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Art Director – ein Titel, der in manchem Ohr nach Hochglanz und großen New Yorker Studios klingt. In Halle (Saale) jedoch, zwischen Gründerzeitfassaden, Unigebäude und mittelständischen Agenturen, hat dieser Beruf eine ganz eigene Färbung bekommen. Man könnte fast sagen: Weniger Manhattan, mehr Moritzburg. Vielleicht auch etwas rauer, bodenständiger – was allerdings selten die Ansprüche senkt. Im Gegenteil. Gerade wenn man frisch einsteigt oder sich aus einer anderen Disziplin hier neu beweisen will, spürt man schnell: Kaffeeküche allein reicht nicht, Improvisation dafür umso mehr.
Das Klischee vom Visual Storyteller, der nur schöne Bilder arrangiert, hält sich hartnäckig – zumindest bei denen, die nie sonntags um 22 Uhr mit einem Kunden über zu viel Magenta in der Leitkampagne diskutiert haben. In Wahrheit steht der Art Director, zumal in einer Stadt wie Halle, mit mindestens anderthalb Beinen im operativen Geschäft. Kurze Wege, kleine Teams, wenig Platz für das goldene Handtuch am Schreibtisch. Dafür endlose Schnittstellen: Zwischen Typografie und Timing, Illustration und Etat, Motion Design und Markenführung – und manchmal (nicht nur im übertragenen Sinne) zwischen Stullenbrett und Storyboard. Ehrlich? Man lernt, sich in verschiedene Richtungen gleichzeitig zu dehnen, ohne dabei zu reißen. Oder man geht unter.
Halle ist kein Berlin, braucht aber auch kein Berlin zu sein. Hier entstehen seit Jahren beachtliche Kreativprodukte, oft für bundesweite Kunden, manchmal ganz unauffällig, manchmal mit Renommee. Wer denkt, hier warten nur die staubigen Printmagazine von anno dazumal, unterschätzt die Dynamik: Digitale Kampagnen, Animation, Social-Formate boomen. Allerdings – das Tempo zieht an, das Gehaltsniveau nicht immer. Einsteiger starten oftmals bei 2.700 € bis 3.000 €. Mit etwas Erfahrung, einem Gespür für das Verstörende im scheinbar Banalen und einer gesunden Frustrationstoleranz wächst der Verdienstbereich auf 3.200 € bis 4.000 €. Und dann gibt es die „alten Hasen“, die jenseits der 4.200 € durchaus Tritt fassen. Aber Millionär? Nein. Dafür sind die Mittagspausen persönlicher, der Kollegenkreis überschaubarer – und das Netzwerk manchmal eine einzige WhatsApp-Gruppe.
Manche Einsteiger glauben, das neueste Photoshop-Plugin sei der Schlüssel; andere hoffen auf die große Pitch-Idee aus dem Stegreif. Meiner Erfahrung nach zählen andere Dinge mehr – vor allem in Halle, wo niemand auf Arroganz oder „Berliner Schnauze“ wartet. Das technische Handwerk muss stimmen, klar: von klassischer Layoutkunst bis zum Screendesign für responsive Systeme. Aber was viele unterschätzen: Haltung. Gemeint ist die Fähigkeit, Entscheidungen nicht nur zu treffen, sondern auch zu vertreten und zu begründen – etwa wenn ein Kunde unbedingt Comic Sans will (ist passiert, ehrlich). Haltung auch gegenüber sich selbst: Eigene Entwürfe rechtzeitig in die Tonne treten können – nicht alles verwirklichen wollen, was sich irgendwie ansprechend anfühlt. Das klingt nach Binsenweisheit, ist aber goldwert.
Halle hat eine kulturelle Tiefe, die sich bis in die Designszene zieht – von der Burg Giebichenstein, deren Quereinsteiger regelmäßig frischen Wind bringen, bis zur lebendigen jungen Startup-Landschaft. Der Austausch zwischen Agenturen, Hochschulen und der freien Kunstszene hat durchaus eigenes Tempo, manchmal ist er stiller, dafür aber substanzieller als das große Großstadt-Geflirre. Technisch setzt sich auch hier fort, was überall brodelt: KI-gestützte Tools schleichen sich ins Daily Business, NFT-Konzepte geistern durch den Raum, aber trotzdem bleibt das feinstoffliche Gespür für lokale Bildsprache und Identität gefragt. Weiterbildungsangebote, meist über regionale Institute oder Seminare, werden dabei zunehmend praxisnah – von Motion Design bis hin zu ethischem Branding. Nicht alles muss immer Trend sein; manchmal reicht der gute alte Wissensdurst.
Was bleibt? Wer in Halle als Art Director arbeitet, sagt selten, er sei fertig mit dem Lernen. Und ehrlich, wer glaubt, alles zu wissen, der beginnt gerade erst zu scheitern. Diese Branche verlangt Neugier – auf Technik, Menschen, ungewöhnliche Perspektiven. Vielleicht manchmal auch Demut. Und die Bereitschaft, am Ende des Tages mit Stolz auf einen Entwurf zu schauen, der niemandem gefallen muss – außer dem eigenen, noch nicht abgestumpften Blick.
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