DERMATOLOGIKUM HAMBURG GmbH | Neustadt
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DERMATOLOGIKUM HAMBURG GmbH | Neustadt
Wer das erste Mal mit der Berufsbezeichnung ZMV – „Zahnmedizinische/r Verwaltungsassistent/in“ – konfrontiert wird, zuckt vielleicht mit den Schultern. Verwaltung, Zahnarztpraxis, was hat das miteinander zu tun? Nachdem ich das aus persönlicher Anschauung in einigen Kasseler Praxen zuhause bin, muss ich gleich eines loswerden: Der Job ist mehr als das übliche Papierstapeln und Telefongeklingel. In Kassel ist die Arbeit als ZMV eine tägliche Gratwanderung zwischen medizinischer Fachlichkeit, gesetzlicher Regulierungsflut und, ja, manchmal auch handfesten menschlichen Herausforderungen. Klingt nach Gemeinplatz? Schön wär’s. Manchmal ist es eher ein Balanceakt auf dem Drahtseil – ohne Sicherheitsnetz.
Eigentlich ist die Berufsbezeichnung so trocken, dass sie sich von selbst erklärt. Theoretisch. In Wahrheit ist das Tätigkeitsfeld aber eine wilde Mischung. Abrechnung nach BEMA und GOZ, Patientenberatung, Personalplanung, Organisation – alles aus einer Hand, und zwar nicht, weil niemand anders will, sondern weil’s kaum jemand ganz beherrscht. Spätestens, wenn ein neuer Gesetzeswust auf den Schreibtisch flattert („Datenschutz! Qualitätsmanagement! Neue Heilmittel-Richtlinie! Gleich mal alles umsetzen ...“), ahnt man, dass der ZMV-Beruf von einer hohen Lern- und Anpassungsfähigkeit lebt. Ich habe oft den Eindruck: ZMV ist die Schnittstelle zwischen medizinischem Anspruch, kaufmännischen Herausforderungen und stetigen Veränderungen im Gesundheitsmarkt – und das mit permanentem Spagat.
Reden wir nicht drumherum: In Kassel – einer Stadt mit typisch hessischem Pragmatismus – stoßen auch im Gesundheitsmarkt Anspruch und Wirklichkeit aufeinander. Während Zahnärzte um Digitalisierung, Datenschutz und gesetzliche Änderungen ringen, werden ZMV-Fachkräfte plötzlich zu Allzweckwaffen: Die Praxis kann wachsen, „wenn wir eine fähige Verwaltung haben“ – so das geflügelte Wort. Manchmal fragt man sich: Wer steuert hier wen? Beim Verdienst bewegt sich vieles zwischen Fairness und der berühmten „regionalen Realität“. Typisch Kassel: Die Gehälter starten meist um 2.800 € und reichen (je nach Erfahrung, Praxisgröße und Aufgabenvielfalt) rauf bis 3.400 € oder sogar mehr – aber das obere Ende ist erfahrungsgemäß begrenzt. Wer Erfahrung aus Frankfurt oder München mitbringt, staunt manchmal nicht schlecht, wie robust die hessische Kost in Lohnverhandlungen ist. Dennoch: Für viele ist der Job mehr als die Zahl auf dem Konto. Die Verbundenheit zum Team, das Gefühl, gebraucht zu werden, ist in den meisten Praxen fast mit Händen zu greifen – das habe ich jedenfalls so erlebt.
Wer heute als ZMV in Kassel neu einsteigt oder wechseln will, merkt schnell: Es gibt keinen Standardtag, keine Standardlösung. Mal ist digitales Praxismanagement gefragt, mal klassische Abrechnung per Hand. Immer öfter fordern moderne Praxen eine eigenständige Rolle – mit Verantwortung, Eigeninitiative, technischem Sachverstand. Digitalisierung schwappt zwar mit Verzögerung nach Nordhessen, aber sie kommt. Digitalisierung ist kein Hexenwerk, aber sie will gelernt sein – gerade dann, wenn Kolleginnen lieber noch handschriftliche Karteikarten sortieren. Was viele unterschätzen: Schulungen, Fortbildungen und technisches Nachrüsten kosten Zeit und Nerven. Nicht jede Praxis zieht da sofort mit. Es braucht also Anpassungsvermögen, einen Blick für das Machbare und, ganz ehrlich gesagt, einen langen Atem.
Was bleibt, wenn der Alltag zum Kraftakt wird? Eine gewisse Gelassenheit, die sich nicht im Zertifikat bemisst. Ich würde sogar sagen, das Geheimnis liegt im Draht zur Praxisleitung und im Standvermögen, wenn sich Patienten, Kollegen und Chef nicht immer auf geradem Wege koordinieren lassen. Die gute Nachricht: In Kassel herrscht in vielen Praxen ein kollegialer, fast familiärer Ton. Läuft mal etwas schief (und das passiert fast zwangsläufig), hilft oft der regionale Zusammenhalt – zumindest, sofern man nicht bei Fehlern gleich den Pranger aufgestellt bekommt. Ich habe in der direkten Nachbarschaft oft erlebt, wie Netzwerke von ZFA bis ZMV sich gegenseitig unterstützen. „Nordhessisch geradeheraus“, so würde ich den Umgangston nennen. Nicht immer bequeme, aber meist ehrliche Verhältnisse.
Berufseinsteiger und wechselwillige Fachkräfte finden in Kassel einen Arbeitsmarkt, der einerseits von Verlässlichkeit geprägt ist, andererseits Herausforderungen nicht aus dem Weg geht. Wer meint, der ZMV-Alltag gleicht einem entspannten Verwaltungsjob, wird schnell eines Besseren belehrt – im positiven wie im kreativen Sinne. Es braucht Anpassungsfähigkeit, Realismus und manchmal einen leisen Sinn für Humor. Aber genau das macht für viele den Reiz aus, zumindest, wenn man sich auf nordhessische Eigenheiten einzulassen weiß.
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