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Wenn mich jemand fragt, was eigentlich den Alltag eines Chefredakteurs in Braunschweig prägt, komme ich immer ein wenig ins Stocken. Nicht etwa, weil ich keine Antwort hätte – im Gegenteil. Die Herausforderung liegt darin, aus dem Ideenmeer einen brauchbaren Kurs herauszupicken. Das ist übrigens typisch für diesen Beruf: dauernd steuert man zwischen Themenflut und Ressourcenkante, trifft Entscheidungen, die keiner für einen abnehmen kann. Wer hier neu ansetzt, spürt schnell: Ein Chefredakteur baut weniger Schiffe als Netze. Und manchmal sitze ich im kleinsten Eckbüro der Redaktion und denke: Die große Welt fängt mit lokalen Geschichten an – und endet dabei längst nicht mehr am Altstadtmarkt.
Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Chefredakteur ist längst kein Job mehr für papierverliebte Feuilletonisten mit Hut. Wer heute in Braunschweig die Zügel in der Hand hält, balanciert zwischen klassischen Printwegen und digitaler Dauerbeschallung. Es sind nicht nur die Themen, die parallel laufen, sondern auch die Kanäle: Printprodukte, Online-Portale, Social-Media-Angebote. Im Alltag bedeutet das, thematische Vielfalt, Community-Stimmen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gleichzeitig zu orchestrieren – mal Taktgeber, mal Übersetzer, oft Krisenmoderator.
Die Anforderungen? Ein bunter Strauß – journalistisches Handwerk, Führungsstärke, digitales Gespür. Dabei ist die Rahmenlage in Braunschweig alles andere als trivial. Das Publikum hier ist kritisch, ausgesprochen lokal verwurzelt und zugleich offen für neue Perspektiven. Klingt nach Gratwanderung? Ist es auch. Dazu gesellt sich ein wirtschaftliches Umfeld, das zwar Tradition kennt, aber Innovation verlangt. Wenn man sich da nicht ab und zu in die eigene Unsicherheit zurücklehnt – „Habe ich das Thema jetzt verschlafen, oder ist es einfach nur noch nicht reif?“ – dann macht man etwas falsch.
Berufseinsteiger oder berufserfahren – das kommt auf die Tagesform an. Finanziell betrachtet, bewegt sich das Einstiegsgehalt in Braunschweig meist im Bereich zwischen 3.300 € und 3.800 €. Wer bereits mehrere Jahre – und, seien wir ehrlich, mehr als nur einen Lernstolperer – vorweisen kann, landet schnell bei Beträgen von 4.000 € bis 5.200 €. Exzellenz und unternehmerisches Mitdenken hebeln die Zahlen weiter nach oben, vor allem bei größeren Medienhäusern, die der Region eine bundesweite Stimme verleihen. Aber: Honorar ist nicht alles. Nicht selten entscheidet die redaktionelle Freiheit am Ende über das berufliche Glück. Und manchmal frage ich mich wirklich, ob nicht das Gefühl, abends noch immer eine eigene Agenda schreiben zu dürfen, mehr wert ist als die nächste Gehaltserhöhung.
Es gibt Tage, da wirkt die digitale Revolution wie ein Marathon durch den Braunschweiger Regen – man weiß, wo’s langgeht, aber so richtig warm wird einem dabei selten. Klar, die Medienbranche steht auch hier vor denselben Umwälzungen wie andernorts: klassische Anzeigenmärkte trudeln nach unten, Podcasts und Newsletter schießen aus dem Boden. Aber was viele unterschätzen: Gerade in Braunschweig erwarten die Leser Nähe, Dialogfähigkeit und eine tiefsitzende Kenntnis regionaler Eigenheiten. Digitale Transformation? Die besteht hier darin, Technik sinnvoll einzusetzen, echte Diskurse in den sozialen Medien zu führen und dabei die klassischen journalistischen Werte nicht zu verramschen. Das ist keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang. Wer sich der Stadt nicht verbunden fühlt, verliert schnell die Leser, noch bevor die Digitalisierung richtig greifen kann.
Was bringt das? Für Berufseinsteiger und Wechselwillige bieten sich in Braunschweig durchaus Entwicklungschancen – vorausgesetzt, man kann wachsen wollen, auch wenn es unbequem wird. Viele Verlagshäuser und kleinere Redaktionen kooperieren inzwischen mit regionalen Hochschulen und bieten crossmediale Fortbildungen an. Thematisch ist alles dabei: von datengetriebenem Lokaljournalismus bis zu ethischen Fallstricken in Krisenzeiten. Ich sage immer: Wer nur „Chefsessel“ hören will, sollte sich einen bequemeren Stuhl suchen. Aber wer Haltung mit Neugier paart und bereit ist, die Region wirklich zu durchdringen, der findet einen Beruf, der so überraschend ist wie Braunschweig an einem Sonntagabend auf dem Altstadtring – Stadtflair trifft Gegenwart, und jeder Tag bleibt ein bisschen unvorhersehbar.
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