Gastronomie Jobs und Stellenangebote in Aachen
Beruf Gastronomie in Aachen
Gastronomie in Aachen: Zwischen Euphorie, Ernüchterung und dem alltäglichen Spagat
Irgendwo zwischen Domblick, studentischem Getümmel und den endlosen Schwaden aus Kaffeebohnen – dort pulsiert Aachens Gastronomie. Ein Mikrokosmos, der gleichermaßen Bühne, Werkstatt und Sprungbrett sein kann, je nachdem, von welcher Seite man draufschaut. Nun gehöre ich zu denen, die die Szene nicht nur aus der Sicht des Gastes beobachten (auch wenn ich Cappuccino und Quiche durchaus zu schätzen weiß). Nein, ich bin – wie viele andere – irgendwann hineingeraten, vielleicht auch hineingestolpert. Und gerade Berufseinsteigern, Querwechslerinnen und all jenen, die zwischen zwei Branchen pendeln, möchte ich diesen Begriff „hineingeraten“ ans Herz legen: In Aachen läuft man nicht selten zufällig in einen Gastrojob. Aber bleibt man auch freiwillig?
Manchmal fragt man sich das.
Vom Ruf der Stadt und dem der Branche – die nüchternen Fakten
Aachen, das ist kein gastronomischer Hochadel wie Köln oder ein Trend-Magnet wie Berlin. Aber unterschätzen sollte man die Mischung aus Traditionshäusern, ambitionierten Restaurants und bodenständigen Cafés nicht. Die Nachfrage? Stets hoch, teils verzweifelt. Küchenkräfte, Serviceleute, sogar erfahrene Baristas fehlen links und rechts. Aber – und das ist der Haken – der Konkurrenzdruck ist trotzdem ein steter Begleiter. Denn die Zahl der Läden steigt kaum noch, während der Konsum in Wellen kommt. Massive Umwälzungen durch Lieferservices, steigende Preise für Energie, Mindestlohn-Debatten: In Aachen spürt man das alles ungebremst. Die einen preisen die „Flexibilität“, die die Gastronomie biete – im Klartext heißt das oft: abends, am Wochenende, spontan einspringen. Work-Life-Balance kennt viele Facetten. Ob sie zum eigenen Lebensentwurf passt, sollte man offen verhandeln.
Apropos Offenheit: Dass viele Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeitszeiten ab und zu schönrechnen, ist ein offenes Geheimnis. Ja, der Mindestlohn liegt aktuell bei 12,41 € pro Stunde. Aber die Realität? Neueinsteiger bewegen sich meist in einem Bereich von etwa 2.100 € bis 2.400 € monatlich – selten darüber, oft darunter, abhängig vom Betrieb und der Vertragsgestaltung. Wer sich bis ins mittlere Management oder die Küchenleitung hocharbeitet, kann auf 2.600 € bis 3.200 € hoffen. In inhabergeführten Lokalen manchmal mehr – zumindest dann, wenn die Kasse auch tatsächlich stimmt.
Hinter den Kulissen: Was wirklich zählt (und wovon kaum einer spricht)
Was viele unterschätzen: Einen gastronomischen Betrieb zusammenzuhalten, ist keine Sache bloßer Routine. Klar, Abläufe gibt’s zuhauf – aber am Ende zählt fast immer die Bereitschaft, sich auf Stress einzustellen, Menschen unterschiedlichster Herkunft zu „managen“, Gästewünsche halb zu erraten, halb zu improvisieren. In Aachen – mit seiner speziellen Mischung aus Studierenden, Altstädtern, internationalen Forscher*innen, Grenzgängern aus Belgien und den Niederlanden – wird Gastfreundschaft manchmal zur sozialen Jonglage. Man will ja nicht nur satt machen, sondern auch Atmosphäre schaffen.
Da reicht es nicht, „nur mitzuarbeiten“. Wer länger bleibt, macht meist die Erfahrung: Man wächst an den schroffen Kanten des Betriebs. Einmal ein neues Bezahlsystem konfiguriert, nie wieder vergessen, wie schnell sich Technikfehler in handfesten Ärger verwandeln. Digitalisierung ist auch hier nicht bloß ein Trendwort. Wobei ... ob der Umstieg auf digitale Bestellsysteme in der Kneipe an der Pontstraße wirklich alle Probleme löst? Eher nicht, wie mir der Kollege von nebenan kürzlich resigniert mit Kaffee in der Hand verriet.
Zwischen Traditionsbewusstsein und Innovationsdruck: Wie viel Wandel hält die Aachener Gastro aus?
Eines fällt regelmäßig auf: Die Gastronomielandschaft dieser Stadt lebt von einem Spagat, der an manchen Tagen etwas zu groß geraten scheint. Die Stammgäste lieben’s klassisch, die Jüngeren wollen vegane Bowls oder stilisierte Specialty-Kaffees. Und irgendwo dazwischen steht das Team, jongliert mit Lieferketten, Fachkräftemangel und Fragen wie „Wo kann ich noch fortbilden?“ – ja, das geht auch in Aachen: Kurse zur Weinberatung, Barista-Trainings, Workshops zur Betriebswirtschaft. Nichts davon ist schickes Marketingzauber, sondern bitter nötig, wenn man aufsteigen will. Wer die Qualifikation – etwa als Fachkraft für Systemgastronomie – auf der Tasche hat, kann nicht nur bei großen Ketten mit besseren Konditionen rechnen, sondern auch bei regionalen Konzepten mehr Verantwortung übernehmen.
Von allein kommt das aber nicht. Denn: In der Gastronomie sitzt man selten still. Man lernt täglich dazu, meist on the job. Oder in Form unplanbarer Lehrstunden, wenn man wieder einmal improvisieren muss, weil der Lieferant partout nicht liefert – Aachen ist keine autarke Großstadt, die alles im Überfluss hat. Fehlerkultur? Nun ja, manchmal herrscht auch „Augen zu und durch“.
Und jetzt? Perspektiven, Zweifel und der ganz normale Wahnsinn
Würde ich einer Berufsanfängerin empfehlen, diesen Weg zu wählen? Schwer zu sagen. Wer sich überraschen lassen kann, anpacken will, Lust auf Menschen hat und sich nicht an starren Arbeitszeiten festkrallt, wird hier eine Menge erleben – mal euphorisch, mal ernüchternd, oft beides gleichzeitig. Sicherheit ist ein relativer Begriff geworden, auch in Aachen. Aber die Chance, sich selbst zu testen, kreativ zu sein, dynamische Entwicklungen mitzugestalten? Gibt’s hier reichlich, wenn man nicht davor zurückschreckt, gelegentlich ins kalte Wasser zu springen.
Wirklich widersprechen kann ich also nicht, wenn jemand sagt: „Gastronomie in Aachen – das ist kein Spaziergang.“ Nein, das stimmt. Aber langweilig ist’s garantiert nie. Und wenn man Glück hat, trifft man beim Schichtwechsel an der Theke auf jemanden, der das alles genauso sieht.