IU Duales Studium | 86150 Augsburg
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Vesterling AG | 80331 München
Vesterling AG | 80331 München
Voith GmbH & Co. KGaA | 91719 Heidenheim
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Rocco Forte The Charles Hotel | 80331 München
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Es gibt Berufe, bei denen man schon beim Betreten des Büros eine vage Vorstellung hat, was einen erwartet. Der Art Director zählt sicher nicht dazu. Wer in Augsburg – einer Stadt, die kulturell irgendwo zwischen der Nüchternheit schwäbischer Handwerkskunst und dem Labsal kreativer Experimentierfreude pendelt – diesen Berufsweg einschlägt oder sich nach einem Wechsel sehnt, ahnt: Hier erwartet einen eine Mischung aus Disziplin und Freiheit, die irgendwo zwischen Agenturloft, Kundentermin beim Maschinenbau-Start-up und Homeoffice-Küche pendelt. Das klingt erst einmal wie Omis Schichtkuchen: Bodenständig und trotzdem überraschend anspruchsvoll, je nach Füllung.
Eine Sache gleich vorweg: Wer beim Titel „Art Director“ an endlose Moodboards und Latte Macchiato denkt, unterschätzt die Frequenz, mit der PowerPoint, Feedbackschleifen und Mini-Workshops mit IT’lern den Alltag bestimmen. Die eigentliche Kunst? Divergierende Wünsche von Kunde, Team und Markenleitbild unter einen Hut zu bringen, ohne in der eigenen Kreativität zu ersticken – oder im nächsten Pitch unterzugehen. In der Praxis: Konzepte skizzieren, Präsentationen bauen, dem Grafiker ein neues Layout schmackhaft machen – und manchmal auch den Geschäftsführer von „mutigen“ Farben überzeugen, die im Schwabenland, sagen wir, nicht jedem auf Anhieb gefallen.
Ich gebe’s gern zu: Beim Gehalt für Art Directors in Augsburg geht das Gerücht um, dass nur die Topadressen ordentlich zahlen. Die Erfahrung zeigt aber, dass auch kleinere Kreativschmieden, mittelständische Betriebe oder sogar Inhouse-Stellen in Industrieunternehmen ein Level von 3.000 € bis 3.800 € bieten, bei entsprechender Berufserfahrung und Eigenständigkeit. Für Einsteiger landet man oft im Bereich von 2.700 € bis 3.100 €, was – mit Blick auf Mieten zwischen Altstadt und Göggingen – vertretbar ist, aber eben nicht üppig. Das „warme Nest“ der Werbebranche ist der Job sicher nicht – eher ein Sprungbrett für Leute, die sich auf schnell wechselnde Projekte, eine gewisse Alltagsunruhe und eine ordentliche Portion Eigenverantwortung einlassen wollen.
Was die meisten Handbuchautoren vergessen: In Augsburg ticken die Uhren in Werbeagenturen, bei Unternehmenskommunikatoren und Digitalbuden nicht ganz so laut wie etwa in München. Dafür atmet man hier – figurativ und de facto – etwas mehr durch. Der Markt verlangt Vielseitigkeit: Art Directors jonglieren zwischen Automotive-Kampagne, Stadtmarketing und Mittelstands-Etickette, mitunter innerhalb einer Woche. Klartext: Ein gewisser Pragmatismus, eine Prise „Mia-san-mir“ im Schwabengewand, und das Verständnis für techniklastige Branchen sind gefragt. Wer sich als Spezialist auf Luxusbrands versteift, findet in Augsburg wenig Gelegenheit – der Kittel bleibt meist im Schrank.
Was die Zukunft betrifft: Wer sich mit rein analogem Denken bewirbt, erntet im Zweifel nur ein müdes Lächeln. Digitale Kompetenz – Stichworte: UX, Motion Design, automatisierte Campaignings, Künstliche Intelligenz für visuelle Gestaltung – ist längst kein Bonus mehr, sondern Checklisten-Pflicht. Die guten Nachrichten? In Augsburg boomt das berufsnahe Weiterbildungsangebot halböffentlich (Volkshochschule, Design-Schulen) wie privat (Spezialseminare, Techlabs) – und die Unternehmen übernehmen nicht selten Kosten oder stellen freie Zeitfenster für Zertifikate bereit. Aber Vorsicht vor Hybris: Wer glaubt, dass eine besuchte Photoshop-Klasse allein zum Art Director adelt, setzt auf die falsche Karte. Führungsfähigkeit, Empathie für Zielgruppen sowie ein ordentlicher Schuss innerbetriebliche Diplomatie werden regional immer wichtiger – und sind schwieriger zu lernen als die neuen Shortcuts von Adobe XD.
Muss man also ein kreatives Chamäleon mit eiserner Disziplin sein, um in Augsburg als Art Director zu bestehen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Was aus Erfahrung aber bleibt: Wer Pragmatismus mit dem Mut zum eigenen Stil kombiniert, eigensinnig denkt – und bereit ist, an drei Arbeitsplätzen zugleich zu denken –, erlebt hier mehr echte Gestaltung und weniger Jobtheater als mancher in der großen Landeshauptstadt. Als Berufseinsteiger, Wechsler oder zufällig ins Feld Geratener: Augsburg zeigt im Kleinen, was Kreativberufe heute brauchen – nirgends mehr, aber auch nicht weniger.
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