Media University of Applied Sciences | 50667 Köln
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CHEFS CULINAR West GmbH & Co. KG | 47652 Weeze
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Wer als Chefredakteur in Mülheim an der Ruhr arbeitet, schwimmt nie im seichten Kanal. Die Zeiten, in denen Redaktionen gemütlich im Gleichstrom der altbekannten Wirtschafts- und Lokalthemen dahindümpelten, sind längst vorbei. Heute dreht sich das Medienkarussell, manchmal schwindelerregend schnell, und der Chefredakteur, mitten drauf, hält das Steuer – oder balanciert zumindest wagemutig zwischen Lokalkolorit, Digitalisierung und permanenten Erwartungsschrauben. Was klingt wie ein großes Orchester, ist im Arbeitsalltag oft eher ein Spagat zwischen Kompromissbereitschaft und klarem Kurs.
Im Ruhrgebiet, wo man traditionell eher auf den Pott achtet als auf den Pomp, muss ein Chefredakteur Hände und Füße in Bewegung halten. Mülheim an der Ruhr, diese eigensinnige Stadt mit Industrievergangenheit und viel stählerner Geschichte im Rücken, stellt ihre Besonderheiten voran: Wer hier Redaktionsluft schnuppert, erkennt schnell, dass Themen wie Strukturwandel, Integration oder urbanes Leben eben nicht aus irgendwelchen Pressetexten herausmadig werden dürfen – sondern nach Substanz schreien. Wie oft ich mich gefragt habe, wie man aktuelle Wirtschaftsthemen für ein Mülheimer Publikum herunterbricht, ohne dass sie im Rauschen der Großstädte verlorengehen… Kurze Antwort: Nur mit echter Nähe zum Geschehen, weniger mit Versatzstücken aus Frankfurt oder Berlin.
Für Berufseinsteiger, Quereinsteiger oder wechselwillige Profis ist eines glasklar: Der Alltag eines Chefredakteurs ist kein festgezurrter Ablauf. Zwischen Redaktionsleitung, Mitarbeiterführung, Content-Strukturierung und dem berühmten „letzten Blick aufs Blatt“ wechseln Aufgaben ständig. Noch dazu verändert die Digitalisierung das Spielfeld – Online-Redaktion, Multichannel-Publishing, Social Media. Die klassische Printausgabe? Ist immer noch da, mancher sagt: zum Glück, aber eben eingebettet in diese brodelnde Melange neuer Formate. Wer hier Akzente setzen will, braucht ein Gespür für den Ton dieser Stadt. Man muss wissen, dass die Mülheimer Community Digitalevents längst nicht nur aus der Ferne beobachtet. Experimentierfreudig ist die Leserschaft offenbar schon, solange die Geschichten ehrlich bleiben. Ein bisschen rau, kantig, vielleicht – mehr echte Stimmen als Hochglanz. Ehrlich gesagt: Wer Kontrolle liebt, sollte um den Beruf einen Bogen machen. Aber für Menschen, die den kreativen Kick zwischen Unplanbarkeit und Gestaltung mögen – da ist das hier ein Elfmeter ohne Torwart.
Natürlich: Chefredakteur wird niemand mit links. Erfahrungen im Journalismus sind so gut wie Pflicht, dazu kommen Führungskompetenz, Textsicherheit, rechtliches Hintergrundwissen und – nicht zu unterschätzen – ein dickes Fell. Gerade in einer politisch aufgeladenen Region wie dem Ruhrgebiet. Was die Qualifikation angeht, ist es weniger das abgehakte Studium (obwohl das pluspunktig auffällt), sondern die Fähigkeit, Meinungsvielfalt zu moderieren und redaktionelle Prozesse auch gegen den Wind zu steuern. Medienethik, Recherche, Projektmanagement: Klingt nach Seminar – ist im Alltag selten planbar. Manchmal hat man das Gefühl, man jongliert mit fünf Bällen und muss gleichzeitig einen in Brand geratene E-Mail-Flut löschen.
Klar, das Geld. Persönlich finde ich, Gehaltsdiskussionen werden in unserer Branche oft mit zu wenig Offenheit geführt. In Mülheim liegt das monatliche Einstiegsgehalt als Chefredakteur meist zwischen 3.500 € und 4.200 €, wobei regionale Medienhäuser und Verlagstraditionen bedeutende Unterschiede machen (und Luft nach oben da ist – für manche, nicht für alle). Topverdiener landen mit entsprechendem Ruf und Verantwortung bei 5.000 € bis 6.500 €. Aber: Die Arbeitszeiten – wechselnd, oft abends, gelegentlich am Wochenende und mit einer Unberechenbarkeit, die auch das Gehalt relativieren kann. Kurios: Gerade in den letzten Jahren nehmen Weiterbildungsangebote zu, vor allem im Bereich Datenjournalismus, digitale Transformation und Führungscoaching. Mülheim mag nicht München oder Köln sein, aber der Wille zur Weiterentwicklung ist spürbar. Mir scheint, die eigentliche Herausforderung bleibt: Dranbleiben, sich inmitten des stetigen Rollenwechsels nicht zu verlieren – und den eigenen, unverwechselbaren Ton zwischen Ruhrgebiets-Puls und Medienwandel zu behalten.
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