Stadt Dortmund | 44135 Dortmund
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Was habe ich mir eigentlich vorgestellt, als ich das erste Mal mit dem Begriff „Friedhofsgärtner“ konfrontiert wurde? Blumen pflanzen, Laub rechen, vielleicht noch das eine oder andere Grab gießen. Schlicht. Still. Ein bisschen melancholisch. Und ja, eine gewisse Ehrfurcht hatte ich auch: Wer mit dem Tod arbeitet, braucht mehr als grüne Daumen, dachte ich. Aber Osnabrück, diese Mittelstadt voller liebenswerter Ecken und oft unterschätzter Details, hat mir andere Seiten gezeigt. Und die sind, mit Verlaub, weit facettenreicher als so manches Klischeebild der Regenmantel-Fraktion.
Viele denken: Gärtner ist Gärtner. Wer Pflanzen pflegen kann, schafft auch auf dem Friedhof. Aber die Praxis auf Osnabrücks parkähnlichen Friedhöfen – darunter Johannis, Hasefriedhof, hell, weich, manchmal fast festlich angelegt – zeigt: Hier trifft Fachkunde auf Fingerspitzengefühl, Organisationslust auf Mitgefühl. Morgens geht’s nicht selten los mit klassischer Pflege: Buchsbaum schneiden, Stiefmütterchen setzen, Bodendecker ersetzen. Aber dann diese plötzlichen Wechsel – eben noch Blattlaus am Rhododendron, und plötzlich steht eine Familie da, sucht Rat, will Trost, braucht eine Idee fürs Erdgrab nach dem Tod eines geliebten Menschen.
Die Auswahl an Pflanzen, die richtigen Materialien für die Saison, wucherndes Unkraut – klingt nach Routine, aber dahinter steckt eine Verantwortung, die unterschätzt wird: Viele Angehörige legen Wert darauf, dass alles stimmt. Da helfen keine Standards. Viele Friedhofsgärtner in Osnabrück, das habe ich in Gesprächen immer wieder wahrgenommen, sehen sich als eine Art stille „Paten“ für die Gräber. Nicht selten schaut jemand nach Feierabend noch einmal vorbei, beseitigt das, was der Wind vielleicht zu viel bewegt hat. Empathie ist hier nicht nur Floskel, sondern Teil des Jobs. Und manchmal – nackte Hände in der Erde – nimmt man auch ein Stück von den Sorgen mit nach Hause.
War Friedhofsgärtnerei früher Dauerauftrag und traditionsverhaftet, so ist sie heute alles andere als statisch. In Osnabrück, wo die Stadt wächst, aber die Grabnutzung wandelt, müssen Friedhofsgärtner flexibel sein. Die Zahlen sind eindeutig: Immer häufiger werden Urnengräber, pflegefreie Gemeinschaftsflächen oder „Baumbestattungen“ nachgefragt. Wer handwerkliche Routine sucht, wird hier nicht glücklich – zu unterschiedlich sind die Wünsche, zu wechselhaft das Wetter und die Auftraggeber.
Digitalisierung? Klingt wie ein Fremdkörper zwischen Grabstein und Gartenschlauch, ist aber längst Alltag. Koordination der Pflege per Tablet, Kontakt mit städtischen Stellen und Angehörigen über Apps. Dazu die – nicht zu unterschätzende – Dokumentationspflicht: Wer professionell auf dem Osnabrücker Friedhof unterwegs ist, führt Protokolle, manchmal so akribisch wie ein Uhrmacher. Da kann man sich einen „blumigen“ Job ganz anders ausmalen.
Viele scheuen den Sprung, weil Friedhofskultur nach alt riecht. Ist das gerecht? Kaum. Tatsächlich sind die Entwicklungschancen in Osnabrück ordentlich: Der laufende Generationenwechsel sorgt für freien Bedarf, vor allem, weil die ältere Gärtnergarde langsam abtritt. Wer mit Gestaltungssinn, Organisationslust und Gelassenheit umgehen kann, hat hier durchaus eine solide Perspektive. Das Geld? Ich will ehrlich bleiben: Mit 2.400 € bis 2.800 € startet man meist ein, gefühlt immer ein bisschen unter Wert. Mit einigen Jahren Erfahrung sind durchaus 2.900 € bis 3.300 € realisierbar – Leitung von Pflegekolonnen, Spezialaufgaben wie Naturgrabgestaltung, etc.
Was bleibt als persönliches Fazit? Friedhofsgärtner in Osnabrück zu sein, heißt mit Pflanzen, Menschen, Bürokratie und Wetter zugleich zu leben. Es gibt polternde Herbststürme, Tage voller Routine – und immer wieder stille kleine Momente, in denen man spürt: Das hier ist mehr als Arbeit am Grab. Wer das mag, bleibt hängen. Und wer nur sicher im Trockenen stehen will – na ja, der sollte vielleicht besser nach einer anderen Branche schauen.
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