Media University of Applied Sciences | 50667 Köln
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Bonn also. Stadt der Ministerien, Schnörkelliebling am Rhein, ein bisschen stolz auf den Beethoven, aber auch auf die überraschend vielseitige Medienlandschaft. Wer hier als Chefredakteur in ein Team – oder besser: eine Redaktion – einzieht, bemerkt ziemlich schnell, dass zwischen Rheinromantik und Print-Druckerei wenig Platz fürs Träumen bleibt. Der Job klingt fancy – ist aber ein knallharter Spagat zwischen Denksport, Handwerk und Impro-Kabarett auf offener Bühne. Jeden Tag.
Beginnen wir dort, wo es wehtut: Selbst in Bonn, diesem seltsam urban-dörflichen Polit-Fleck, verändert sich das journalistische Spielfeld im Eiltempo. Auch und gerade für Chefredakteurinnen und Chefredakteure, die sich auf ein Konglomerat aus Regionalität, Nationalem und Digitalem einlassen (müssen). Da ist nichts mit „Routine“ – Wer damit rechnet, wird aufgerieben oder lacht irgendwann galgenhumorig über sein erstes Redaktionsjahr. Fragen Sie ältere Kolleginnen: „Ich dachte, ich könne Text. Jetzt fühle ich mich wie ein Jongleur auf bröckelndem Eis.“
Dieser Beruf, häufig als „Kür“ nach Redakteursjahren beschrieben, ist viel mehr als die summe von Themenplanung und Seitenkontrolle (wobei auch das: kein Kinkerlitzchen). Ein Chefredakteur entscheidet, worüber berichtet wird – und wie. Das eigene Recherche-Gen? Unverzichtbar. Vielschichtige Sicht auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle Entwicklungen? Pflicht, kein Luxus. Und in Bonn: Besonders gefragt. Politik am Puls, Wissenschaft vom Schreibtisch aus, KMU-Sorgen, Gremienarbeit, Bildungsdebatten, Migrationsfragen – das Themenkarussell dreht sich schneller, als man „Kurvenlage“ sagen kann. Nein, es reicht eben nicht, nur die Belegschaft dienstags zum Blattplausch zu rufen. Du bist Lotse, Dirigent, Mediator – und gelegentlich das letzte Bollwerk gegen stilistische Einöde.
Für Einsteigerinnen und Wechsler mögen Gehälter auf dem Papier halbwegs attraktiv erscheinen – sagen wir im Bereich von etwa 3.900 € bis 6.200 €, je nachdem, welche (Führungs-)Verantwortung, Reichweite und Komplexität der Titel mitbringt. Die Feinheiten dazwischen: ein eigenes Mysterium. Redaktionsgrößen, Verlagsstrukturen, Ressort-Budgets, und – natürlich –: Digitalisierung. Dennoch: Gut bezahlte Sicherheit? Gibt’s so selten wie den spontanen Karnevalsverzicht. Was viele unterschätzen: Der Stress kommt nicht nur aus der Redaktion, sondern auch aus Verlagsetagen, Anzeigen-Vertrieb, Zielgruppen-Mikroperspektive... – Aber genug gejammert; Medienleute jammern sowieso zu viel (meine Meinung…).
Die vielleicht größte Herausforderung ist, mit dieser Wandelgeschwindigkeit umzugehen – und half-proaktiv, half-realisierend, die eigene Truppe mitzuziehen. Gerade in Bonn, mit seinen – sagen wir es ehrlich – sehr mündigen und oftmals anspruchsvollen Leserstrukturen, ist Innovationsresistenz der direkte Weg in die Bedeutungslosigkeit. Lokale Themen brauchen Tiefe, digitale Formate zwingen zum Umbau von Routinen, Künstliche Intelligenz wirbelt die Arbeitswelt noch einmal kräftig durch. Wer in Bonn Chefredakteur wird, muss daher nicht nur Text können, sondern vor allem Perspektivwechsel, empathische Führung und Bereitschaft, den eigenen Standpunkt an- und auszupassen. Der Spagat beim Treppensteigen, Sie kennen das.
Bleibt noch die Frage nach der Zukunftsfähigkeit. Stabil ist anders. Kaum ein Beruf im Medienbereich ist so stark von gesellschaftlicher Entwicklung, Technikzyklen, Audience-Fragmentierung und – ja – Regionalpolitik abhängig. Andererseits: Wer das wahre Bonn will, findet gerade hier die Mischung aus Sinn, Verantwortung und Adrenalinfunkeln, die für den Rest des Berufslebens prägt. Oder, anders gesagt: In Bonn Chefredakteur? Das ist alles, nur kein lauwarmer Job. Und spätestens am Kaffeeautomaten nach einer durchwachten Nachrichtenlage merken Sie: Überraschenderweise fühlt es sich meistens genau richtig an.
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Chefredakteur (m/w/d) Agrar und Lebensmittel
AFC Consulting Group AG | 53111 Bonn
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