Personal Service PSH Emsdetten GmbH | 48703 Stadtlohn
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Josef Keßler GmbH & Co. KG Landmaschinen | 59757 Arnsberg
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Erwachsene Menschen reden gern von ihren Kindheitshelden. Ich? Mein Held hatte keinen Umhang, sondern fleckige Hände und einen Schraubenschlüssel als Zepter. Mein Großvater – alter Fahrradschrauber am Hafen, kurz bevor die schicken Cafés kamen. Heute lachen die Leute, wenn ich erzähle, dass ich Zweiradmechaniker geworden bin. „Was machst du so? E-Bikes, oder noch Oldschool?“ – als gäbe es nur diese zwei Pole. In Münster, dieser Fahrradmetropole mit mehr Drahteseln als Bäckern, steckt der Beruf irgendwo dazwischen. Modern, fast ein bisschen hip – und trotzdem herrlich bodenständig.
Wer hier in der Szene ankommt und meint, das wäre ein Leben mit ruhigen Händen und viel Routine, der irrt. Tatsächlich kann der Tag in Münster, und das ist keine Übertreibung, mit einem Schaltzug für dreizehn Euro beginnen und mit der Fehlersuche am nagelneuen S-Pedelec enden, das partout den App-Connect streikt. Das Fahrrad ist mittlerweile mindestens halb Software. Navi, E-Motor, Diebstahlsicherung, Sensorik – da ist Fingerspitzengefühl gefragt, aber auch ein technischer Kopf. Naja, und ganz ehrlich: Wer glaubt, der „Mechaniker“ schraubt nur und schmiert Ketten, hat das Berufsbild nicht verstanden. Das Einmessen hydraulischer Scheibenbremsen bei Lastenrädern für Familien, der Austausch von Akku-Steuergeräten, das entschlüsseln kryptischer Fehlercodes – ist alles keine Raketenwissenschaft, aber eben auch kein Spaziergang.
Der Bedarf an Zweiradmechanikern? Höher denn je, zumindest hier in der Stadt. Wer einmal an einem Julitag versucht hat, spontan einen Werkstatt-Termin zu ergattern, weiß wovon ich spreche. Die Fahrradläden platzen aus allen Nähten. Manche Inhaber zerbrechen am Spagat zwischen Kundendruck und Personalmangel. Es fehlt überall an qualifizierten Händen. Eigentlich paradox in einer Region, in der das Rad zur DNA gehört. Gerade für Berufseinsteiger, aber auch Umsteiger aus anderen handwerklichen Berufen ist das ein Vorteil: Einen Job findet man meist – die Frage ist eher, wohin es einen zieht. Familienbetriebe in Sentrup, E-Bike-Studios im Kreuzviertel oder Werkstätten mit Fokus auf Radsporttechnik – die Bandbreite ist enorm.
Jetzt die Gretchenfrage: Lohnt sich das finanziell? Manchmal fühlt man sich wie ein Chirurg für Aluminium und Carbon, bekommt aber was völlig anderes aufs Konto. In Münster liegen die Einstiegsgehälter aktuell zwischen 2.300 € und 2.700 €. Wer ein paar Jahre Erfahrung, spezielle Weiterbildungen oder Talent für Elektronik mitbringt, landet nicht selten bei 2.800 € bis 3.200 €. Manche sagen, man könne mit Glück und Zusatzqualifikationen sogar auf 3.600 € kommen, wobei das wohl eher die seltenen Ausreißer sind – Hallöchen, Betriebsleiter! Klar, mit Münsters Wohnungspreisen bleibt da kein Vermögen übrig. Aber vergleichsweise stabil ist der Markt. Saisonale Ausreißer im Frühjahr, ja, aber kaum echte Flauten. Überstunden? Kommen vor, aber bei den meisten Betrieben wird auf Ausgleich geachtet. Bei den Arbeitszeiten: eher tagsüber, mit gelegentlichen Einsätzen an Samstagen – alles im Rahmen.
Es wäre zu schlicht, den Boom der Elektrofahrräder als Übergangsphase abzutun. E-Bikes machen mittlerweile los, was vor zwanzig Jahren noch nach Science Fiction roch. Wer darauf spekuliert, nur die Basics zu können, wird abgehängt oder landet auf ewig bei der Inspektion alter Hollandräder. Die Nachfrage nach Fortbildungen in Akku- und Motorentechnik zieht an – Betriebe zahlen Weiterbildungen zunehmend oder legen Wert auf E-Kompetenz bei der Auswahl. Wer sich darauf einlässt, ist für die Zukunft klar vorne. Persönliche Notiz: Die klassischen Schrauber-Skills verliert man deshalb trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil. Am Ende, so mein Eindruck, ist Zweiradmechaniker in Münster momentan mehr als ein solider Handwerksberuf – es ist eine Art Schnittstelle zwischen Tradition und Hightech. Gut, ein Anzugjob ist das nicht, eher ein Lebensgefühl zwischen Öl, 36er-Maulschlüssel und einer Prise Digitalfrust.
Manchmal, an den selten sonnigen Nachmittagen, wenn man rückwärts aus der Werkstatt tritt und in den Strom der Münsteraner Radfahrer blickt, fragt man sich: Was bleibt? Die Antwort ist überraschend schlicht. Es gibt kaum einen Job, bei dem Technik, Gemeinschaft und ein wenig Idealismus so direkt aufeinandertreffen. Und wenn wieder jemand mit leuchtenden Augen sein repariertes Rad abholt – dann weiß man wieder ganz genau, warum das alles irgendwie passt. Ja, auch hier in Münster, zwischen Westfälischer Sachlichkeit und Urban-Buzz.
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