Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. | 37083 Göttingen
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MEUSELWITZ GUSS Eisengießerei GmbH | 04610 Meuselwitz
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Wer in Erfurt auf die Frage „Was arbeiten Sie eigentlich?“ mit „Ich konstruiere Betriebsmittel“ antwortet, erntet meist fragende Blicke. Und ehrlich: Kaum jemand außerhalb der Branche weiß im Ernst, was hinter diesem etwas sperrigen Begriff steckt. Im Maschinenraum der Thüringer Wirtschaft gehören Betriebsmittelkonstrukteure allerdings längst zu den heimlichen Dreh- und Angelpunkten – sie sind präsenter, als man meinen könnte. Gerade für Einsteiger oder Fachkräfte, die mit dem Gedanken spielen, die Branche zu wechseln, lohnt sich ein genauer Blick auf diesen besonderen Job. Aber Obacht: Alltagstrott, das war gestern – hier herrscht eher die Mischung aus Ingenieur-Detektivarbeit, technischem Handwerk und Pragmatismus.
Wie sieht der Berufsalltag konkret aus? Man beginnt selten bei null. Die Erfurter Landeswirtschaft lebt von industrieller Vielfalt: Von Elektrotechnik, Sondermaschinenbau, bis hin zur Fahrzeugmontage – überall dort tauchen Betriebsmittelkonstrukteure auf, meist irgendwo zwischen Projektteam, Fertigungshalle und Bildschirm. Sie entwickeln Vorrichtungen, Prüfmittel, Spezialadapter – also das Werkzeug hinter dem Werkzeug. Das heißt: Das, was später keiner sieht, aber ohne das viel zu wenig funktioniert. Wer hier einsteigt, muss bereit sein, mit CAD-Programmen (ohne ständige Flucherei – na gut, fast), Messmitteln und fertigungstechnischem Basiswissen umzugehen. Die Fehler oder Unklarheiten im Entwurf lassen sich oft nicht am Tablet wegrubbeln; spätestens, wenn Kollege Schröder aus der Montage anruft, weil „die Bohrung wieder nicht passt“, wird’s praktisch.
Nun zum Punkt, der viele interessiert – die Jobsituation. In Erfurt ist die Lage für Betriebsmittelkonstrukteure seit Jahren stabil, wobei Überangebot kein Thema ist; im Gegenteil: Die Nachfrage steigt, nicht zuletzt wegen der kräftigen Modernisierungswelle im regionalen Mittelstand. Viele Unternehmen investieren – Maschinenparks werden digitalisiert, Produktionsabläufe sollen intelligenter getaktet werden. Neue Produktgenerationen, neue Vorrichtungen, ständige Anpassungen. Klingt nach Idealzustand für Tüftler und Detailverliebte, oder? Wenn da nicht der kleine Haken wäre: Die Anforderungen wachsen. Wer nur nach Schema F arbeiten will, bleibt schnell auf der Strecke. Und ja, lernunwillige Fachkräfte haben es spätestens im Bewerbungsgespräch schwer.
So, was verdient man eigentlich? In Erfurt pendelt das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.800 € und 3.100 €, mit Entwicklungsmöglichkeiten bis gut 3.600 € – je nach Qualifikation, Unternehmensgröße und dem berühmten Bauchgefühl des Chefs. Klingt solide, manchmal etwas unter Wert – das wird in Kollegenkreisen durchaus diskutiert. Kommt aber auch drauf an, wie fit man in CAD, Pneumatik und der Kommunikation mit Fertigern ist. Berufseinsteiger haben’s leichter, wenn sie sich in digitale Simulationen einarbeiten (vor allem in Betrieben, in denen die CNC-Maschinen nicht mehr nach 1990 riechen). Ach, und Nebenbei: Wer sich regelmäßig weiterbildet – Stichwort additive Fertigung, Sensorintegration, Normenkenntnis – der geht hier nicht nur technisch einen Schritt voraus, sondern hat tendenziell auch auf dem Lohnzettel bessere Karten.
Was vermutlich kaum einer offen zugibt: Betriebsmittelkonstruktion ist nicht gerade der glamouröseste Berufszweig. Oft mehr unsichtbar als gefeiert, manchmal gefordert, selten bei Betriebsfeiern im Rampenlicht – aber: Ohne Sie bleibt vieles stehen. Der Kontakt zwischen Planung, Fertigung und Management ist selten konfliktfrei. Manchmal hat man das Gefühl, die eigene Arbeit wäre nur ein Kostenpunkt, nicht die Grundlage eines effizienteren Arbeitsplatzes. Aber die Momente, in denen „die Vorrichtung läuft“, sind tatsächlich Gold wert. Was viele unterschätzen: Die Entwicklungsgeschwindigkeit in Erfurt ist rasant. Wer aufgeschlossen bleibt, findet spannende Schnittstellen – etwa mit Automatisierung, 3D-Druck oder Industrie 4.0-Lösungen, die zunehmend auch kleineren Betrieben zugänglich werden.
Die Branche verlangt Tüftlerqualitäten – und eine gewisse Nervenstärke, wenn Zeitdruck und Anspruch aufeinanderprallen. Vielleicht ist der Job nicht für jeden etwas, der rasche Erfolgserlebnisse sucht. Aber: Für diejenigen, die sich als Scharniere zwischen Technik, Praxis und Innovation begreifen, ist Erfurt zurzeit ein äußerst lebendiges Pflaster. Persönlich? Ich würde mir manchmal mehr Wertschätzung für die „unsichtbaren“ Lösungen wünschen, die so vieles überhaupt erst ermöglichen. Aber gut, das ist wohl das Los der Betriebsmittelkonstruktion. Jedenfalls: Wer’s ausprobieren will, den erwartet einer der abwechslungsreichsten, manchmal auch widerspenstigsten, aber erstaunlich vielseitigen Jobs der Region.
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