Ludwig Fresenius Schulen Oldenburg | 26122 Oldenburg
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Wer in Oldenburg täglich zwischen Mascara-Regalen, Cremedosen und skeptischen Kundengesichtern steht, der weiß: Verkäufer in der Kosmetik- und Körperpflegebranche zu sein, hat mehr Facetten als ein vielfach geschliffener Diamant. Für viele klingt das zunächst nach einem Job mit Glitzer – schöne Produkte, freundliche Beratung, vielleicht ein Hauch von Luxus. Und ja, eine Prise davon ist schon dabei. Aber hinter den Kulissen steckt, das muss man ehrlich sagen, oft das ganze Gegenteil von Wellness.
Die Theorie: Man hilft Menschen, ihr passendes Produkt zu finden. Die Praxis: Manchmal berät man zur neuesten Anti-Aging-Creme, ein anderes Mal diskutiert man mit einer Stammkundin, warum ihr Lieblingsparfum vergriffen ist. Der Beruf pendelt ständig zwischen Einfühlungsvermögen und Verkaufsdruck. Wer dabei glaubt, es reiche, nett auszusehen und Höflichkeitsfloskeln aufzusagen – der irrt. Im Gegenteil: Menschenkenntnis, Geduld und die Fähigkeit, auch am fünften Tag in Folge lächelnd die immergleichen Fragen zu beantworten, sind gefragt. Dazu kommen Produktkenntnis (die Regale werden schließlich ständig neu bestückt), ein Blick für Trends und gelegentlich der Mut, den eigenen Kunden schonend von Fehlkäufen abzuraten.
Oldenburg hat, wenn man so will, einen eigenen Rhythmus. Wer hier einkaufen geht, sucht meist keine Massenabfertigung. Die Kundschaft ist, jedenfalls mein Eindruck, oft durchaus anspruchsvoll – die Latte für Beratung liegt höher als in mancher Großstadt. Vielleicht hängt das mit dem gemütlichen Stadtbild zusammen oder mit dem regionalen Selbstbewusstsein. Auf alle Fälle ist ein sicheres Gespür für Zwischentöne nötig: Nicht jeder, der fragt, will beraten werden. Und nicht jede, die schweigt, hat keine Fragen.
Was viele unterschätzen: In Oldenburg trifft Regionalität auf Internationalität. Traditionshäuser mit langer Geschichte stehen direkt neben trendigen Drogeriemarktketten. Man muss also – Achtung, Bild – auf vielen Bühnen gleichzeitig tanzen können.
Ganz nüchtern betrachtet: Reich wird hier niemand – jedenfalls nicht vom Sofortverkauf der fünften Gesichtsmaske am Nachmittag. Das übliche Einstiegsgehalt bewegt sich meistens zwischen 2.200 € und 2.600 €. Einige regionale Player locken mit 2.700 €, selten auch etwas darüber hinaus, vor allem bei Zusatzqualifikationen. Zahlendreher gibt es hier selten, aber einen Euro Unterschied spürt man durchaus im Portemonnaie, wenn die Mieten in Oldenburg mit den Jahren anziehen.
Aber Geld allein – das ist die Realität vieler Verkäuferinnen und Verkäufer – macht am Ende doch nicht satt. Wichtiger scheinen mir: Respekt im Team, Chefs, die nicht nur Sonntagsreden halten, und echte Weiterbildungsmöglichkeiten. Die gibt’s, zumindest punktuell, tatsächlich: Markeninterne Produktschulungen, Weiterbildung zur Fachberaterin für Dermokosmetik oder – immer beliebter – digitale Tools für Kundendatenverwaltung.
Ein überraschender Wandel, der mir seit einiger Zeit begegnet: Digitalkassen, mobile Beratungstools, sogar KI-gestützte Hautanalysen werden allmählich Standard. Klingt nach Science-Fiction, ist aber bereits Alltag in einigen Filialen. Wer neu einsteigt, sollte keine Angst vor Technik haben. Im Gegenteil – wer’s versteht, hat Pluspunkte im Bewerbungsgespräch, pardon: im nächsten Jahresgespräch.
Nicht zu unterschätzen: Das Thema Nachhaltigkeit. Die Nachfrage nach Naturkosmetik oder lokal erzeugten Pflegeprodukten wächst, selbst alteingesessene Oldenburger Häuser springen auf den Zug. Das verändert auch die Beratung: Man wird häufiger Ziel von kritischen Fragen – Stichwort Inhaltsstoffe und CO₂-Bilanz. Ehrlich bleiben und sich das nötige Wissen aneignen, ist die beste Devise.
Ob man da ankommt oder wieder weiterzieht – das hängt von vielem ab: Erwartungen, Arbeitsklima, Entwicklungsaussichten. Und, Hand aufs Herz, ein bisschen auch von Glück. Vielleicht trifft man die Kollegin, die einen nach zwei Wochen mitnimmt in die altgediente Parfümerie, um zu zeigen, wie man mit kniffligen Kunden umgeht. Oder der Chef, der trotz Stress einen Sinn für Humor hat. Klar ist: Wer einen leichten Job sucht, ist in der Kosmetik- und Körperpflege-Abteilung falsch beraten. Wer aber Freude daran hat, sein Fachwissen praktisch einzusetzen, Menschen zu helfen (und nebenbei Trends zu verfolgen), kann in Oldenburg einen Ort finden, an dem Arbeit mehr als Dienst nach Vorschrift ist. Zeit für eine Maske ist am Ende trotzdem nur selten. So viel Ehrlichkeit muss sein.
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