Mövenpick Hotel Münster | Münster
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
HOTEL OBERHAUSEN NEUE MITTE affiliated by Meliá | 46045 Oberhausen
Mövenpick Hotel Münster | Münster
HOTEL OBERHAUSEN NEUE MITTE affiliated by Meliá | 46045 Oberhausen
Wer in Münster als Bar Chef Fuß fassen will – sei es frisch von der Theke oder als erfahrener Umsteiger mit einer Prise Abenteuerlust im Nacken – landet in einem Berufsfeld, das auf den ersten Blick nach Cocktail-Shaker und sauberer Krawatte aussieht, sich im Kern aber wie eine Mischung aus Bühnenregie, Diplomatie und Improvisationstheater anfühlt. Vieles kann man lernen, aber nicht alles steht im Lehrbuch. Die Arbeitswelt der Bar Chefs hier in Westfalen ist zwar geprägt von Tradition, aber sie lebt gerade von jenen, die das Altbekannte mit Ideen für das Morgen mischen – und sei es kontraintuitiv.
Beginnen wir mit dem Offensichtlichen: Die Aufgaben sind ein wilder Mix. Rezeptentwicklung, Personalführung (und manchmal der Psychologe nach Schichtende), technisches Know-how rund um Zapfanlagen oder Kaffeemaschinen, Bestellwesen, Warenkontrolle, Gästegespräche. Die eine Seite. Aber dann – Münster. Das ist nicht Hamburg. Hier kommt Kaffeehausstil mit Craft-Cocktail-Trend, nachmittags Milchkaffee, abends Gin Basil Smash. Wer hier reinkommt als Berufseinsteiger oder Wechselwilliger, merkt rasch: Vieles steht und fällt mit den Gästen. Münsteraner mögen es wertschätzend-authentisch, ein bisschen unterkühlt, aber sehr exakt, was die Qualität angeht. Wer als Bar Chef die Balance findet zwischen hanseatisch-kühler Distanz und charmanter Bodenständigkeit, läuft nicht Gefahr, als Schaumschläger zu gelten. Das spürt man schon beim Probearbeiten – und, ja, am Trinkgeld.
Finanziell? Eine Frage, die real bleibt. Das Einstiegsgehalt liegt in Münster meist zwischen 2.400 € und 2.600 €, mit Glück und Erfahrung locken Spitzenbetriebe bis 3.000 € oder ein Hauch mehr – letzteres jedoch eher in Häusern mit internationalem Anspruch, wie man sie am Prinzipalmarkt oder an der Promenade sporadisch findet. Die Differenz: oft nicht die Qualifikation, sondern das Publikum. Und ja, etwas Selbstausbeutung kann zum Geschäftsmodell gehören. Wer bessere Konditionen will, sollte auf Zusatzverantwortung setzen (Einkauf, Eventplanung, Weinberatung). Trotzdem: Wer denkt, Bar Chef heißt zwangsläufig das große Geld, wird in Münster erst einmal aufwachen müssen. Oder man ist in einer Nische, in der der Laden voll ist, ganz gleich, was draußen an Wetter ist – dann sieht’s gerne besser aus.
Technologie? Wächst leise, oft unbemerkt. Jeder, der einmal ein modernes Kassensystem nachts nach Systemabsturz reanimieren musste, kann ein Lied davon singen. Cocktailautomaten, smarte Bestellsysteme, Self-Order via QR-Code – alles da, allerdings nicht so laut wie in Berlin. In Münster geht es noch eine Spur analoger zu, was manche als Rückstand deuten, ich aber für einen Vorteil halte. Denn so bleibt Raum für Handwerk. Das hat Nebenwirkungen: Bar Chefs müssen die klassischen Werkzeuge blind beherrschen, aber zunehmend auch die digitale Infrastruktur verstehen (und bedienen). Wer sich hier nicht weiterentwickelt, bleibt schnell zurück, auch wenn man das in der Theke erst nach zwei, drei Saisons spürt. Schulungen – meist vom Arbeitgeber organisiert, gelegentlich extern. Wer darauf Wert legt, sollte das offen einfordern.
Eine Eigenart, die mir immer wieder unterkommt: In Münster schwappt Innovation mit Zeitverzögerung an, schleicht durchs Schaufenster. Baristas und Barkeeper, die von Großstadtglanz träumen, werden von der lokalen Klientel schnell zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Localism first – Experimente ja, aber bitte so, dass niemand sein Feierabend-Pils vermisst. Gleichzeitig: Die Szene brodelt. Neue Gin-Bars, Craft-Rum, Mocktails für den Radler von nebenan. Wer mit Herzblut bei der Sache ist, findet Gehör – sofern man sein Handwerk ernst genug nimmt, um Kritik auszuhalten.
Bleibt noch das Thema Perspektiven. Bar Chef ist in Münster keinesfalls das Ende der Fahnenstange. Klar, Beförderungen heißen in der Branche selten „Karrieresprung“, sondern eher „Du kriegst jetzt mehr Verantwortung, und die anderen hören auf dich“. Was viele unterschätzen: Wer sich in dieser Position bewährt, kann später große Cafés, Hotelbars oder sogar mehrere Häuser orchestrieren. Weiterbildungsangebote – von Spirituosenschulungen bis zu Hygienemanagement – sind zwar seltener als in München oder Frankfurt, aber sie existieren, besonders über regionale Verbände. Kurz: Wer nicht nur abfüllt, sondern mitdenkt, dem steht sogar in Münster die Bar-Welt offen. Ob das Glück oder Wahnsinn ist? Muss jeder selbst entscheiden.
Das könnte Sie auch interessieren