Magistrat der Stadt Hanau | 63405 Hanau
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Hochschule Worms | 67547 Worms
Magistrat der Stadt Hanau | 63405 Hanau
Hochschule Worms | 67547 Worms
Man spürt es eigentlich schon beim Gang durch die Altstadt: Die Mischung aus Modernität und dem Hauch von Tradition, die Wiesbaden durchzieht, bestimmt auch das Arbeitsklima im Fach der Floristmeister. Kein reines „Blümchenschieben“, so viel vorweg – schon eher ein Handwerk mit Anspruch, Herz und Kalkulation, irgendwo zwischen Kunsthandwerk, Unternehmensführung und Alltagslogistik. Wer neu einsteigt oder aus einer anderen Ecke kommt, wird überrascht sein, wie vielschichtig die Rolle inzwischen ist. Das Romantische darf hier gerne aufblitzen, es bringt aber allein niemanden durch die nächste Saison.
Was viele unterschätzen: Es gibt kaum einen Tag, an dem Routine die Oberhand gewinnt. Die Bandbreite reicht von der Leitung des Ladens – also Mitarbeitermanagement und Bestellwesen – bis hin zur Gestaltung individueller Werkstücke für anspruchsvolle Kundschaft. Wiesbaden, mit seiner Mischung aus urbaner Klientel, dem bürgerlichen Mittelstand und einer Prise Prominenz, hält das Niveau hoch. Wer etwa schon einmal einen Flower-Service für das Kurhaus oder private Villen organisiert hat, weiß, dass einfaches Abreißen nach Katalog hier nicht reicht. Manchmal wird man – gefühlt – mehr zum Psychologen als zum Gestalter. Oder eben beides, an einem Tag.
Natürlich stellt sich direkt die Frage nach der wirtschaftlichen Realität: Die Zeiten, in denen das Blumengeschäft als krisensicher galt, sind vorbei. Steigende Mietpreise in Wiesbaden, gravierende Veränderungen im Einkaufsverhalten und, ja, die wachsende Online-Konkurrenz – all das setzt selbst eingesessenen Betrieben zu. Dennoch lassen sich solide Gehälter erzielen. Mit einer Meisterqualifikation rangiert man in der Stadt meist bei 2.700 € bis 3.400 €, je nach Betriebsgröße und Aufbauverantwortung. Nach oben offen, sofern noch florale Großprojekte, Events oder Kooperationen mit Hotellerie dazukommen. Dass dabei Mehrstunden und Frühjahrsmüdigkeit keine Fremdworte sind – Ehrensache. Ein Spaziergang wird das nie, aber es hat auch keiner behauptet, dass Sinnstiftung in der Lohnabrechnung steht.
Spannend, vielleicht sogar herausfordernd: das technische und gestalterische Niveau. Es reicht eben nicht mehr, den klassischen Strauß fehlerfrei zu binden. Wer zukunftssicher arbeiten will, beherrscht digitale Warenwirtschaft, kennt nachhaltige Bezugsquellen und jongliert mit internationalen Lieferketten. Das Thema Umweltschutz ist längst kein grünes Anhängsel mehr. Wiesbadener Kundschaft – so mein Eindruck nach etlichen Gesprächen – schaut kritisch auf Herkunft und Verpackung. Und geht auch mal, wenn ökologisches Marketing und tatsächliche Praxis sich beißen.
Manchmal werde ich gefragt: Und lohnt es sich überhaupt, sich weiterzubilden? Ja, aber mit klarem Blick. Die Meisterfortbildung öffnet Türen – zu eigenen Geschäften, zu Leitungsfunktionen, zu beratenden Tätigkeiten rund um Eventgestaltung. Was einem niemand sagt: Es ist ein Sprung ins kalte Wasser. Organisationstalent, Kundenkommunikation und eine gewisse Stressresistenz – das alles wird einem abverlangt, Tag für Tag. Der Job ist nah am Menschen, am Wandel der Jahreszeiten – aber eben auch an betriebswirtschaftlicher Realität. Wer diese Mischung sucht und keine Angst vor schmutzigen Fingern und Zahlenkolonnen hat, findet in Wiesbaden durchaus seinen Platz. Blumen – und Menschen – wachsen hier immer noch. Aber von allein? Wohl kaum.
Das könnte Sie auch interessieren