Fliesenleger Jobs und Stellenangebote in Essen
Beruf Fliesenleger in Essen
Riss im althergebrachten Fliesenbild – Fliesenleger in Essen zwischen Staub, Stolz und Wandel
Wer morgens in Essen, irgendwo zwischen Zeche Zollverein und Ruhrallee, in den Transporter steigt, Werkzeugkoffer und Fliesenkarton ins Heck hievt und die Hände schon nach Mörtel riechen, der weiß: Entspannter Schreibtischjob sieht anders aus. Ehrlich gesagt, ist „Fliesenleger“ so ziemlich der Hands-on-Beruf, den viele unterschätzen. Mal am Boden, mal an der Wand – und selten so eben, wie es im Schulbuch steht. Wer sich als Berufseinsteiger neugierig ins Getümmel stürzt, fragt sich zu Beginn oft: Was kommt da eigentlich auf mich zu, gerade hier in Essen, einer Stadt, die seit Jahrzehnten im Umbruch lebt?
Gar nicht so schwer zu beschreiben, das Handwerk. Und doch – teuflisch detailverliebt. Fliesenlegen ist mehr als Kellen führen und Fugen ziehen. Die Anforderungen: Millimetergenauigkeit, ein Auge für Geometrie, Praxiswissen zu Material und Untergrund. Klingt nach Routine? Denkste. Auf einer Großbaustelle am Limbecker Platz ticken die Uhren anders als beim privaten Altbaubad nähe Gruga. Im Wohnungsbau dominiert das Tempo – hier werden Quadratmeter gezählt, nicht Kaffeezeiten. Im privaten Bereich ist Handwerkskunst erwünscht. Die Arbeit wird auch am Ergebnis gemessen, nicht nur an der Zeit, die man unter Staub und Randdämmstreifen zugebracht hat.
Warum aber entscheiden sich gerade junge Leute, Quereinsteiger oder wechselbereite Fachkräfte für einen Job, der den Rücken fordert und Feinarbeit verlangt? Einer, der mehr Muskelkater als Applaus bringt? Ich behaupte: Weil kaum ein anderer Beruf so unmittelbar Ergebnisse liefert. Was gestern noch roher Estrich war, glänzt mit perfektem Raster, klarer Linie, am besten noch in knalligen Metrofliesen, wie sie in Essen-Kettwig neuerdings gefragt sind. Unterschätzt wird gern die Vielfalt: Ob Marmor, Feinsteinzeug, Mosaik – das handwerkliche Repertoire ist im Ruhrgebiet ausgeprägt. Und keine Baustelle gleicht der andern.
Finanziell? Kann sich mittlerweile sehen lassen, jedenfalls wenn man ein bisschen Geduld hat. Der Anfang ist rau: So zwischen 2.400 € und 2.700 € für Einsteiger, je nachdem, in welchem Betrieb und welcher Ecke von Essen man landet. Wer Durchhaltevermögen beweist, entwickelt sich weiter – dann können 3.000 € bis 3.600 € Wirklichkeit werden. Klar, riesige Sprünge wie bei manchen Technikerberufen sind selten, aber die Wertschätzung wächst, nicht zuletzt dank Fachkräftemangel. Das hat sich auch auf den tariflichen Bereich und zusätzliche Zulagen ausgewirkt. Baustellenzulage, Auslösungen, gelegentlich ein Bonus für „Speziallösungen“ – gibt es alles, wenn man sich als unverzichtbar macht.
Was viele nicht ahnen: Das Handwerk ist im Wandel, selbst in einer durch und durch traditionellen Stadt wie Essen. Digitalisierung schleicht sich (halb gewollt, halb dauerhaft verwirrend) auch auf den Bau. Lasermessgeräte, digitale Baupläne, Baustellenapps. Nicht alles davon ist praktikabel – aber manches kann tatsächlich Zeit sparen oder das Nachjustieren vor Ort erleichtern. Nicht zu vergessen: Der Trend zu nachhaltigen Baustoffen, besonderen Klebstoffen ohne Schadstoffe, Fliesenrecycling. Zukunft? Schwierig. Glaskugel besitze ich keine, aber der weiter steigende Renovierungsbedarf – Stichwort Wärmedämmung, energetische Sanierung alter Wohnblöcke – spielt dem Fliesenhandwerk zu. In vielen Essener Stadtteilen werden Altbauwohnungen aufwendig modernisiert, Bäder und Küchen aufgewertet. Wer Fit im Kopf bleibt, auf neue Techniken setzt und Kundenkontakt nicht scheut, findet Nischen, die kaum wegzudenken sind.
Manchmal – das ist meine ganz persönliche Erfahrung – stellen sich selbst gestandene Kollegen noch die Frage: Hält das Handwerk seinen sozialen Status? Ob’s das Sprungbrett in Richtung Selbständigkeit ist, weiß niemand im Vorfeld. Eines kann ich aber versichern: In Essen sind Fliesenleger gefragt wie selten, und an Arbeitsmangel leidet hier garantiert niemand. Wer bereit ist, das hohe Anfangstempo und die Eigenverantwortung auszuhalten, der findet eine Branche zwischen Routine und Rauhheit, in der ein Zentimeter Versatz mehr Drama auslösen kann als jede Vorstandssitzung. Nur, dass man am Ende des Tages wirklich sieht, was man geschafft hat. Wer das zu schätzen weiß – der merkt irgendwann: Es gibt Schlimmeres als Mörtelstaub und Muskelkater.