CREMER ERZKONTOR GmbH | 23539 Lübeck
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CREMER ERZKONTOR GmbH | 23539 Lübeck
Wer in Rostock morgens die Arbeitsschutzschuhe anzieht und im Werk die Geräusche von Hämmern, Pressluft und flüssigem Metall aufnimmt, weiß: Der Tag wird selten langweilig. Das Berufsbild Gießereimechaniker ist ein seltsamer Mix aus Urhandwerk, Präzisionstechnik und – ja, das merkt man schnell – eine gewisse Dickfelligkeit braucht es auch. Wer behauptet, das hier sei noch wie zu Kaisers Zeiten, kennt die Werkhallen heute nicht mehr. Aber: Ein Rest von archaischer Ehrlichkeit, den findet man noch. Und darauf bin ich tatsächlich ein bisschen stolz.
Die Hauptsache ist klar: Gießereimechaniker verwandeln das Roh-Material zu exakt dem, was Werften, Windkraftbauer oder Maschinenbauer von ihnen verlangen. Formen herstellen, Schmelzen überwachen, Metall unter Hitze aus der Form lösen – und das Ganze möglichst so, dass es beim Kunden nicht nach Nacharbeit schreit. In Rostock ist das Spektrum ein wenig robuster als anderswo. Viele der hier produzierten Bauteile landen direkt im Schiffbau, in großen Windenergieanlagen oder im Fahrzeugbau. Wer hier ins Handwerk einsteigt, lernt schnell: Was du tust, bleibt oft jahrzehntelang im Einsatz. Da überlegst du dir zweimal, wie viel Sorgfalt du in jedes Teil steckst.
Wer sich in den letzten Jahren durch die Werkshallen bewegt, sieht den Wandel – mal als sanfte Evolution, mal als kleinen Kulturschock. Lasergesteuerte Formen, computergesteuerte Gießstraßen, halbautomatische Qualitätskontrolle: Wer glaubt, hier wird nur mit Muskelkraft geackert, liegt schief. Gleichzeitig gibt’s noch die alten Hasen, für die eine exakte Legierung vor allem Fingerspitzengefühl ist. Wo liegt nun die Wahrheit? Vielleicht irgendwo zwischen Magie, Erfahrung und Messsensor. Aber wächst der Nachwuchs nach? Vielleicht. Vieles spricht aber eher dafür, dass der Beruf nach wie vor schweren Stand bei jungen Leuten hat – nicht zuletzt, weil die körperlichen Voraussetzungen sportlich bleiben. Die Unternehmen wissen: Wer echtes Handwerk sucht, muss heute überzeugen. Das Gehalt liegt in Rostock für Einsteiger meist zwischen 2.600 € und 2.900 €. Wer sich hocharbeitet, kommt mit Erfahrung und Zusatzqualifikationen nicht selten auf 3.200 € bis 3.600 € – vor allem in großen Betrieben, die Spezialteile gießen. Reich wird hier niemand, aber am Monatsende blamiert man sich im Supermarkt auch nicht.
Manchmal frage ich mich, was viele unterschätzen: Die Mischung aus Technikverstand, Teamgeist und persönlicher Zähigkeit. Stumpfen Knöpfchendrücker will hier keiner. Klar, man braucht technische Grundkenntnisse. Aber den Rest formt erst das tägliche Arbeiten – das Gefühl für Hitze, für Zeit und für Material. Ein Job für Kontrollfreaks? Wahrscheinlich. Man muss darauf stehen, dass jeder Fehler nicht nur in der Statistik landet, sondern im Objekt selbst. Wer wechselt – zum Beispiel aus artverwandten Berufen wie Industriemechanik oder Anlagenführung – wird anfangs über die Dicke der Lederschürze lächeln, spätestens beim dritten Schwitzkasten wissen, warum sie gebraucht wird. Und: Wer sich als Frau auf den Job einlässt (noch selten, aber es gibt sie), wird oft schräg angeschaut – hat aber längst bewiesen, dass die Branche von mehr Vielfalt profitieren würde. Rostock geht da manchmal eigene, angenehm sture Wege.
Wer gelernt hat, mit blankem Metall klug umzugehen, weiß irgendwann: Das Lernen hört nicht am Hallentor auf. Wer sich fortbilden will – etwa in Richtung Gießtechnik, Qualitätssicherung oder Steuerungstechnik –, hat in Rostock einige Optionen. Neben klassischen Meisterkursen oder Fachschulungen gibt es auch spezielle Lehrgänge, die in Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen laufen. Und ganz ehrlich: Wer einmal gesehen hat, wie ein 20-Tonnen-Gussteil aus der Form kommt, bekommt Lust, mehr davon zu verstehen. Die einen sehen in der zunehmenden Automatisierung das große Gespenst, andere wissen: Ohne das Know-how, wie man Fehler erkennt und Baustellen meistert, steht auch die beste Anlage irgendwann still. Kurz: Wer mitdenkt, schließt sich selbst nicht aus – und wird gebraucht, vielleicht dringender denn je.
Ich will nicht lügen: Es gibt leichtere Jobs, ruhigere sowieso. Wer sich aber für den Beruf entscheidet, wird in Rostock schnell merken, dass er Teil eines Netzwerks ist, das die Stadt am Laufen hält – und zwar nicht irgendwo im Verborgenen, sondern sichtbar, tagtäglich. Vielleicht ist das größte Missverständnis über diesen Beruf: Dass er angeblich aus der Zeit gefallen sei. In Wahrheit ist es eher das Gegenteil. Wer das Handwerk beherrscht, weiß um seinen eigenen Wert. Und der ist – trotz aller Automatisierung – durchaus zukunftsfähig.
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