Uzin Utz SE | 77871 Ulm
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Wer sich in Freiburg im Breisgau für die Aufgabe eines BIM Managers entscheidet, landet zwangsläufig an einer eigenwilligen Schnittstelle. Digitale Transformation, Baukultur und – nicht zu vergessen – die Eigenheiten der Region. Manchmal habe ich das Gefühl, gerade hier begegnet man einer Mischung aus Technikbegeisterung und stoischer Verwurzelung. Beides braucht es. Aber der Reihe nach: Dieser Job ist keines der Berufe, die im Vorbeigehen gelernt werden. BIM (Building Information Modeling) verlangt nach Übersicht, strukturellem Denken und einer ordentlichen Portion Pragmatismus. Kombinationen, die sich im Südwesten zuweilen zu neuen Formen von Sturheit entwickeln. Und doch – oder vielleicht gerade darum – lohnt sich der Blick hinter die Fassaden.
Seit Jahren gilt Freiburg als Vorreiter in Sachen ökologisches Bauen. Green City, solare Dächer, Passivhaussiedlungen – kennen wir. Aber wie setzt man all diesen Vorzeige-Anspruch praktisch um? Hier kommt der BIM Manager ins Spiel. Er oder sie sitzt auf dem heißen Stuhl zwischen Architekten, Ingenieuren, Behörden und nicht selten auch den ambitionierten Planern von Nebenan, die natürlich auch alles wissen, bloß mit Excel statt Revit. Gerade in der Region, wo ganze Stadtteile als „Smart City Living Labs“ vermarktet werden, wächst der Druck, nicht bloß digital zu simulieren, sondern real das Klima zu schonen. Es ist eine Art Spagat zwischen nüchterner Datenverwaltung und dem Ideal, Freiburgs Bauten wirklich nachhaltiger, transparenter und effizienter zu machen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen – und der Arbeitsalltag ist alles außer monoton.
Wen es nach Freiburg verschlägt, der erlebt oft eine urbane Mischung aus Weltläufigkeit und Heimatverbundenheit. Was viele unterschätzen: Gerade Bauträger, Planungsbüros und Handwerksfirmen ticken oft noch ziemlich analog. Der Widerstand gegen Umstellung ist manchmal unsichtbar – schleicht sich durch die Hintertür. Da wird ein komplexes Projektdatenmodell gerne mal als „Sonderlocke“ abgetan oder die E-Mail dem gemeinsamen Datenraum vorgezogen. Mit anderen Worten: Geduld, Frustrationstoleranz und kommunikatives Fingerspitzengefühl sind tägliche Weggefährten. Auf der anderen Seite: Wer sich hier mit Digitalisierungs-Charme und einer Handvoll lokaler Anekdoten ins Team schmuggelt, kann ganze Entwicklungsprozesse lostreten, die vorher für undenkbar gehalten wurden. Utopisch? Vielleicht. Aber man sollte das badische Temperament nie unterschätzen.
Klar, die Theorie kennen wir: Master Bauingenieurwesen, Architektur oder eine technische Informatik-Ausbildung, dazu idealerweise Zusatzzertifikate für BIM. Aber: In der Praxis sind es die detektivischen Fähigkeiten, das Beherrschen von Autodesk Revit, Solibri oder Navisworks – und, Achtung, manchmal schlicht die Bereitschaft, sich in jedem Meeting auf ganz neue Gesprächslogik einzulassen. Gerade Einsteigerinnen und Quereinsteiger merken schnell, dass es keine One-Size-fits-all-Lösung gibt. Regelmäßige Weiterbildung ist Pflicht, und wer hier stehen bleibt, wird von der digitalen Welle gnadenlos überrollt. Was aber begeistert: Freiburg fördert Spezialisierungen an Hochschulen, und manche Kompetenznetzwerke vor Ort bringen einen in Kontakt mit echten Visionären. Manchmal nur mittwochs beim Feierabendbier, aber immerhin.
Sicher, das Gehaltsniveau lockt keine Großstadt-Nomaden: Wer in Freiburg startet, sollte mit 3.800 € bis 4.500 € zum Einstieg rechnen. Mittelständische Büros zahlen gelegentlich noch weniger, Konzerne etwas mehr – wobei ab 5.200 € für erfahrene BIM Manager in der Region bisher wirklich die musikalische Obergrenze erklommen ist. Dafür gibt es: Lebensqualität, kurze Wege zu Schwarzwald und Elsass und einen Arbeitsmarkt, der zwar nach Fachkräften sucht – aber noch nicht vollends im Digitalrausch angekommen ist. Oder um es anders zu sagen: Wer Innovation und Beständigkeit verbinden will, findet hier Spielraum für Experimente und manchmal ein bisschen sanften Gegenwind. Ziemlich sicher: Freiburg bleibt ein Spielfeld für Idealisten mit Bodenhaftung.
Man erlebt beides: Euphorie und Ernüchterung. Aber wer nah am Puls der regionalen Entwicklung arbeiten, echten Gestaltungsspielraum und Kontakt zu engagierten Kolleginnen und Kollegen sucht, ist selten fehl am Platz. Ein Berufsbild im Wandel – vielleicht genau deshalb spannend genug, den eigenen Horizont zu verschieben. Jeden Tag aufs Neue.
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