medialog GmbH & Co. KG | Baden-Baden
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Media University of Applied Sciences | Frankfurt
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Chefredakteur – für viele klingt das nach Aufbruch, nach Macht über Headlines und die scharfe Feder im Rücken der Redaktion. In Ludwigshafen, dieser vielschichtigen Stadt am Rhein, ist der Job aber deutlich mehr als das Bild vom fröhlichen Blattmacher mit Kaffeebecher und polierter Schreibe. Wer einsteigen oder quer wechseln will, dem begegnen hier nicht nur die großen Themen des Medienwandels, sondern auch Eigenheiten, die den Job so unangenehm facettenreich wie reizvoll machen.
Was viele unterschätzen: Der Chefredakteur sitzt selten tagesfüllend vorm Text. Vielmehr jongliert er (oder sie) permanent die Aufgabenbälle zwischen Redaktionssitzungen, Themenplanung, Personalführung, Social Media-Überblick und der kräftezehrenden Abstimmung mit Anzeigenleitung, Geschäftsführung und manchmal auch Politik – Letztere nicht selten mit den berühmten offenen Fragen im Raum. Da reicht der Kaffee nie für einen ganzen Tag. In Ludwigshafen kommt noch eine Eigenheit hinzu: Das Medienumfeld ist von hemdsärmeligen Lokalallianzen, einer aktiven Zivilgesellschaft und regionalen Traditionsblättern geprägt, die sich auf kleinem Spielfeld beäugen. Manchmal fragt man sich, ob man gerade einen politischen Präzedenzfall aufklärt oder die nächste Doppelseite über Chemieindustrie und Stadtentwicklung rettet.
Ludwigshafen tickt nicht wie München oder Berlin – das spürt jeder rasch, der aus einer Metropole hierherkommt. Die Menschen hängen an ihrer Stadt, der Dialekt steckt im Alltag wie das BASF-Logo an den Werkstoren. Das ist noch kein vollständiger Generationenbruch, aber die Leserschaft altert, während Social Media, Podcasts und experimentelle Erzählformen nachwachsen. Wer hier als Chefredakteur ankommt, muss den Spagat schaffen: zwischen regionaler Tiefe, lokalem Selbstbewusstsein und dem Drang nach digitaler Relevanz. Die Bandbreite der Themen reicht von Stadtteilkultur über Integration bis zu Industriepolitik – und da muss man, Hand aufs Herz, auch mal improvisieren: Mal sitzt man im Rathaus, mal auf einer Bürgerversammlung, dann wieder mit jungen Reporterinnen beim Fact-Checking im Co-Working-Space am Rheinufer.
Reden wir nicht drum herum: Das Gehalt ist für viele ein wichtiger Faktor. In Ludwigshafen bewegt sich das Grundgehalt eines Chefredakteurs häufig zwischen 3.800 € und 5.500 €. Wer bei einem starken Verlag oder einer städtischen Mediengruppe landet – ja, die gibt’s hier tatsächlich – kann auch mal Richtung 6.000 € gehen, aber mit wachsender Verantwortung und Stresslevel. Das fällt in städtischen Redaktionen weniger ins Gewicht als in den großen Medienhäusern, aber der rechtliche und publizistische Druck bleibt. Was selten jemand offen ausspricht: Wertschätzung misst sich hier nicht nur an Titeln oder Salären. Wer Lokaljournalismus steuert, dem begegnet oft eine direkte Reaktion aus der Bevölkerung – manchmal mit Lob, oft mit scharfem Leserbrief. Ludwighafener sind da schmerzfrei, im Guten wie im Schlechten.
Wer neu in den Job oder von außen dazustößt, sollte mit der Breite an Aufgaben und der thematischen Tiefe nicht nur kokettieren: Hier zählt Generalistentum. Klar, Ausbildung in Medien, Journalismus oder Geisteswissenschaften ist kein Fehler, reicht aber allein nicht. Ein Rest Querdenken und Lust, mit Sprachbildern zu experimentieren, ist fast wichtiger als das perfekte Blattmachen aus dem Lehrbuch. Und dann wäre da noch die Lust auf Widerspruch und das Wissen, dass in Ludwigshafen alles einen Tick persönlicher, manchmal auch weniger geschmeidig läuft. Ist das das Richtige? Muss jeder selbst wissen. Aber wer die Energie hat, für seine Redaktion und die Stadt einzustehen – der wird merken: Chefredaktion in Ludwigshafen, das ist kein Schaulaufen wie anderswo, sondern ein ziemlich echter, manchmal chaotischer, meistens sehr lebendiger Beruf.
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