Steigenberger Conti Hansa Kiel | 24103 Kiel
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Der Wind weht hier oben manchmal ruppig. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Arbeiten als Direktionsassistent in Kiel selten ein harmonisch-mittiger Job ist. Man steht dazwischen – nicht ganz oben auf der Brücke wie die Direktion, aber auch nicht im Maschinenraum. Eher so auf halber Höhe, mit dem Blick für beides: die feinen Wellen der Gästebeschwerden und die rollenden Stürme aus Personalbedarf, Veranstaltungswahnsinn und – das darf man nicht unterschätzen – knisterndem Druck in saisonalen Spitzenzeiten.
Wer glaubt, dass „Assistenz“ nach Kaffeekochen und Protokollschreiben riecht (was übrigens auch mal dazugehört, klar), wird im Hotelumfeld schnell eines Besseren belehrt. Ich spreche hier aus Erfahrung – aus der Nähe der Schalttafel, sozusagen. In Kiel geht es oft rauer zu als im Bilderbuch-Süddeutschland: knappe Zimmerverfügbarkeiten zur Kieler Woche, plötzliche Crewwechsel an den Kreuzfahrt-Terminals, spontaner Besuch von Delegationen, die noch am Vorabend „unbedingt“ vegetarische Regionalgerichte möchten – und bei allem die Budget-Tabellen, die aus den Ecken dräuen. Das Tagesgeschäft hat wenig Geduld für umständliche Wege. Die Chefin will Lösungen, das Team braucht Klartext. Einen, der organisiert, vermittelt, erklärt und, pardon, auch mal den Karren aus dem Dreck zieht.
Frage: Braucht man hier Nerven wie Drahtseile? Antwort: Irgendwie schon. Zwischen Personalführung im Frühstücksdienst, kurzen Budget-Updates an die Hoteldirektion und dem schlichten, aber existenziellen Kampf um Handwerkertermine (der Installateur kommt eben nicht, „weil das ja keiner vorher gesagt hat“) erlebt man Arbeitsverdichtung – und zwar ziemlich real. Kommunikation ist kein leeres Schlagwort, sondern das Werkzeug, mit dem man Unruhe glättet oder – im Notfall – wenigstens so kanalisiert, dass die Stimmung nicht kippt. Ja, manchmal träumt man nachts von Excel– aber auch von den wenigen Momenten, die alles ausgleichen: Einem gelungenen Event. Einem fast unmöglichen Upgrade, das doch noch klappt. Oder dem leisen Schulterklopfen vom Chef.
Was viele unterschätzen: In einer Stadt wie Kiel, zwischen Ostseetourismus und Universitätsbetrieb, ist Flexibilität Gold wert. Englisch? Pflicht. Ein bisschen Dänisch, falls der Fährbetrieb wieder brummt? Nett. Was ich beobachte: Der Arbeitsmarkt bleibt trotz Schwankungen erstaunlich stabil. Immer mehr Häuser investieren in Modernisierung, digitalisieren Abläufe – ohne die klassischen Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine gänzlich zu kappen. Das Gehalt liegt im Schnitt irgendwo zwischen 2.600 € und 3.300 €; gelegentlich wird mehr bezahlt, noch öfter aber weniger, vor allem in inhabergeführten Betrieben, wo der Weg zur Gehaltserhöhung manchmal über das eigene Durchhaltevermögen führt. Offene Karte: Reich wird man nicht, aber das Gefühl, gebraucht zu werden, ist selten so direkt spürbar wie hier.
Wer ins Hotelmanagement einsteigen oder die Seiten wechseln will, stößt in Kiel auf eine Branche im leisen Umbau. Viele Häuser kämpfen mit Nachwuchsproblemen, der Generationenwechsel ruckelt noch. Technologisierung? Ja. Aber noch ist die kluge Assistenz, die nicht nur Zahlen, sondern auch feine Zwischentöne lesen kann, schlicht unersetzlich. Weiterbildung – im Bereich Sprachen, Revenue-Management, Führung – ist nicht Kür, sondern Überlebensstrategie. Alles, was nach Automatisierung riecht, hilft bei Standardprozessen, aber wenn die Lichter ausfallen? Wird immer noch jemand gesucht, der den Plan B aus dem Ärmel schüttelt.
Was bleibt? Kiel ist ein Hafen, offen nach außen und nicht ohne Widerhaken. Wer hier als Direktionsassistentin oder Direktionsassistent durchhält, weiß spätestens nach ein paar Saisons: Windiger kann’s werden, aber auch lohnender – auf eine ziemlich norddeutsche Art. Anpassungsfähig sein, den Überblick behalten und, bitte, auch Humor. Denn wenn die Dänen mit dem Fährschiff anlegen, ist eh alles anders als geplant.
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