Gestalter Handwerk Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Gestalter Handwerk in München
Gestalter Handwerk in München: Zwischen Tradition, Anspruch und Aufbruch
Ganz ehrlich: Wer in München als Gestalter im Handwerk unterwegs ist, kann sich zwischen den Stühlen schon einmal seltsam fühlen. Nicht ganz reiner Handwerker, aber auch kein verkopfter Designer – irgendwo dazwischen, zuweilen ein bisschen unbequem. Gerade für Berufseinsteiger oder Wechselwillige: Man taucht ein in eine Welt, in der das Material noch Widerstand leistet und Wertschätzung etwas mit dem Ergebnis zu tun hat. Klingt romantisch? Vielleicht. Sehr oft aber auch fordernd. Denn München ist, was das Gestalterhandwerk angeht, kein gemütliches Biotop für Hobbykreative, sondern eine regelrechte Arena aus Tradition, hoher Erwartung – und unbarmherzigem Wettbewerb.
Die Aufgaben? So vielfältig, dass sie manchmal regelrecht auseinanderdriften. Mal geht es um das pure Formempfinden, mal um millimetergenaue Umsetzung. Ob Schreiner, Raumausstatter, Buchbinderin, Goldschmied oder Keramikerin: Die Schnittstelle zwischen Handwerk und Gestaltung lebt davon, dass man nicht nur mit der Hand, sondern auch mit dem Kopf (und gelegentlich mit dem Bauch) entscheidet. Das alles in einer Stadt, in der die Konkurrenz extrem wach ist und Kundschaft häufig Wert auf das Besondere legt. Schnelle Serienproduktionen? Fehlanzeige. Gefragt sind Unikate, Maßanfertigungen – und Persönlichkeit. Klingt anspruchsvoll? Ist es auch. Aber für viele genau der Reiz.
Was viele unterschätzen: Der Arbeitsmarkt in München hat für Gestalter im Handwerk durchaus seine Tücken. Ja, es gibt Nachfrage – aber eben selektiv. Viele regionale Betriebe suchen nach echter, fassbarer Qualität, Leuten, die zugleich flexibel denken und sauber arbeiten. Die Gehälter? Sie hinken hinter der publiken Wahrnehmung oft hinterher. Einstiegsgehälter kreisen um 2.300 € bis 2.800 €, in spezialisierten Werkstätten oder renommierten Betrieben geht’s auch mal auf 3.000 € zu. Aber: München frisst mit seinen Lebenshaltungskosten einen nicht unerheblichen Teil davon wieder auf. Wer sich hier durchsetzen will, braucht Durchhaltevermögen. Oder, vielleicht treffender: Dicke Nerven und eine extreme Leidenschaft für das Material. Sonst fällt man mittelfristig raus – oder wechselt in besser bezahlte, weniger kreative Domänen.
Und dann ist da dieses Münchner „Handwerk trifft Avantgarde“-Gefühl. Das kann man morgens am Gärtnerplatz, nachmittags im Westend oder in heutigen Werkstätten bis in die Maxvorstadt spüren. Alteingesessene Meisterbetriebe treffen auf Start-ups, die aus Dachzimmern neue Wohnideen in Eiche oder Filz zaubern. Zugegeben: Manchmal macht das nebeneinander, aber seltener ein echtes miteinander. Viele Nachwuchs-Gestalter, die ich getroffen habe, fanden gerade diese Reibung spannend. Aber es ist kein Selbstläufer. Sich künstlerisch zu behaupten, während der Allianzturm am Horizont das moderne München markiert, erfordert den Willen, die eigene Nische zu verteidigen und immer wieder Neues zu wagen.
Fortbildungen, Spezialisierungen, Meisterkurse – der Weg nach oben im Gestalterhandwerk ist beschwerlich, aber nicht unzugänglich. Renommierte Weiterbildungsstätten gibt’s hier: die Meisterschule für das Handwerk, spezialisierte Lehrgänge an der Handwerkskammer, gelegentlich sogar Kooperationen mit der Akademie der Bildenden Künste. Wer sich weiterbildet, erhöht seine Verdienstchancen merklich, öffnet aber auch Türen zu ungewöhnlichen Projekten – etwa im gehobenen Innenausbau, der Denkmalpflege oder in Kooperation mit Münchner Galerien. Und wie steht’s um Sinn und Zufriedenheit? Zuletzt scheint mir das fast die wichtigste Währung: Wer nach München kommt, um als Gestalter im Handwerk zu arbeiten, erlebt – bei allen Widrigkeiten – einen Alltag aus Material, Begegnung und überraschendem Stolz. Perfekt ist das selten, aber selten langweilig. Und manchmal, ganz heimlich, wächst daraus so etwas wie ein modernes Handwerksethos: Zwischen Holz, Leder, Hochglanz und Handabdruck.