IU Duales Studium | Freiburg im Breisgau
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IU Duales Studium | 77871 Ulm
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Art Director – das klingt erst einmal nach Großstadt, Agenturflair, Latte Art auf dem Schreibtisch, ein Touch von „Berlin-Kreuzberg“, oder vielleicht Werbung, die aus London oder Amsterdam hätte kommen können. Aber Freiburg im Breisgau? Wer hier landet – als Berufseinsteiger, nach dem Studium oder auf der Suche nach einer beruflichen Frischzellenkur –, merkt schnell: Zwischen Bächle, Öko-Vibes und Uninah ist einiges in Bewegung. Und zwar spannend genug, um auf den zweiten Blick mit jeder Metropole mitzuhalten. Die Aufgaben? Weit mehr als nur das, was in den glatten Stellenanzeigen steht. Das verlangt ein bisschen Realitätssinn – und durchaus ein gefestigtes Selbstbild.
In Freiburg mischt sich im Alltag eines Art Directors einiges: Die Leitung von Kreativprozessen, die Entwicklung visueller Leitideen, Kundenkontakt, Teamführung, immer auch dieses vorsichtige Jonglieren zwischen visionärem Impuls und wirtschaftlicher Vorgabe. Mal zählt das Gefühl beim ersten Scribble – mal entscheidet das Bauchgefühl des Kunden, der eben aus der regionalen Bio-Brauerei kommt, statt vom internationalen Konzern. Hier ist es nicht das Hochglanz-Budget, das den Takt angibt, sondern der Anspruch an Sinn und Substanz. Es wird, so ganz nebenbei, erstaunlich oft diskutiert. Offenbar gehört die Diskussionskultur zur DNA der Freiburger Kreativszene – manchmal nervig, oft bereichernd.
Klartext: Die Gehälter springen einem hier selten spektakulär ins Auge. Im Einstieg kratzt man oft an der Marke von 2.800 €, im stabilen Agenturumfeld sind es vielleicht 3.300 € bis 3.800 €. Wer als Senior–Art–Director den Spagat zwischen Konstanz und gestalterischer Exzellenz meistert, kann – mit Glück, Verantwortung und ein wenig Verhandlungsgeschick – auch mal in Richtung 4.200 € denken. Es bleibt bodenständig. Die Stadt zahlt emotional aus, nicht immer mit betörenden Kontoständen. Wer es nüchtern sieht: Die Lebenshaltungskosten sind gemessen am Gehaltsdurchschnitt recht knackig. Die Nähe zur Schweiz sorgt für einen gewissen Verdrängungswettbewerb am Fachkräftemarkt. Manche zieht’s weiter südlich, andere lieben das schwingende Pendel zwischen Traditionen und liberalem Lebensgefühl. Aber: Es gibt sie – diese Momente von kreativer Freiheit, die anderswo schnell zerredet werden. Wer hier arbeitet, wählt das bewusst.
Digitalisierung? Natürlich. Webdesign, Motion, Interface – kein Art Director, der nicht mit After Effects hantiert oder KI-basierte Tools kritisch beäugt (und manchmal trotzdem insgeheim dafür dankbar ist). Freiburgs Szene liebt’s ein bisschen hybrid: Tradition trifft Transformation. Die Zielgruppen ticken nachhaltig, Green Branding trifft auf Craftmanship. Hier wird nicht jeder Trend blind übernommen, stattdessen herrscht eine Art natürliche Skepsis vor dem reinen Hype. Womit man manchmal länger braucht, um mit technischen Tools warm zu werden – aber am Ende überraschend eigenständige Wege einschlägt. Die Nähe zur Innovationslandschaft der Uni, ein wachsendes Start-up-Öko-System und die Verbindung zu regionalen Mittelständlern sorgen für Spannbreite. Kunst? Handwerk? Strategie? Wer meint, das sei hier immer klar getrennt, irrt. Die Grenzen fransen sympathisch aus.
Wer im Freiburger Agentur- oder Unternehmenskontext startet, wird feststellen: Professionalisierung läuft nicht nach Schema F. Es gibt Angebote, klar – von digitalen Fortbildungen bis zu crossmedialen Kreativschmieden. Aber vieles bleibt learning by doing, Trial & Error, kollektives Streiten um den besten Weg. Weiterbildung ist hier keine Pathos-Floskel, sondern meist ein Mix aus Selbstinitiative, fachlicher Neugier und gelegentlicher Grenzüberschreitung. Wer stur bleibt, bleibt stehen. Der Mut zum Umweg? Oft das eigentliche Kapital. Ich selbst habe erlebt, wie scheinbar nebensächliche Projekte – eine regionale Markenentwicklung für einen ökologischen Hof etwa – mehr Lerneffekte bringen als sämtliche gelernte Theorien aus den Metropolen.
Art Director sein in Freiburg heißt: Mal über sich hinauswachsen, weil’s keiner erwartet. Mal zweifeln an der Wertigkeit, weil die Budgets klein, die Ambitionen riesig bleiben. Und manchmal froh sein über die Ruhe, die einen am Feierabend dann doch anders inspiriert. Wer diesen Spagat als Ansporn sieht, nicht als Mangel, der wird Freiburgs Szene irgendwann schätzen. Vielleicht nicht sofort, vielleicht aber gerade deswegen auf Dauer.
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