt, während die Nachfrage zur nächsten Welle schwappt (Stichwort: psychosomatische Ansätze, Burnout-Prävention), hat schnell das Nachsehen. In Aachen lässt man sich ungern abspeisen – dafür ist das Publikum zu durchmischt, die Erwartung zu akademisch geprägt. Wie oft habe ich von Kolleg:innen gehört: „Plötzlich wollten alle was mit Ernährung wissen – darauf war ich nicht vorbereitet.“
Und dann dieser Dauerbrenner: „Kann man davon leben?“ Tja, einfache Antworten gibt’s selten, aber klar: Wer allein auf Laufkundschaft setzt, landet oft im unteren Spektrum – hier in Aachen eher bei 2.000 € bis 2.600 € als Einsteiger:in. Erfahrung, eigene Spezialisierung und ein fester Patientenstamm, das alles macht sich bemerkbar. Wer vielseitig agiert, klug kooperiert (Physiopraxen, Yogastudios… manchmal sind’s schräge Allianzen) und sich regional positioniert, kratzt irgendwann an 3.000 € und mehr. Aber ehrlich: Nur von entspannter Energiearbeit im Altbaukerzenschein bleibt selten mehr als ein warmer Händedruck.
Aachener Heilpraktiker:innen sitzen nicht nur am Puls von Euskirchener Heilbädern, sondern auch an der Rheinschiene, inmitten akademischer Debatten und mit echter Grenzlage. Das bringt internationales Publikum, oft Englisch oder Niederländisch sprechend, in die Praxen – und verlangt ein Maß an Flexibilität, das mancher in ländlicheren Regionen als Luxus empfindet („Manchmal ist schon die Ansprache die halbe Miete“). Dazu kommt: Die Nähe zu Belgien und Niederlanden schüttelt die Patientenerwartungen neu. Plötzlich werden Methoden nachgefragt, die man hierzulande als „exotisch“ abstempelt. Ob man darauf vorbereitet ist? Muss man manchmal direkt – oder aber lernen, sich nicht beirren zu lassen.
Wer in Aachen als Heilpraktiker:in startet, sollte wissen: Es reicht nicht, sich zwischen Kräuterbuch und Hausbesuchen einzurichten. Es ist ein tägliches Pendeln zwischen Anspruch, Zweifel und echten Aha-Momenten. Ich habe den Eindruck: Wer neugierig bleibt, öfter die eigene Perspektive wechselt und Lust auf echtes Gegenüber hat, der kommt hier gut durch. Es wird nicht langweilig – versprochen. Nur leicht war’s noch nie. Aber das wäre in Aachen auch zu viel verlangt, oder?
Das könnte Sie auch interessieren