Stadt Erlangen | 91052 Erlangen
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Friedhofsgärtner. Der Begriff löst bei vielen erst mal einen Reflex aus: Irgendwas mit Schnittblumen, Friedhofsruhe, vielleicht ein bisschen Melancholie, oder? Zugegeben: Die Kombination ist speziell – Gärtnern am Ort der Trauer, Arbeit zwischen duftenden Stauden und rohem Stein. Wer sich neu in diesem Arbeitsfeld bewegt, begegnet gerade in Nürnberg einer überraschenden Mischung aus Handwerk, Dienstleistung und sozialer Verantwortung. Klingt esoterisch? Ist es aber nicht. Im Gegenteil: Wer nach bodenständiger Arbeit sucht und im besten Fall eine Affinität zur Natur sowie Empathie für Menschen mitbringt, landet hier oft einen echten Volltreffer.
Ganz ehrlich, manche denken wahrscheinlich: „Da schiebt man ein paar Gießkannen und stutzt Sträucher.“ Doch dahinter steckt weit mehr als Gießdienst und Grabrandpflege. In Nürnberg, mit seinen historischen Anlagen wie dem Johannisfriedhof, ist das Blumenhandwerk keineswegs Routine, sondern eine täglich neue Herausforderung. Wechselnde Böden, Schattenlagen, sogar die örtliche Wasserhärte spielen eine Rolle – wenn man Gräber gestalten will, die Wind und Wetter genauso standhalten wie den wachen Augen trauernder Angehöriger. Klar, das Tagesgeschäft ist geprägt von Pflege, Pflanzung, saisonaler Bepflanzung und der Koordination mit Friedhofsverwaltungen. Aber dazwischen? Gespräche am Grab, fast nebenbei. Und manchmal steht man dann vor einer Steinplatte und weiß: Der Mensch dahinter hatte eine Geschichte. Keine Grabgestaltung ist wie die andere.
Jetzt mal Tacheles: Friedhofsgärtner ist nichts für Menschen, die vor Schmutz oder Kälte die weiße Fahne hissen. Früh aufstehen gehört dazu, ebenso wie ein gewisses Maß an Gelassenheit im Umgang mit „dunklen“ Themen. Aber – und das wird meines Erachtens oft unterschätzt – es ist ein Beruf, der viel Sinn stiftet. Wer in Nürnberg startet, findet ein erstaunlich stabiles Arbeitsumfeld: Die Nachfrage nach individueller Grabgestaltung ist ungebrochen. Familienunternehmen prägen noch immer die Szene, doch auch größere Betriebe investieren zunehmend in spezialisierte Technik und qualifiziertes Personal.
Das Gehaltsniveau? Hier lohnt ein ehrlicher Blick: Das Einstiegsgehalt beginnt meist bei rund 2.500 € bis 2.800 € – mit Erfahrung und Übernahme von Verantwortung (etwa für Azubis, Maschinen oder Kundenabstimmung) kann es bis auf 3.200 € oder mehr steigen. Nicht die große Geldmaschine, klar. Aber im Nürnberger Raum – mit seinen moderaten Lebenshaltungskosten – etwas, das solide Alltagsrealität abbildet. Und noch etwas: Gute Leute werden vielerorts gesucht, nicht zuletzt, weil das Klischee vom „letzten Ausweg Friedhof“ längst entkräftet ist. Der Job ist anspruchsvoll, ja, und der Fachkräftemangel macht auch vor Friedhofsmauern nicht halt.
Manchmal fragt man sich, wie sich ein derart traditionsreicher Berufsstand in moderne Zeiten rettet. Es geht, tatsächlich – wenn auch nicht geräuschlos. Der Einsatz neuer Maschinen, digitaler Planungstools für Pflanzkonzepte oder Bewässerungssysteme macht auch vor Nürnbergs Friedhofsgärtnereien nicht Halt. Wer offen für technische Neuerungen ist, kann sich schnell unentbehrlich machen. Gleichzeitig leben die Betriebe von jungen Ideen: Nachhaltige Grabgestaltung, naturnahe Pflanzungen, sogar Wildbienen-Convenienceflächen sind keine Nische mehr. Wer sich damit identifizieren kann, bringt heute mehr mit als einen grünen Daumen – nämlich Haltung und Zukunftsgeist.
Ob Berufseinsteiger, Umsteiger oder Suchende mit Fachkenntnissen: Wer in Nürnberg Friedhofsgärtner wird, entscheidet sich für einen Beruf, der weder kitschig romantisch noch einfach nur pragmatisch ist. Es ist eine Arbeit, die verbindet – Natur, Handwerk, Mensch. Für mich persönlich bleibt: Wer Katzenallergien hat, dem sei ein anderer Bereich empfohlen (Blumenwiesen können tückisch sein …). Wer aber bereit ist, morgens im Tau zu stehen, empfindsam mit Trauer umzugehen und trotzdem Lust auf Kreativität und kleine technische Spielereien verspürt, findet zwischen Rosen und Grabstein manchmal mehr Lebensnähe, als man vermuten würde. Noch nie war die Arbeit am Rand des Lebens so facettenreich wie heute – und in Nürnberg ohnehin anders als in jeder anderen deutschen Stadt.
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