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Was ich nie so recht glauben wollte – das Bauwesen holpert und ruckelt manchmal an der Digitalisierung vorbei wie ein alter Laster auf einer Schlaglochpiste. Bis man, so wie ich, erste Schritte zwischen Planstapel und IFC-Modellen unternimmt, als Einsteiger mit Halbwissens-Handgepäck und der festen Zuversicht, dass Building Information Modeling (BIM) endlich den Kran in die Cloud hievt. Augsburg, da muss ich einräumen, bietet da einen ganz eigenen Schauplatz – nicht Berlin, nicht Stuttgart, eher Mittelstands-Pragmatismus mit bayerischer Gründlichkeit. Doch was heißt das konkret für den Job als BIM Manager? Zeit, genauer hinzuschauen.
BIM Manager sind längst mehr als digitale Koordinatoren auf Großbaustellen. Hier in Augsburg – mit seinem Mix aus Handwerkstradition, kleinen und mittleren Büros, Kommunalen Projekten und Uni-Nähe – wird die Rolle flexibel interpretiert. Mal ist man Modell-Flüsterer im Architekturbüro, mal Herrin über clash-detects auf einer öffentlichen Baustelle, mal auch ganz klassisch: Moderator zwischen Bauherrschaft, Planenden und Software-Eigenarten. Ich hatte fast erwartet, ein Beruf für Techniknerds. Aber Vorsicht, das reicht nicht. Wer sich ausschließlich hinter Revit oder Solibri verschanzt, landet schnell im Abseits. Beim letzten Projekt – E-Mobilitätszentrum der Stadt – zeigte sich wieder: Geschickte Kommunikation, diplomatisches Talent und Hartnäckigkeit im Abstimmungsprozess werden mindestens so stark nachgefragt wie 4D-Simulationen.
Manchmal frage ich mich, ob den Beruf überhaupt schon jemand in Augsburg ganz ausdefiniert hat. Der akademische Hintergrund? Zumeist Bauingenieurwesen, Architektur oder Versorgungstechnik – klar, da bewegt sich das klassische Spektrum. Längst gibt es aber auch Seiteneinsteiger, etwa aus technischen Redaktionen oder der Haustechnik. Die Wahrheit: Keine Hochschule, kein Workshop klebt einem den perfekten BIM-Ausweis an. Was viele unterschätzen: Wer als Berufseinsteigerin loslegt, trifft nicht selten auf Vorgesetzte, die mit altem Planverständnis liebäugeln – „Papier ist geduldig, das BIM-Modell noch geduldiger.“ Spätestens da merkt man: Geduld ist eine unterschätzte Kompetenz.
Im Raum Augsburg pendelt das Gehalt beim Start oft zwischen 3.100 € und 3.600 €. Berufserfahrene, die nicht bloß Daten drehen, sondern Prozesse clever lenken und Stakeholder einfangen, landen durchaus bei 4.000 € bis 5.200 €. Klingt verlockend, klar. Doch vorweg: Die Spanne ist real, aber kein Selbstläufer. Wer langfristig mitspielt, investiert abends noch in Weiterbildungen oder testet Plugins, die am Nachmittag im Meeting wieder verworfen werden. Und ja, die Bayerische Baubranche hat manchmal einen Dickkopf. Fortschritt? Viel Begeisterung, manchmal zähe Umsetzung. Wer also lieber den ständigen Umbruch lebt, fühlt sich hier herausgefordert – aber eben nicht überfordert.
Klingt abgedroschen: Aber Augsburgs DNA tickt im Takt des Mittelstands. Was das für BIM Manager heißt? Oft arbeiten sie eng mit Handwerksbetrieben, die BIM noch für einen Modebegriff halten, und mit Behörden, bei denen Prozessänderungen das Tempo einer Schnecke aufnehmen. Und doch: Gerade öffentliche Hochbauprojekte sowie gewerbliche Neubauten wie am Innovationspark sorgen für regelrechten Innovationsschub. In Pehlingers Kaffeehaus treffe ich manchmal Kolleginnen, die an nachhaltigen Quartiersentwicklungen tüfteln und dabei eigene pragmatische BIM-Standards durchgesetzt haben – mit Herz, Verstand und immer etwas Improvisation.
Vielleicht ist das das Interessanteste an diesem Berufsbild in Augsburg: Man wird nicht einfach Managerin oder Manager, sondern Brückenbauer zwischen digitalem Fortschritt und gebauter Wirklichkeit. Routine? Fehlanzeige. Sicherheiten? – Ein Stück weit. Aber inmitten aller technischen Präzision bleibt es ein Beruf mit Ecken, Kanten und jeder Menge Zwischenräume. Was bleibt: Eine Portion Neugier, manchmal Frustration, oft aber ein stiller Stolz, wenn aus Daten und Modellen wirkungsvoll gebaute Realität wird. Wer nicht davor zurückschreckt, sich tagtäglich in Geduld, Dialog und Pragmatismus zu üben, wird hier in Augsburg seinen Platz finden. Und vielleicht auch seinen eigenen Stil.
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