Semper Bildungswerk gGmbH | 07545 Gera
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Bernd Blindow Gruppe | 04103 Leipzig
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Bernd Blindow Gruppe | 04103 Leipzig
Wer heute in Leipzig mit dem Berufswunsch Assistent Informatik um die Ecke biegt, sieht sich erst mal ganz klassisch einer Mischung aus Neugier, Skepsis und – noch häufiger – leisen Beifallsbekundungen gegenüber. Klar, die IT steckt überall drin, von der Straßenbahn über die Buchhaltung bis in den Keller der kleinsten Behörde. Und Leipzig? Pulsierend, fast trotzig wendig im digitalen Wandel, irgendwo zwischen archaischer Behördensoftware und Start-up-Klitsche im Plagwitz. Wer sich da also für die Laufbahn als Informatik-Assistent entscheidet, bekommt keinen goldenen Teppich ausgerollt. Allenfalls ein paar Stolpersteine. Und Chancen – wenn man die richtigen Fragen stellt, überhaupt.
Um ehrlich zu sein: Die Berufsbezeichnung klingt fast schon zu schön, um wahr zu sein. Assistent Informatik, das klingt nach: „Der macht irgendwas mit Computern.“ Aber: Dahinter steckt meist eine solide Grundausbildung in Bereichen wie Softwareanwendung, Systemadministration und Datenbankpflege. Die Aufgaben? Sie reichen in Leipzig von den typischen Supportfällen im öffentlichen Sektor – Windows-Fehlermeldungen jagen, Drucker verheiraten, User-Passwörter retten – bis hin zu echten Schlüsselpositionen in Mittelstandsbetrieben, die noch nicht wissen, wie dringend sie jemanden brauchen, der sich in IT-Fragen tatsächlich nicht ins Bockshorn jagen lässt.
Was viele unterschätzen: Gerade kleinere Leipziger Unternehmen setzen gern auf „Generalisten mit Nerven aus Stahl“. Wer als Assistent Informatik den Spagat schafft zwischen Kabelsalat entwirren, Software installieren und eindringlich die Datensicherheit beschwören, ist oft schon so eine Art Notarzt in informatischer Zivilkleidung. Ob das nun immer angemessen bezahlt wird? Kommen wir gleich zu einem der wunden Punkte …
Es kursieren die wildesten Zahlen. In der Praxis sieht es in Leipzig meist so aus: Das Einstiegsgehalt für Informatik-Assistenten pendelt sich bei 2.300 € bis 2.600 € ein. Mit einiger Berufserfahrung, vielleicht einem Fingerspitzengefühl für heiße Themen wie IT-Security oder Automatisierung, läuft man auf 2.700 € bis 3.000 € zu – in Ausnahmefällen, vielleicht mit besonders gefragten Kenntnissen, auch mal darüber hinaus.
Ist das üppig? Eher nicht. Ist es wenigstens fair für die Verantwortung, die man oft trägt? Darüber könnte man – je nach Betrachtung – stundenlang am Stammtisch diskutieren. Was ich aber immer wieder beobachte: Wer seine Fähigkeiten klug positioniert, etwa mit Wissen um Cloud-Dienste oder spezielle Software-Landschaften, kann den Handlungsspielraum für Gehaltsverhandlungen erweitern. Nicht massiv, aber spürbar. Leipzig ist da ein Markt, der das Bodenständige schätzt, erst langsam aufwacht für den Wert flexibler IT-Allrounder – aber das Umdenken hat längst begonnen.
Bleibt die Frage: Lohnt sich der Einstieg (oder Umstieg) überhaupt? Klar, es gibt die Skeptiker – und gelegentlich gehöre ich selbst dazu –, die sagen: „Assistent, das ist doch von gestern, wenn alle Welt nach High-Level-Entwicklern schreit!“ Aber das springt zu kurz. Gerade im Raum Leipzig, wo viele Betriebe an der Schwelle zwischen Tradition und Digitalisierung stehen, braucht es Menschen, die Systeme stabilisieren, den Alltag der IT gar nicht erst entgleisen lassen.
Wer jedoch stehen bleibt – fachlich, wohlgemerkt –, landet irgendwann in einer Sackgasse. Was also tun? Weiterbilden! Leipzig bietet Chancen: Teilzeitlehrgänge zur IT-Sicherheit, Kurse zu modernen Deployment-Tools, Kooperationen mit Berufsschulen und Handwerkskammern. Wissen, das bleibt, ist selten. Wer sich updatet – vielleicht etwas weniger auf den coolen KI-Trendzug springt, dafür robuste Kompetenzen in Netzwerktechnik, Datenschutz oder sogar ERP-Systemen entwickelt –, bleibt gefragt. Das gilt für Einsteiger wie für die berühmten „Wechselwilligen“, die den Kick eines neuen Umfelds suchen und keine Lust mehr auf das fünften Mal „Das WLAN geht nicht“-Support haben.
Ich habe mich oft gefragt, warum so viele unterschätzen, wie breit, aber auch wie anspruchsvoll die Rolle des Informatik-Assistenten sein kann – zumindest, wenn man sich nicht nur als Erfüllungsgehilfe sieht. Leipzig ist ein lebendiger, manchmal widersprüchlicher Techstandort. Digitalisierung bleibt hier Handwerksarbeit, kein Selbstläufer. Wer das einzuordnen weiß – mit Humor, Hartnäckigkeit, Lernbereitschaft –, kann nicht nur den Arbeitsalltag sicherer machen, sondern auch für sich selbst ein Stück Gestaltungsspielraum gewinnen. Wirklich spannend wird’s doch erst, wenn man merkt: Hier bist du gefordert – und manchmal auch gewollt.
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