Mountain View Hotel Willingen | Willingen (Upland)
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Mountain View Hotel Willingen | Willingen (Upland)
Manchmal frage ich mich, ob der Gast im Frühstücksraum ahnt, wer eigentlich den kleinen Wahnsinn im Hintergrund zusammenhält. Die Hoteldirektion steht auf dem Papier ganz oben – klar. Aber im Maschinenraum der Organisation, da wo Telefone brummen, Check-in-Probleme knallen und der Geschäftsführer spontane IT-Visionen hat, zieht meist jemand anderes die Fäden: der Direktionsassistent oder, seltener, die Direktionsassistentin. Wer in Bielefeld in diesen Beruf einsteigt, erlebt ziemlich schnell: Dieser Job ist kein schicker Posten mit dauerndem Schulterklopfen, sondern eine Mischung aus Allround-Feuerwehr, Kommunikationskunst und diskreter Strippenzieherei.
So viel vorweg: Bielefeld ist nicht Berlin. Also keine hippe Metropolensause mit 24-Stunden-Overload, dafür aber ein solides, bodenständiges Umfeld. Die Stadt ist gewissermaßen ein Spiegelbild ihrer Hotels: gepflegt, funktional, überraschend international. Wirtschaftlich – und das merkt man direkt am Gästemix – gilt Bielefeld als solides Pflaster für den Mittelstand und für Geschäftsreisende. Gut, gelegentliche Fußballtouristen oder Tagungsgäste sorgen für quirliges Treiben. Aber im Kern ist es ein Markt für Leute, die Beständigkeit und übersichtliche Verhältnisse schätzen. Zugegeben: Das klingt erstmal gemütlich. Dabei täuscht die Fassade. Zumindest, wenn man als Direktionsassistent im Hotel landet.
Wer denkt, man arbeite irgendeine Schubladentätigkeit ab, hat den Beruf gründlich missverstanden. Zwischen Gästereklamation, Monatsabschluss und Personalengpässen bleibt selten Zeit zum Durchschnaufen. Manchmal springt die Technik im Tagungsraum ab, mal reicht das Housekeeping nicht hinterher, und dann steht ein alter Stammgast an der Rezeption mit dem Wunsch nach „etwas Besonderem“. Das Anforderungsprofil? Einmal die komplette Bandbreite: Organisationstalent, dickes Fell, Zahlenflair und eine Prise diplomatisches Geschick. Fehlende Fachkenntnisse fallen hier sofort auf: Wer im Umgang mit Hotelsoftware oder Kassenabschlüssen schwimmt, verliert den Überblick. Dazu Englisch, manchmal ein wenig Französisch – und, wer hätte es gedacht: Alltagspsychologie, die man auch nicht im Lehrbuch findet.
Persönlicher Einschub: Es ist nicht leicht, im Schatten der Chefetage zu stehen und doch dauernd sichtbar zu sein. Die direkte Zusammenarbeit mit der Hoteldirektion fordert Taktgefühl. Mal schiebt man große Themen voran – Verträge, Marketing, Budget, interne Kommunikation. Dann wieder fängt man Spielbälle ab, an denen sich andere die Finger verbrennen. Wer Ambitionen hat, sich in einem Hotelbetrieb wirklich einzubringen, kann hier glänzen und zugleich viel lernen. Ironie am Rande: Fehler fallen sofort auf. Aber positive Ergebnisse? Verschwinden oft im Gesamtglanz. Das ist die Krux dieses Berufs: Wer seinem Ego eine Hauptrolle geben will, ist fehl am Platz. Mir scheint: Der beste Direktionsassistent ist unsichtbar effektiv.
Klar, keiner redet gern als Erstes übers Gehalt. Trotzdem, Hand aufs Herz: Gerade beim Berufseinstieg spielt das Geld eine Rolle. In Bielefeld bewegen sich die Gehälter für Direktionsassistenten typischerweise zwischen 2.700 € und 3.400 €. Erfahrene Fachkräfte – besonders mit Spezialisierung auf Tagungs- oder Kettenhotellerie – können auch Richtung 3.800 € rutschen, allerdings unter erkennbar höherem Erwartungsdruck. Vergleich zu Metropolen? Eher gemäßigt. Trotzdem lässt sich in Ostwestfalen vernünftig leben, sofern man nicht mit Großstadtsprüngen liebäugelt. Und was man selten liest: Viele Häuser setzen stark auf fachliche Weiterentwicklung, etwa „on the job“ oder durch lokale Kooperationsseminare. Klingt vielleicht dröge – ist aber Gold wert, besonders im regionalen Wettbewerb.
Manchmal – das gebe ich unumwunden zu – fragt man sich, ob der tägliche Spagat zwischen Gästen, Zahlen und Kollegen auf Dauer Kraft gibt. Wer den direkten Kontakt und changierende Tätigkeiten mag, findet im Bielefelder Hotelmarkt ein ziemlich einzigartiges Lehrstück in Sachen Selbstorganisation und Konfliktmanagement. Kein Tag wie der andere, aber auch keine Möglichkeit zum gemütlichen Verstecken. Klar, man wächst. Oder eckt an. Wer bereit ist, sich auf nervöse Morgende, schnelle Themenwechsel und manchmal spröde Chefs einzulassen, bekommt zwar keinen Logenplatz – aber eine echte Perspektive, sich selbst neu zu vermessen.
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