Exyte Management GmbH | 01067 Dresden
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Opto GmbH | 07743 Jena
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Wer sich als Naturwissenschaftler:in, Technikfan oder „Macher“ (dieses archaische Wort möge mir verziehen) in Chemnitz fragt, wie sich die Biotechnologie-Landschaft so anfühlt und anfühlen lässt – nun ja: Es ist ein bisschen wie der berühmte Spagat zwischen Grundlagenforschung und Anwendungsdrang. Das Erstaunliche daran: Gerade Chemnitz, Topografie von Maschinenbau und Textilgeschichte, mischt in genau diesem Spannungsfeld plötzlich ganz vorn mit. Vieles ist im Wandel, man stolpert über neue Institute und Start-ups, während der Altbau der TU Chemnitz im Hintergrund den Taktstock schwingt – mit gelegentlichem Knarren, versteht sich.
Dass die Bionik- und Bioverfahrenstechnologie nicht nur Laborbrillen, weiße Kittel und acht Stunden DNA-Analyse bedeuten, merkt man schnell – spätestens, wenn man im Gespräch mit Kolleg:innen mal genauer hinhört. Hier liegt die Praxis oft irgendwo zwischen Pilotanlage, analytischer Datenflut und ungeduldigem Mittelständler, der fragt: „Könnt ihr das vielleicht skalieren? Und zwar vorgestern?“ Ich habe selbst erlebt, wie die Suche nach synthetischen Enzymen plötzlich zum regionalen Wettbewerbsvorteil wird. Klingt übertrieben? Gut, aber in Chemnitz diskutiert man tatsächlich, wie biotechnologische Lösungen zur effizienten Textilveredelung beitragen können – so gesehen eine dezente Hommage an das gute, alte Sachsen.
Wie ist nun der Arbeitsmarkt? Ehrlich: Die fetten Jahre des Goldrausches sieht anderswo aus, aber es gibt sie – diese versteckten Perlen im regionalen Netzwerk. Typische Arbeitgeber? Neben Forschungseinrichtungen und kleinen Entwicklungsfirmen finden sich unerwartet viele mittelgroße Unternehmen, die biotechnologische Verfahren für Umwelttechnik, Lebensmittelanalyse oder Spezialchemie suchen. Die Aufgabenfelder sind breiter, als es auf den ersten Blick scheint: Microfluidik, klassische Laborarbeit, angewandte Bioinformatik, aber eben auch Qualitätsmanagement, Prozessautomation oder die Schnittstelle zur Werkstoffentwicklung. Wer sich spezialisiert – beispielsweise in Enzymtechnologie, Zellkulturtechnik oder Analyseverfahren – der (!) merkt schnell: Hier wird immer häufiger über fächerübergreifende Teams gearbeitet. „Interdisziplinär“ ist nicht nur ein Buzzword, sondern tägliche Notwendigkeit.
Gehälter? Nun, die Spanne ist beträchtlich, ich habe es in Chemnitz mehrfach erlebt: Berufseinsteiger:innen starten meist irgendwo zwischen 2.800 € und 3.200 €, in Expertenrollen oder mit Betriebsverantwortung sind auch 3.600 € bis 4.200 € drin. Klar, das ist nicht München oder Hamburg – aber Mieten und Lebenshaltung liegen hier ebenfalls deutlich niedriger. Manche unterschätzen, wie viel Spielraum das für den Alltag schafft. Überschätzt sollte aber auch nicht werden, wie schnell man diese Gehaltsstufen erreicht: Wer wirklich in die oberen Gehaltsbänder will, braucht meist fundierte Praxiserfahrung, Verantwortungsübernahme und – so dröge das klingt – die Bereitschaft, sich permanent weiterzubilden. Ja, die berühmten Zertifikate … wobei ich immer wieder staune, wie praxisnah viele der Weiterbildungen an den regionalen Bildungszentren inzwischen ausfallen.
Ach ja, das Thema Technologiewandel – nicht der Elefant, sondern der Technodonner im Raum. Chemnitz positioniert sich gezielt als Standort für Life Sciences und innovative Verfahrenstechnik. Es entstehen Cluster aus klassischen Maschinenbauern und biotechnologischen Startups – manchmal wild, manchmal zäh, fast immer spannend. Wer bereit ist, die eigenen Routinen zu hinterfragen und auch mal werkstoffaffine Forschungszweige zu durchdringen, findet hier eine Art „Lebenslabor“, das viel Eigeninitiative, manchmal Frustrationstoleranz, aber auch viel Gestaltungsmacht mitbringt. Dabei: Anders als im Biotechnologie-Hotspot Berlin wirkt Chemnitz oft weniger überdreht, pragmatischer, fast bodenständig experimentell. Vielleicht nicht jedermanns Sache – aber meine ist es. Bis heute.
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