Fachverkäufer Lebensmittelhandwerk Bäckerei Jobs und Stellenangebote in Kiel
Beruf Fachverkäufer Lebensmittelhandwerk Bäckerei in Kiel
Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk Bäckerei in Kiel – Zwischen Frühaufstehern, Handarbeit und der Frage nach dem guten Leben
Morgens um halb fünf in Kiel – während andere noch den letzten Traum verhandeln, knipst in einer der kleinen Traditionsbäckereien eine Fachverkäuferin das Licht an. Brötchen stapeln, Geburtstagskuchen noch einmal abstäuben, Konfitüregläser sortieren, dabei der kurze Blick aufs Wasser, als das erste Licht über der Förde aufzieht. Wer hier einsteigt – ob als junger Azubi, erfahrene Umsteigerin oder suchender Allrounder –, merkt schnell: Bäckereifachverkauf ist kein Beruf für schüchternes Hinterm-Herd-Stehen. Es ist Handwerk und Menschenkontakt. Und manchmal: ein bisschen Bühne.
Was viele unterschätzen: Wer in Kiel hinter den Tresen geht, arbeitet nicht nur mit Broten, sondern mit Geschichten. „Darf’s noch ein Franzbrötchen mehr sein?“ – das klingt harmlos, kann aber der Anfang einer Stammkundschaft oder das Ende eines langen Arbeitstages sein. Die einen lieben dieses Einmischen, das Scherzen mit Senioren, den altmodischen Charme der Bonbon-Vitrine. Andere scheitern an der zugleich nötigen Schlagfertigkeit und an den immergleichen Fragen: „Haben Sie das auch glutenfrei?“ Wer sich in der Bäckerstube Auszeit erhofft, hat was falsch verstanden. Statistisch sitzen in dieser Branche die Kommunikationsprofis – oft unbemerkt. Mein Eindruck: Wer sich für diesen Weg entscheidet, braucht ein dickes Fell, aber auch offene Ohren.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Kiel? Klar: Je nach Betrieb, Tariflage, Qualifikation. Im Einstieg bewegen sich Löhne meist zwischen 2.300 € und 2.800 €. Das ist solide, aber selten spektakulär. Lässt man Schichtdienste, Wochenendjobs und das in Kiel berühmte Nordlichtwetter außen vor. Aber das Leben ist mehr als Gehaltstabelle. Die persönliche Entwicklung in kleinen Betrieben, die Möglichkeit, im Team wirklich gebraucht zu werden – das macht für viele mehr aus als jede Null beim Monatsende. Trotzdem: Wer länger dabei bleibt oder Fortbildungen macht (Stichwort Verkaufsleiter oder spezieller Brotberater – ja, das gibt’s!), kratzt auch mal an der 3.000 €-Marke.
Und noch was, das selten auf dem Papier steht: Die Technologisierung in Bäckereien. Auch in Kiel sieht man Touchkassen, digitale Warenwirtschaft, moderne Backautomaten – klingt unspektakulär, ändert aber still das Berufsbild. Felder wie Bestellung, Bestandskontrolle, sogar Preisgestaltung sind gläserner, effizienter – und weniger fehleranfällig. Für Einsteiger heißt das: Technische Affinität ist heute fast so wichtig wie Freundlichkeit. Manche Kolleginnen (ich sage extra Kolleginnen – das Geschlechterverhältnis ist hier auffällig weiblich) haben die Umstellung leicht genommen, andere fühlt sich von der Digitalisierung förmlich überrollt.
Apropos Veränderungen: Wer neu in Kiel beginnt, begegnet einer Kundschaft, die sich wandelt. Viele Studierende, Zugezogene und ein wachsender Anteil an Menschen mit besonderen Ernährungsansprüchen. Vegane Plunder, laktosefreie Croissants, „Breadbowls“ mit regionalen Füllungen – das alles ist längst keine Großstadt-Spinnerei mehr. Selbst alteingesessene Kieler Omas lassen mal probieren. Manchmal sieht man hier mehr Experimentierfreude als in so mancher Berliner Szene-Bäckerei. Witzig, aber wahr: Wer denkt, in Kiel läuft alles wie vor 30 Jahren, irrt gewaltig.
Bleibt die Sache mit der Belastung. Frühschichten, da reden wir von vier Uhr morgens, nicht von neun. Arbeitskleidung, Hände, die nach Hefe riechen. Tage, an denen einem der Smalltalk die Stimmbänder austrocknet oder die Kollegin auf halber Strecke ausfällt. Aber auch das Gefühl, Teil von etwas Echtem zu sein. Wenn Stammkunden warten, dass „ihre“ Verkäuferin zurückkehrt, dann ist das mehr als nur Job. Und ganz ehrlich – manchmal, wenn man aus der Bäckerei tritt und die Möwen kreischen hört, fühlt sich das Leben in Kiel trotz allem ziemlich richtig an.