Magistrat der Stadt Hanau | 63405 Hanau
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
Galileo Global Education Germany GmbH | 70173 Stuttgart
Hochschule Worms | 67547 Worms
Magistrat der Stadt Hanau | 63405 Hanau
Galileo Global Education Germany GmbH | 70173 Stuttgart
Hochschule Worms | 67547 Worms
Wer zum ersten Mal einen Floristmeister in Mannheim bei der Arbeit erlebt, den trifft meist mehr als nur der Duft von frischem Eukalyptus. Da schlurft niemand spröde zwischen Schnittblumen und Gießkanne, vielmehr wirkt es ein wenig wie eine Bühnenprobe mit Gartenschere: Hier werden Farben inszeniert, Formen balanciert, Wünsche gelesen. Und dennoch – unterschätzen sollte man die Knochenarbeit nicht. Gerade Einsteiger:innen mit Frühlingsgefühlen für Floristik merken rasch: Der Sprung vom Gärtnern im Schrebergarten zur professionellen Gestaltung im Mannheimer Praxisbetrieb ist hoch, vielleicht nicht ganz so hoch wie vom Töpferkurs zur Porzellanmanufaktur, aber hoch genug, dass Theorie, Technik und Routine nicht einfach so mitwachsen.
Ob in einem der Familienbetriebe in der Neckarstadt, bei den Hochzeitsausstattern am Wasserturm oder in den düsteren Kühlkammern eines Großhändlers: Die Tätigkeitsfelder sind facettenreich, die Grenzen verschwimmen. Wer hier die Meisterprüfung abgelegt hat – oft nach Jahren als Florist:in und noch einer Portion Trockenkurs in Betriebswirtschaft –, trägt die Verantwortung für beides: Kreativität und Kalkül. Tag für Tag. Die Chefin eines Mannheimer Traditionsbetriebs hat mir einmal gesagt: „Wer nur Blumen liebt, steht bald allein mit ihnen da.“ Ein Satz, der sich einprägt. Denn tatsächlich ist Organisationstalent in diesem Beruf mindestens so gefragt wie die ruhige Hand am Draht. Einkauf, Kalkulation, Personalplanung, all das sitzt wie ein zweites Blumenbindeband fest ums Handgelenk.
Natürlich – viele zieht es überhaupt erst nach Mannheim, weil die Metropolregion noch diesen eigenwilligen Mix bietet. Eine studentische Szene, Kundschaft mit Vorliebe für urbane Nachhaltigkeit, dazu eine Hand voll experimentierfreudiger Galerien, die Floristik als Gestaltungselement in Ausstellungen verwenden. Klingt nach Spielplatz für Kreative? Vielleicht. Aber der Wettbewerb unter den Meistern ist nicht zu unterschätzen. Einige Jahrzehnte prägte hier die klassische Eventfloristik, inzwischen zeigt sich, dass Kund:innen gezielter nach ökologisch zertifizierten Materialien und regionalen Bezugsquellen fragen. Dazu kommt die digitale Konkurrenz, die sogar Blumengestecke aus der Cloud anbietet (ja, wirklich). Wer sich behaupten will, braucht ein feines Gespür für neue Strömungen – von lokalen Trends bis zu internationalen Techniken, Stichwort „Ikebana trifft Industrial Chic“. Wer stillsteht, wird schnell überholt.
Immer wieder spüre ich dieses kribbelnde Staunen bei jungen und auch bei erfahrenen Florist:innen: Gerade sind sie Meister geworden, stehen vor zehn Kartons aus Holland – und fragen sich, wie sie all das wirtschaftlich durchrechnen sollen. Die ernüchternde Wahrheit: Im klassischen Einzelhandel beginnt das Gehalt oft bei etwa 2.800 €, für erfahrenere Meister in Premiumlagen sind jedoch auch 3.500 € möglich, manchmal mehr, wenn Zusatzaufgaben hinzukommen oder das Geschäft saisonal boomt. Klingt solide, ist in Mannheim mit steigenden Mieten und Ladennebenkosten aber oft weniger üppig, als es scheint. Und niemand sollte sich Illusionen machen: Die Chefrolle im Blumenladen bedeutet nicht automatisch weniger Arbeit, viel häufiger eher die doppelte Portion – inklusive Feiertagseinsätze und Nachtschichten in der Vorweihnachtszeit.
Dennoch, der Zauber liegt in den Details. Vielleicht bleibt er gerade deshalb erhalten, weil sich der Beruf selbst so beständig neu erfinden muss. Die Möglichkeiten zur Weiterbildung – ob im Bereich Nachhaltigkeit, Grabgestaltung, digitale Präsentation oder Betriebsführung – sind in Mannheim durchaus vorhanden, etwa in Zusammenarbeit mit Fachklassen und spezialisierten Kursen aus der Region. Für die, die sich durchbeißen (und ja, manchmal ist Durchbeißen wörtlich gemeint), bietet sich eine Art geheime Bühne mitten in der Stadt, irgendwo zwischen regionaler Verwurzelung und kreativem Freiraum. Vielleicht ist Floristmeister eben doch mehr Lebensart als Beruf, ein Balanceakt auf dem feinen Draht zwischen Kalkulation und Kunst. Oder, wie eine Kollegin neulich ironisch bemerkte: „Wer heute hier anfängt, der muss entweder sehr gut rechnen können – oder sehr mutig sein.“ Ich bin mir nicht sicher, was wichtiger ist. Wahrscheinlich beides.
Das könnte Sie auch interessieren