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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) | 82234 Weßling
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Blühende Ränder der Straßen, Graffiti an stillgelegten Industriehallen, das rhythmische Klackern der S-Bahntüren am Marienplatz – und mittendrin: die oft ein wenig unsichtbare, aber ziemlich komplexe Welt der Floristmeister. Wer glaubt, hier ginge es nur um Rosensträuße und ein bisschen Schleifendraht, der hat noch nie einen Samstagmorgen im Münchner Großmarkt erlebt. Oder sieht mit einer gewissen Naivität auf den Job, ehrlich gesagt.
Sicher, in München ist die Liebe zu Blumen traditionsreich. Jahrelang wurde im Schatten der Gärtner-Dynastien fast beiläufig erwartet, dass Florist:innen nicht nur arrangieren, binden und verknoten, sondern auch kalkulieren, führen, kreativ explodieren – und zwischendurch bitte noch die Azubis motivieren. Alles in einer Stadt, in der die Mieten für Läden manch internationalem Modehaus das kalte Grausen lehren. Die Berufsbezeichnung „Floristmeister“ ist darum in Wahrheit ein wilder Mix aus Management, gestalterischer Leidenschaft und, manchmal, Tefloneigenschaften, was die Widerstandskraft gegen Stress angeht.
Was die Realität für Einsteiger oder Wechsler bedeutet? Erstmal, dass Routine hier kein Schimpfwort ist, sondern schlicht: überlebenswichtig. Die floristische Kreativität braucht ihre Ressourcen – Zeit, Material, Kunden, die ein gewisses Budget mitbringen. Klingt charmant, läuft aber auf knallharte Planung hinaus. Preise für Schnittblumen schwanken, gerade in den letzten Jahren hat das Thema Lieferkette auch dieses Segment unsanft erwischt. Man könnte denken: München ist immun, mit seinen zahlungskräftigen Kunden. Doch die Wahrheit schwankt – wie die Preise für Nadelgrün im November. Wer den Spagat zwischen künstlerischer Freiheit und dem eisigen Wind, der manchmal durchs Monatsende pfeift, beherrscht, fühlt sich in dieser Branche (noch) zu Hause.
Und das liebe Geld, permanent im Zentrum der Gespräche im Kollegenkreis: Das Gehalt als Floristmeister liegt meist zwischen 2.800 € und 3.400 € – wobei nach oben immer etwas Luft ist, wenn man etwa zusätzliche Beratung, Workshops, Trauerfloristik oder saisonale Schwerpunkte flexibel ins Angebot holt. Was viele unterschätzen: Ein geschärftes kaufmännisches Gespür ist mindestens so wichtig wie ein sicheres Auge für Farben. Denn ab einer gewissen Verantwortungserweiterung (Stichwort: eigenes Geschäft oder Filialleitung) hat jeder Blumenkauf, jede Hochzeitsplanung, jedes unterbliebene "Up-Selling" handfeste Auswirkungen. Nicht selten büßt so manche florale Vision dem Diktat der Bilanz.
Bleibt die Sache mit der Leidenschaft – klingt abgedroschen, ist aber hier tatsächlich keine Floskel. Wer sich in Münchens Kiezlandschaften bewegt, merkt: Die besten Floristmeister sind nicht die, die Ideen nach Pinterest kopieren, sondern jene, die Schranken zwischen Kunsthandwerk und Alltagsgeschäft fließend machen. Zeitgeist? Klar. Aber auch Tradition, etwa wenn zu Allerheiligen gefühlt das gesamte Viertel Schlange steht. Oder wenn experimentelle Blumenläden an der Fraunhoferstraße im Oktober Papageienblumen zum Designobjekt erheben und damit die typischen Rollkragenpullover-Intellektuellen ebenso überraschen wie die Stammkunden vom Viktualienmarkt.
Zur Wahrheit gehört auch: München ist unsentimental, was Durchhalteparolen angeht. Die Stunden sind selten neun-to-five, die Saisonspitzen können auslaugend sein – Trockenblumen-Hype hin oder her. Wer trotzdem nach Weiterentwicklung sucht, stößt in der Region auf vielfältige Kurse, spezialisierte Seminare (etwa zur digitalen Warenwirtschaft oder nachhaltigen Materialwahl) und ein feines Netz an spezialisierten Zulieferern. Studien zu Floristen in Süddeutschland zeigen: Der, der am Markt bleibt, hat neue Trends früh aufgegriffen und sich nicht zu schade gefühlt, nach neuen Geschäftsfeldern zu wühlen. Kurz: Wer weiß, wie man einen Blumenladen rockt, weiß meistens auch, wie man improvisiert, kalkuliert und – mit etwas Glück – dabei sogar durchatmet.
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