Grand Elysée Hamburg | 20095 Hamburg
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Grand Elysée Hamburg | 20095 Hamburg
Manchmal — ganz ehrlich — treibt mich die Frage um: Wie landet man eigentlich im Kieler Bankettgeschäft? War es bei mir pure Neugier, eine Spur von Organisationstalent? Oder doch eine Mischung aus hanseatischer Gastfreundschaft und, sagen wir, Durchhaltewillen? Fakt ist: Die Rolle des Bankettleiters (oder, politisch korrekt, der Bankettleiterin) ist in Kiel weit mehr als die Koordination von Gläsern und Menükarten. Wer hier Verantwortung übernimmt, findet sich auf einer kleinen Bühne zwischen Entrecôte und Elbphilharmonie wieder — nur halt an der Förde, dafür aber mit rauer Brise statt feinem Elbsand.
Bankettleiter, das klingt erstmal nach „Eventmanager light“ — ein Missverständnis, so alltäglich wie Möwenschiss auf dem Marktplatz. Tatsächlich umfasst der Alltag das komplette Zusammenspiel zwischen gastgewerblichem Detailtick, kaufmännischem Denken und Menschenkenntnis. Wer Buffets kalkuliert, Dienstpläne auseinanderfrickelt und mit Lieferanten feilscht, arbeitet nicht etwa nach Checkliste, sondern jongliert mit variablen Bällen: Stammgäste, Budgetgrenzen, Vorlieben des Küchenchefs, saisonales Gemüse, Spontanlaunen von Hochzeitsgesellschaften. Wobei — die Kieler Eigenheiten darf man nicht unterschätzen: Das Segelpublikum, beständig im Wandel (Stichwort: Kieler Woche), verlangt Flexibilität, kulturelle Offenheit und ein verkapptes Talent fürs Improvisieren.
So glitzernd die Kulisse — Bankettleitung ist in Kiel keine Spielwiese für Allrounder ohne Substanz. Noch immer zählt typische Ausbildungserfahrung: Restaurantfachleute, Hotelfachleute oder Hotelbetriebswirte sind hier unter den Bankettleitern klar im Vorteil. Aber eigentlich — und das beobachte ich seit Jahren — zählt am Ende die Fähigkeit, zwischen den Kieler Eigenarten zu vermitteln: Mal trägt man die steife Hansekrawatte, mal die wetterfeste Jacke hinterm Backstage-Bereich. Technisch gesehen ist Digitalkompetenz inzwischen Pflicht, etwa wenn ESG-Anforderungen, elektronische Buchungssysteme oder hybride Eventlösungen dazukommen.
Jetzt mal aufs Brot geschmiert: Am Gehalt wurde lange wenig gefeilt. Einsteiger schauen in Kiel oft auf 2.700 € bis 2.900 €; ein paar Jahre Erfahrung – und mit Glück einem größeren Haus – bringen 3.000 € bis 3.500 €. Klingt erstmal fair, aber Kiel ist auch keine Stadt der großen Marginen. Der Preisdruck ist real, nicht nur wegen der Konkurrenz, sondern auch durch Nebenkosten und schrumpfende Budgets bei Firmenkunden. Das verlangt eine ordentliche Portion Durchblick bei Kalkulation und Einkauf, manchmal ein dickes Fell, wenn Kunden plötzlich Extras einfordern, aber bitte ohne Aufschlag.
Was sich in Kiel in den letzten Jahren verändert hat? Digitalisierung schleicht selbst in den altgedienten Bankettsaal. Bestellungen laufen digital, Arbeitszeiterfassung — nicht selten ein Politikum — inzwischen per App. Nachhaltigkeit schwappt auch hier an, nicht nur als grünes Feigenblatt, sondern messbar: regionale Lieferketten, weniger Foodwaste, faire Löhne im Blick. Für Wechselwillige und frisch Eingestiegene bedeutet das: Wer flexibel bleibt und sich auf neue Tools einlässt, findet in Kiel kein auslaufendes Modell, sondern ein Spielfeld voller Möglichkeiten (und ja: gelegentlich auch Kuriositäten).
Hand aufs Herz: Der Bankettleiterjob in Kiel ist fordernd, manchmal anstrengend – aber selten langweilig. Wer den Mix aus Opernkulisse, Zahlenrätsel und Menschenpuzzle mag, wird gratuliert: Hier gibt’s Herausforderungen mit Aussicht aufs Wasser, und nicht nur auf die Regatta. Ob ich nochmal wechseln würde? Unklar. Was aber sicher bleibt: Wer mit wachen Sinnen und offenem Herz einsteigt, wird in Kiel mehr als nur Service erleben – man wird Teil einer Szene, die gerade im Wandel steckt. Na dann: Auf die nächste Überraschung im Bankettsaal!
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