Automatisierungstechnik Ingenieur Jobs und Stellenangebote in Kassel
Beruf Automatisierungstechnik Ingenieur in Kassel
Automatisierungstechnik in Kassel: Zwischen Ingenieurskunst und dem Spagat im Alltag
Kassel, diese mit Ecken und Kanten ausgestattete Stadt im Herzen Deutschlands, wird als Technologiestandort gern unterschätzt. Wer als Automatisierungsingenieur oder Automatisierungsingenieurin hier in den Beruf einsteigt (oder einen Wechsel erwägt), sollte weder provinziellen Stillstand noch Großstadtpulverisierung erwarten. Das Spannungsfeld ist ein anderes: die Metropolregion mit Agrarwurzeln, Industriegeschichte und einer Universitätslandschaft, die tatsächlich mehr in Bewegung ist, als ihr Ruf vermuten lässt. Hier dockt Automatisierungstechnik an – unaufgeregt vielseitig, auch mal widersprüchlich, aber ziemlich chancenreich.
Typischer Alltag: Kein Tag gleicht dem anderen – und das ist nicht übertrieben
Was viele frisch Zugezogene überrascht: Kassels industrielle Basis ist klarer als in vielen geographisch größeren Städten. Zwischen den Werken großer Mobilitätskonzerne, mittelständischen Maschinenbauern und der still mitlaufenden Energiebranche zeigt sich: Automatisierung ist überall, selbst da, wo sie keiner vermutet. Wer erwartet, permanent nur PLC-Programme zusammenzuschrauben oder Roboterarmen das Tanzen beizubringen, liegt daneben. Vieles spielt sich in Grauzonen ab – Anlagenmodernisierung, vorausschauende Instandhaltung, Datenintegration aus “angestaubten” Produktionsumgebungen. Manches davon ist praktisch, manches anstrengend, manches einfach nur mühselig. Jeder Tag bringt einen neuen Störfall, eine andere Datenlücke, eine neue Idee, die bitte gestern funktionieren soll. Man kennt das.
Fachliche Anforderungen und die – manchmal zwiespältige – Rolle der Innovation
Das in Kassel gängige Anforderungsprofil kommt selten glatt aus dem Hochschulbuch daher. Klar, die Grundlagen müssen sitzen: Steuerungs- und Regelungstechnik, vernetzte Systemarchitekturen, IT-Sicherheitsgrundwissen (und nein, das wird nicht entspannter – gerade angesichts der allseits bemühten „Industrie 4.0“). Aber man kommt erst weiter, wenn man gelernt hat, alte SPS-Standards mit aktuellen IoT-Konzepten zu versöhnen – oder auszuhalten. Besonders deutlich fällt das bei Klein- und Mittelständlern im Kasseler Umland auf: Dort mischen sich Solides mit Experimentellem, und der Prügel für nicht stabil laufende Prozesse wird gern verteilt. Die Innovationsfreude ist manchmal von Ingenieurvorsicht gezügelt und manchmal richtig wild. Das kann faszinierend sein. Oder frustrierend. Man muss lernen, beides zu genießen.
Gehalt und Aussichten: Solide, aber niemand wird als Ingenieur reich – jedenfalls nicht in Kassel
Um die Zahlen kommt man nicht herum: Das Einstiegsgehalt als Automatisierungsingenieur in Kassel beginnt meist bei 3.500 € – je nach Branche und den allseits beschworenen „Soft Skills“ geht’s bis zu 4.200 €. Spezialisierte Fachkräfte, die schon ein paar Jahre den Maschinenpark gezähmt haben, können auch 4.500 € bis 5.200 € erreichen. Für nordhessische Verhältnisse ist das ordentlich, aber man macht sich nichts vor – für das ganz große Gehaltskarussell zieht es weiterhin viele nach Süddeutschland. Dennoch: Die Lebenshaltungskosten pendeln in Kassel deutlich niedriger, das Pendlerchaos ist aushaltbar, die Luft riecht nach Wachstum statt nach Feinstaub. Nicht unwichtig, wenn man statt Firmenwagen lieber ein Rad oder die Straßenbahn wählt.
Regionale Eigenarten: Lernen zwischen Hochschule, Firma und manchmal urigen Stammtischen
Es wäre ein Fehler, die regionale Komponente zu übersehen. Kassel lebt von einer lebendigen Durchlässigkeit zwischen angewandter Forschung, produzierender Wirtschaft und – sofern man mal hinschaut – einer durchaus experimentierfreudigen Start-up-Welt. Wer nicht stehen bleibt, findet gerade in der Fläche viele Möglichkeiten, Wissen bei lokalen Weiterbildungen oder in Vor-Ort-Projekten zu schärfen. Manche Themen sind so speziell, dass man sie nur hier lernt – etwa im Bereich erneuerbare Energietechnik, Intralogistik für den Landmaschinenbau oder bei versteckten Champions im Anlagenbau. Manchmal, so mein Eindruck, entstehen die spannendsten Kooperationen in der Kantine oder an nordhessischen Stammtischen – wo man spröde Exzellenz mit bodenständiger Skepsis mixt.
Fazit? Es gibt keins – außer vielleicht: Wer neugierig bleibt, hat in Kassel mehr als ein Sprungbrett
Und nein, es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber für mich – und wahrscheinlich für so manchen anderen – ist Automatisierungstechnik in Kassel ein undankbar spannendes Feld: Man wird gefordert, in ruhigen wie in wilden Zeiten, manchmal gefeiert, gelegentlich übergangen, ständig überrascht. Es lohnt sich. Zumindest für alle, die gerne zwischen Alt und Neu, Theorie und Lagerhalle, Geduld und Erfindergeist tanzen. Alles andere wäre ja auch langweilig.