Drees & Sommer SE | 30159 Hannover, Hamburg
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VIRES CONFERRE GmbH | 58636 Iserlohn
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Wer sich einen Beruf sucht, bei dem sich Schreibtisch und Baustelle nicht mehr als Gegensätze ausschließen, sondern durch Digitalisierung ganz neue Überschneidungen bilden, landet früher oder später zwangsläufig beim Thema Building Information Modeling, kurz BIM. Die Rolle des BIM Managers wirkt da auf den ersten Blick wie die Antwort auf alle aktuellen Modetrends der Baubranche: digital, vernetzt, angeblich zukunftsfest. Aber stimmt das? Und was heißt das konkret – speziell hier in Bielefeld? Ich habe in den letzten Monaten in kleinen und größeren Büros, auf städtischen Projektebenen und im Austausch mit wechselwilligen Statikern, Architektinnen und Bauleitern einiges an Zwischentönen erlebt.
Die romantische Vorstellung, BIM Management bestehe vor allem aus Kaffeetrinken, Datenmanagement und der freundlichen Steuerung von Kollaborationssoftware, hält in der ostwestfälischen Realität ungefähr zwei Stunden. Dann kommt entweder der Anruf aus dem Bauamt mit der überraschenden Nachfrage zu einem Modellstand oder das Verzögern der Stromleitung sorgt für das x-te Update im Planungsmodell. Die Aufgabe ist ein Flickenteppich: Einerseits digitales Projektmanagement – präzise, bisweilen fast pingelig. Andererseits muss ein gehöriges Maß an Nervenstärke her, wenn Bielefelder Tiefbauunternehmen das Thema „Modellbasierte Ausschreibung“ noch immer wie Esoterik behandeln. Es ist eben keine Raketenwissenschaft – aber eben auch kein Spaziergang.
Wer hier einsteigen will, sei es direkt von der Hochschule, aus der Bauleitung heraus oder als routinierter Planungsprofi mit Lust auf digitale Experimente – eines sollte klar sein: Ohne ein echtes Gespür für die Dynamik zwischen Software und Praxis hat man es schwer. Revit, Navisworks oder andere BIM Tools zu beherrschen, ist dabei nur die eine Hälfte. Die andere sind Gespräche auf Augenhöhe, mit Leuten, die sich seit Jahrzehnten auf Papierplänen zu Hause fühlen. Und die lassen sich selten einfach „umschalten“. Was viele unterschätzen: Gut 80 Prozent der Arbeit ist Kommunikation. Spätestens, wenn der Elektroplaner auf die Frage nach „Datenschnittstellen“ in Bielefelder Platt antwortet, merkt man, dass Theorie und Praxis nicht immer deckungsgleich sind.
Die Stadt ist nicht Berlin. Klingt platt, stimmt aber: In Bielefeld wird vieles langsamer, aber nachhaltiger ans digitale Lasso genommen. Größere Ingenieurbüros setzen seit Jahren auf modellbasierte Planung, die Stadt fördert modellgetriebene Bauprojekte zwar, aber baurechtliche Hürden und gewachsene Abstimmungswege sorgen für erstaunliche Ehrenrunden. Manchmal jedenfalls. In den letzten Jahren hat sich dennoch ein spürbarer Digitalisierungsdruck aufgebaut – ausgehend von großen Infrastrukturprojekten, aber auch dem Mittelstand. Gerade für Berufseinsteiger ist das eine eigentümlich gute Nachricht: Wer flexibel denkt, Geduld mitbringt und beides – klassische Baupraxis und digitales Arbeiten – miteinander verheiratet, ist im Vorteil. Man kann am „modernen Bielefelder Bauwunder“ tatsächlich mitbauen, solange man bereit ist, auch schwergängige Prozesse zu begleiten.
Jetzt zur Gretchenfrage: Lohnt sich das Ganze auch finanziell? Beim Berufseinstieg bewegen sich die Gehälter auf einem Niveau von etwa 3.200 € bis 3.600 €. Mit Erfahrung und der Bereitschaft, auch mal abends ein Webinar oder zwei zu absolvieren, sind mittelfristig 3.600 € bis 4.500 € erreichbar – in ausgewählten Fällen, mit hoher Modellierungsverantwortung und Führung, noch etwas darüber. Das ist im Vergleich zu reinen Bauleitungsrollen durchaus attraktiv. Aber das Geld ist selten das, was einen morgens wirklich ans Rechner-Interface treibt. Es geht eher um das kleine Glück, wenn ein fummeliger Datenimport am Ende doch zur sauberen Mengenübergabe führt und das Team – irgendwann, nach einigen Überzeugungsrunden – merkt, dass es ohne digitale Koordination nicht mehr geht.
Ich würde behaupten: Wer sich für die Mischung aus Technik, Kommunikation, regionaler Bodenständigkeit und sturem Digital-Willen interessiert, findet in Bielefeld als BIM Manager ein ordentliches Spielfeld – mit Ecken und Kanten, klar. Aber auch mit Raum für echte Berufsentwicklung. Die Rezepte von gestern funktionieren nur noch halb, und die von morgen sind noch nicht ganz fertig. Das Beste daran: Es bleibt Bewegung. Und wer darauf Lust hat, wird sich zumindest über eins nicht beschweren – fehlende Abwechslung.
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