Gastronomie Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Gastronomie in München
Münchens Gastronomie: Zwischen Weißwurst und Weltstadtflair
Was mich immer wieder aufs Neue fasziniert, ist der Spagat, den Gastronomiebetriebe in München täglich schaffen: Hier kulminieren bayerische Gemütlichkeit, internationale Experimentierfreude und ein Arbeitsmarkt, der sich nicht selten anfühlt wie ein nicht ganz fair laufendes Schafkopfspiel. Wer in dieser Stadt einen Einstieg oder Wechsel in die Gastronomie wagt, merkt schnell, dass hier andere Spielregeln gelten als im beschaulichen Umland – und zwar nicht in jedem Fall zum Schlechten, aber eben auch nicht nur zum Guten.
Fachkräftemangel? Ja, aber nicht überall gleichermaßen
Die große Rede vom Fachkräftemangel – die hört man hier seit Jahren. Tatsächlich stehen viele Betriebe vor leeren Küchen und Serviceinseln, gefühlt hat jede zweite Kneipentür ein Zettelchen im Fenster („Service gesucht“ oder die noch ehrlichere Variante: „Komm rein, wenn du keine Angst vor Stress hast“). Aber: Die Sache hat einen Haken. Die Ansprüche der Arbeitgeber sind oft hoch – und die der Bewerber meist zurecht auch. Quereinsteiger mögen vielerorts willkommen sein, aber in Hotels der Topliga oder in Szenebars mit Hang zum Perfektionismus werden nach wie vor klassische Fachausbildungen und Erfahrung verlangt. Was viele unterschätzen: Wer „nur“ bedienen will, steht in einer Warteschlange mit etlichen Bewerbern – erst recht, wenn das Bierglas in Windeseile, aber ohne Schaumkrone auf den Tisch landen muss.
Gehalt und Bedingungen – Realität mit Luft nach oben
Geben wir’s zu: Rein finanziell ist Münchens Gastronomie immer noch ein Feld mit Licht und Schatten. Das Einstiegsgehalt im Service liegt meist bei etwa 2.300 € bis 2.800 €, abhängig von Branche, Betrieb und Erfahrung. In der Küche sieht es ähnlich aus – wobei gut ausgebildete Köche in der gehobenen Gastronomie inzwischen teils 3.000 € bis 3.600 € erzielen, allerdings oft bei einer Arbeitszeit, bei der der Begriff „Vollzeit“ eine neue Bedeutung bekommt. Natürlich gibt es Trinkgeld. Klar – manchmal ist das mehr, als man für möglich hält, an anderen Tagen hofft man auf einen großzügigen Geizhals. Die Kehrseite: Schichten, die bis tief in die Nacht reichen, spontane Einsätze, unbefristet viele Überstunden. Und nein, der Personalstamm ist selten groß genug, um den Ausfall eines Kollegen ohne weiteres zu kompensieren. Manchmal fragt man sich, ob Flexibilität wirklich das ist, wofür sie verkauft wird – oder eher ein Deckmantel für Planungschaos.
Zwischen Zukunft und Tradition: Weiterbildung als Ausweg?
Hier liegt meiner Ansicht nach eine der spannendsten Entwicklungen: Während sich viele Branchen in München vorsichtig vorwärts tasten, haben einige Gastronomiebetriebe das Thema Weiterbildung für sich entdeckt. Ob Barista-Schulungen in schicken Cafés am Glockenbach, Küchenmeister-Kurse oder betriebsinterne Sprachen-Workshops – die Chancen, aus der klassischen „Servicekraft“-Schublade auszubrechen, sind deutlich gestiegen. Und das ist kein Marketing-Geschwätz. Wer sich auf die Hinterbeine stellt, kann recht schnell Verantwortung übernehmen. Die ersten Schritte zur Führungskraft, zur Betriebsleitung oder zur eigenen Idee im Foodtruck sind erreichbar, wenn man dran bleibt – und gelegentlich über den Tellerrand der Weißwurst hinausschaut.
Stadt, Publikum, Perspektiven – was bleibt außer dem Stress?
Jetzt könnte man Seiten über Digitalisierung und die aktuellen Gastro-Startups verlieren. Geschenkt. Was mich umtreibt: Warum entscheiden sich trotz aller Unsicherheiten gerade junge Menschen für diesen Weg – und bleiben idealerweise dabei? Vielleicht ist es tatsächlich das Publikum. Wer die Mischung aus Touristen, Einheimischen, Neureichen, Studenten, Wiesn-Gängern und Theatergängern einmal erlebt hat, merkt: Gastronomie in München ist niemals Copy & Paste. Jeder Tag bringt schräge, manchmal unfassbar anstrengende, aber meistens höchst lebendige Begegnungen. Kein klassischer Acht-bis-Siebzehn-Uhr-Job – aber einer, der, so seltsam das klingt, sowas wie Sinn stiftet. Oder wenigstens den Verdacht, dass sich harte Arbeit auszahlt, wenn Gäste – selten genug, aber immerhin – ehrlich zufrieden nach Hause gehen. Und das, Hand aufs Herz, kann nicht jede Branche von sich behaupten.