Media University of Applied Sciences | 50667 Köln
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CHEFS CULINAR West GmbH & Co. KG | 47652 Weeze
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Chefredakteur in Düsseldorf – klingt irgendwie nach Rotstift im Luxusloft, oder? Feines Büro am Medienhafen, Blick auf den Rhein, Break am Nachmittag im urbanen Coffeeshop. Die Wirklichkeit ist, wie so oft, etwas schrulliger. Für alle, die den Sprung an die Spitze eines Redaktionsteams in der Landeshauptstadt wagen wollen – oder gerade dabei sind, es zu überlegen –, ist es höchste Zeit, ein paar Mythen zu entkernen. Nicht, dass es nicht mitunter auch Espresso in Designer-Tassen gäbe – Düsseldorf eben. Aber der Alltag ist komplexer, spannender, herausfordernder, als das Klischee will.
Man kann es drehen, wie man will: Wer als Chefredakteur in Düsseldorf arbeitet, bewegt sich auf einem Markt, der von einem eigenwilligen Mix aus Traditionsbewusstsein, Experimentierfreude und wirtschaftlichem Kalkül geprägt ist. Das Medienumfeld ist dichter besiedelt als das Altbierangebot an der Ratinger Straße. Lokale Tageszeitungen, Magazine, Onlinemedien, Agenturen, selbst Corporate-Publishing-Abteilungen geben sich ein Stelldichein – und wetteifern nicht nur um Leser, sondern auch um kluge Köpfe mit Profil (und oft ein bisschen Eitelkeit, durchaus). Klar, wer nicht mindestens einen Kommunikationsprofi im Freundeskreis hat, wohnt vermutlich eher am Stadtrand von Krefeld als mitten in Düsseldorf.
Was viele unterschätzen: Chefredakteur ist kein reiner Schreibtischjob. Strategie, Organisation, jede Menge Spagat zwischen Management und Kreativität – und dann die permanente Erwartung, nah an Themen, Menschen und gesellschaftlichen Strömungen zu bleiben. In Düsseldorf kommen dazu eigene Spielarten: Einmal diese unglaubliche Nähe zum Wirtschaftsgeschehen der Rheinmetropole, vom Fashion-Cluster bis zur Immobilienwirtschaft; dann der mächtige Sog der Kunstszene, der in Redaktionen für überraschend viel Diskursstoff sorgt. Manchmal entdeckt man dabei eine Geschichte, die sonst niemand sieht – manchmal auch nur einen Shitstorm im Anflug. Wer neu im Job ist, fragt sich schnell, wie man all das jeden Tag aufs Neue sortiert. Realität? Entscheidungen unter Zeitdruck, Verantwortung fürs Team, den eigenen Laden und die Marke, für die man nun mal steht. Und immer wieder diese Frage: Wie hoch stapeln, ohne sich zu verheben?
Über Geld redet man nicht? Doch, auch in Düsseldorf. Das Einstiegsgehalt für Chefredakteure bewegt sich meist zwischen 3.500 € und 4.500 €, abhängig von Medium, Branche und (unnachgiebig) Berufserfahrung. In größeren Medienhäusern, vor allem mit digitalem Fokus, sind durchaus auch 5.000 € bis 6.000 € möglich – nach oben geht es mit wachsender Verantwortung, Teamgröße, Reichweite und politischem Fingerspitzengefühl. Was viele nicht einrechnen: Die Arbeitszeiten sind oft alles andere als gesetzt, Entscheidungen müssen auch mal nachts fallen. Ehrlich: Wer hier auf Work-Life-Blümchenromantik hofft, sollte sich vielleicht doch lieber in die PR verschaukeln lassen. Andererseits: Wer Spaß am Gestalten hat, wer den Diskurs liebt und bereit ist, sich ständig weiterzuentwickeln – der kann hier nicht nur gut leben, sondern wird, bei klugem Timing, ganz nebenbei auch noch Branchengeschichte mitschreiben.
Die Veränderungen im Mediensektor sind spätestens seit der Digitalisierung in Düsseldorf angekommen. Tempo bestimmt die Agenda, Disruption ist Dauerzustand. Wer jung einsteigt, muss keine Angst vor Experimenten haben – Eigenständigkeit, Mut und ein bisschen Gegen-den-Strich-Denken werden eher belohnt als belächelt. In Redaktionen, die unter Kostendruck stehen, kommt es auf Führung jenseits des Mikromanagements an. Sicher, Klaviatur spielen kann jeder – aber die Melodie bestimmen können nur wenige.
Genau das macht den Reiz aus: In Düsseldorf stehen die Chancen gut, dass man mit Haltung, Neugier und einer Prise Feinsinn nicht im Mittelmaß erstarrt, sondern einen ganz eigenen Klang in die Presselandschaft bringt. Manchmal rau, gerne laut, immer mittendrin. Und vielleicht, ganz am Rande, sogar mit etwas Extraflair, das nirgendwo sonst in Deutschland so selbstverständlich dazugehört. Die beste Nachricht? Perfekte Lebensläufe sind überschätzt. Ecken und Kanten sind das neue Glatt.
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