Media University of Applied Sciences | 10115 Berlin
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Media University of Applied Sciences | 10115 Berlin
Chefredakteur: Dieses Wort klingt wuchtig, fast wie ein alterntümlicher Dampfer im Strom der Medienwirtschaft. Wer sich in Potsdam aufmacht, dieses Steuer zu übernehmen – ob frisch von der Uni, nach Jahren in der Fachredaktion oder auch als Quereinsteiger mit journalistischer Spürnase – betritt ein Terrain, das zwischen Tradition und Aufbruch schwankt. Zwischen Filmstadtglamour und preußischer Strenge, mitten im manchmal störrischen Schatten der Hauptstadt, entsteht hier ein Arbeitsfeld, das mehr ist als nur Print, Online oder die tägliche Redaktionskonferenz.
Hier in Potsdam verlangt der Beruf den Spagat: Einerseits die knallharte Redaktionskoordination, die Themenführung, der kritische Blick auf Qualität. Andererseits Kreativität, die Fähigkeit, einen fähigen, oft jungen Journalistentrupp zwischen TikTok und Traditionsabonnenten so zu führen, dass am Ende tatsächlich Relevanz entsteht. Wer glaubt, der Chefredakteur hat den Hut auf und kassiert Applaus, der irrt gewaltig. Viel häufiger ist Sitzfleisch gefragt – im Mobiliar des 19. Jahrhunderts oder im digital durchdesignten Newsroom, je nach Medium.
Eins muss einem klar sein: Ein Chefredakteur in Potsdam hat es mit dem wohl spannendsten Medienumfeld Mitteldeutschlands zu tun. Warum? Zum einen, weil die Nähe zu Berlin eine permanente Herausforderung wie auch Verlockung bedeutet. Wer relevant bleiben will, muss die Balance halten zwischen Großstadtsog und Lokalkolorit. Das klingt banal, ist aber die eigentliche Kunst: Potsdamer Themen aus dem Schatten Berlins zu holen und trotzdem nicht ins Provinzielle zu kippen. Inhalte, die hier funktionieren, brauchen oft ein anderes Gespür für Nuancen – und manchmal auch die Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen.
Man kann die Digitalisierung überall predigen, aber in der Praxis sitzt der Teufel im Detail: Geschwindigkeit, Multichannel-Publishing, crossmediale Workflows. Wer heute Chefredakteur wird, sollte eines beherzigen: Das Team will geführt, nicht verwaltet werden. Kommunikation ist keine Einbahnstraße – und ganz ehrlich, was viele unterschätzen: Konflikte sind dabei nicht das Problem, sondern die Voraussetzung für Innovation. In Redaktionen, die sich noch an Printallüren klammern, kann das haarig werden. Aber wer will schon in einem Beruf ohne Reibung arbeiten? (Eine rhetorische Frage, zugegeben.)
Geld? Ja, darüber spricht man ungern, aber es spielt eine Rolle. In Potsdam liegt das Gehalt für Chefredakteurinnen und Chefredakteure meist zwischen 4.000 € und 6.000 € – mit Ausreißern nach unten wie nach oben, je nach Verlag, Medium oder Verantwortung. Von sagenhaften Verlagsboni träumen kann man, aber die Realität ist oft bodenständiger. Die Verantwortung wiegt schwer: Man kann sich mit einer einzigen falschen Headline in die Nesseln setzen – und das nicht nur rhetorisch. Was bleibt, sind Momente echter Wirksamkeit: Wenn ein sensibles Thema aufgeht, das Team geschlossen mitzieht oder wenn es gelingt, im Medienrauschen dieser Stadt einen eigenen Ton zu setzen.
Potsdam bietet mehr als Filmstudios und Villen: Die Stadt ist ein guter Nährboden für journalistische Weiterbildung, sei es digital, spezialisiert oder interdisziplinär. Wer Chefredaktion hier nur als nächsten Karriereschritt sieht, wird rasch merken, dass Haltung, Neugier und die Lust am Gestalten wichtiger sind als jede Zertifizierung. Am Ende ist dieser Beruf eine Gratwanderung – zwischen Routine und Wagnis, Zeitdruck und kreativem Spiel. Für alle, die diesen Spagat nicht scheuen, kann es einer der besten Jobs der Stadt sein. Klar, manchmal frage ich mich selbst: Will ich das wirklich, mit all dem Druck? Und dann merke ich – ja, gerade deshalb.
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