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Wer Augsburg im Kopf hat, denkt oft zuerst an historische Fassaden, verschlungene Kanäle, vielleicht das Augsburger Puppentheater. In Sachen Games Entwicklung hingegen? Lächelndes Nicken, mit einem leichten Hauch Skepsis. Dabei blüht unter der Oberfläche eine Szene, die zwar nicht so schrill ist wie in Berlin oder München, dafür aber ihre ganz eigenen Töne anschlägt. Wer hier als Games Entwickler durchstarten will, sollte wissen: Augsburg ist kein hippes Dornröschen, das auf den Silicon-Valley-Kuss wartet. Eher ein eigenwilliger Kosmos mit überraschendem Tiefgang – und Licht, wo man es vielleicht nicht sofort erwartet.
Games Entwicklung, das meint hier wie überall ein ziemlich bunter Strauß: Programmierung natürlich – C#, C++, Unity oder auch Unreal Engine, ja, die Standards eben –, dazu Grafik, Sound, Storytelling, manchmal alles auf einmal. Die Teams sind kleiner als in den Zentren, was manche als Nachteil sehen, andere wiederum als Spielfeld für die Vielseitigen. Man lernt rasch, überall mitzumischen: heute Shader-Logik, morgen UI-Prototyp, übermorgen Diskussion über atmosphärische Lichtstimmungen im Brückenlevel. Wer da steif auf sein Studien-Rüstzeug pocht, wird zügig merken: Hier zählt Berufspraxis, Lernbereitschaft und, nicht zu vergessen, eine gewisse Frustrationstoleranz. Ja, manchmal auch Kreativität – aber das ist so leicht gesagt. Am Ende entscheidet das Arbeitsergebnis, und das kann auch mal schmerzhaft klar sein.
Was Augsburg von anderen Standorten unterscheidet? Nun, da gibt es mehrere Schichten. Erstens: die enge Verzahnung mit Mittelstand, vor allem im technisch-kreativen Co-Working rund um die Hochschule und lokale Studios. Man kennt sich, austauschbar ist hier wenig – zumindest gefühlt. Wer von großen Studios träumt, hat in Augsburg überschaubare Auswahl, dafür sind die Wege kurz zu realen Projekten, oft mit Industriebezug (Serious Games, Simulationen für Maschinenbau, Gamification in der Bildung). Was viele unterschätzen: Genau darin steckt eine solide Jobperspektive – gerade, wenn klassische Entertainment-Games mal wieder unter Marktunsicherheit ächzen.
Klar, Geld redet nicht gern. Aber so ganz drumherum kommt man nicht. Für Einsteiger liegt das Gehalt meist zwischen 2.600 € und 3.200 €, je nach Abschluss, Studio und Projektumfang. Zugegeben: In Frankfurt oder auch München wandern da schnell noch ein paar Scheine obendrauf. Aber ich habe den Eindruck, dass der Lebenshaltungsvorteil (Mieten, Lebensqualität…) diese Differenz ein Stück weit auffängt – mit klarem Zielgruppen-Vorteil für diejenigen, die nicht den ganz großen Hauptstadt-Ruhm brauchen. Mit wachsender Erfahrung sind in Augsburg durchaus 3.500 € bis 4.200 € realistisch, Spezialisten mit AR/VR-Know-how oder Projektleitungs-Ambitionen ragen noch darüber hinaus, wenn auch selten. Reicht das? Das muss jeder selbst abwägen. Ich finde, Luft nach oben bleibt – aber bodenständig leben lässt sich davon, keine Frage.
Der entscheidende Punkt, und vielleicht auch der kitzligste, liegt irgendwo zwischen Arbeitsklima, Perspektive und Selbstwertgefühl. Wer von außen kommt, spürt schnell: Es menschelt. Kollegiales Miteinander ist kein Lippenbekenntnis, sondern ziemlich handfester Projektalltag. Vielleicht fehlt der Glamour der ganz großen Studios – nichts, was man zerreden müsste. Dafür gibt’s echten Gestaltungsspielraum, die Tür zu Hochschulkooperationen steht oft weit offen, Weiterbildung wird, mit zuweilen schwankendem Engagement, doch meist irgendwie mitgedacht. Manchmal fragt man sich, ob man Augsburg je wieder verlassen will. Wirklich. Und dann gibt’s Tage, da schaut man raus und denkt: Es wäre alles eine Nuance aufregender, wenn sich noch ein paar mutige Studios mehr hier ansiedeln würden.
Wer als Berufseinsteiger oder wechselwilliger Profi einen ehrlichen Einstieg, flache Hierarchien und relativ kurze Wege sucht, der ist in Augsburg bei Games-Themen gut aufgehoben – vorausgesetzt, die Erwartungshaltung passt zur regionalen Realität. Es wird nie alles rundlaufen, manches nervt, manches überrascht. In einem Punkt jedoch unterscheidet sich Augsburg wohltuend vom glatten Image anderer Standorte: Die Balance zwischen anspruchsvoller Technik und menschlicher Nähe, die ist in der Games-Community hier keine Pose, sondern… Alltag. Und das kann, Frank, Mark oder Anna, für viele das eigentliche „Game-Changer“-Element sein – solange man nicht erwartet, dass hier ein Hype nach dem anderen aus dem Boden schießt. Augsburg bleibt subtil. Wer das mag, bleibt oft länger, als er dachte.
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