Ludwig Fresenius Schulen Dortmund | 44135 Dortmund
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Der Geruch von frischer Bodylotion am Morgen, das Klirren der Regale kurz vor Ladenschluss und zwischendrin – Kundinnen, die entschlossen nach „etwas gegen fahle Haut“ fragen oder Omas, die heimlich Parfüm verschenken wollen. Wer diesen Berufsalltag belächelt, der kennt das Handwerk dahinter nicht: Verkäuferin oder Verkäufer in der Kosmetik und Körperpflege in Gelsenkirchen zu sein, hat wenig mit seichter Verkaufsschleife zu tun. Und ehrlich – es ist zuweilen lauter Feinschliff am Menschen, als das Umpacken von Waren. Zumindest, wenn man sich nicht mit „Noch eine Tüte dazu?“ zufriedengibt, sondern die Geheimnisse zwischen Puderpinsel und Persil sucht.
Manchmal frage ich mich, ob Außenstehende wissen, wie viel Psychologie der Job wirklich verlangt. Wer täglich im Gespräch bleibt, braucht Takt, ein bisschen Menschenkenntnis – und einen Blick für Details. Da steht die junge Mutter, übermüdet und mit Fragen zum Hautschutz für ihr Baby, daneben ein Influencer-Typ auf der Jagd nach dem perfekten Bartöl. Den Spagat zwischen geduldigem Zuhören und gezielter Empfehlung zu schaffen, ist kein Selbstläufer. Auch nicht in Gelsenkirchen, wo man lieber ehrlich als übertrieben freundlich kauft – die Kundschaft merkt sofort, ob man ihnen etwas „andrehen“ möchte oder sich wirklich auskennt.
Ein Irrtum dabei: Die Produkte selbst sind gar nicht die größte Herausforderung. Wer Sortimentsbreite und Inhaltsstoffe draufhat, kommt zwar nicht ins Schwimmen – aber richtig anspruchsvoll wird’s bei der Beratung unter Zeitdruck, gegen Monatsende und wenn eine Kollegin erkrankt. Also: Multitasking, Organisation und emotionale Intelligenz. Wer dachte, Kassentätigkeit sei Monotonie, hat noch nie am Freitagabend Frust-Käufe und Beratungsbedarf sortiert. „Dafür braucht man schon ein dickes Fell und ein wachsames Ohr“, höre ich oft von Neulingen. Kann ich so unterschreiben.
Kosmetik und Körperpflege in Gelsenkirchen, das ist ein bisschen anders als in Berlin oder München. Die Mentalität hier – geprägt von Bodenständigkeit und Rückgrat wie ein Zechenkumpel – macht sich bemerkbar: Wer in einem der großen Drogeriemärkte, Parfümerien oder Fachgeschäfte arbeitet, spürt schnell, wie direkt die Kundinnen und Kunden sind. Verbindlichkeit zählt mehr als leere Versprechen, und Stammkundschaft wächst nicht aus Rabatten allein.
Vielleicht liegt es an der Struktur der Stadt, die wirtschaftlich schon bessere Zeiten gesehen hat – und trotzdem stolz auf kleine, persönliche Service-Oasen ist. Hier kommt es besonders auf Zuverlässigkeit und Handschlagqualität an (im übertragenen Sinne, versteht sich). Interessant: Seit Corona und dank einem Hauch Digitalisierung (Online-Vorbestellungen, schnelle Sortimentswechsel) hat sich das Geschäft beschleunigt. Wer nicht mitgeht, bleibt zurück. Flexibel sein, Neues akzeptieren – des wird in Gelsenkirchen zur Grundvoraussetzung, wenn man langfristig dabei bleiben will.
Mehr Transparenz, als so mancher denkt: Das durchschnittliche Einkommen für Verkäuferinnen und Verkäufer in Kosmetik und Körperpflege pendelt in Gelsenkirchen aktuell meist zwischen 2.100 € und 2.600 €. Je nach Erfahrung, Verantwortung im Team und Handelsformat kann es mit Spezialisierung und Weiterbildungen (Stichwort: Naturkosmetik, Dermakosmetik, Visagistik) auch Richtung 2.800 € bis 3.200 € reichen – aber das ist schon das obere Regal. Immerhin: Die Rahmenbedingungen entwickeln sich. Tarifliche Anpassungen, gelegentliche Prämien im Weihnachtsgeschäft. Und ein Fachkräftebedarf, der, so mein Gefühl, noch immer unterschätzt wird – nicht zuletzt, weil Nachwuchs und Quereinsteigerinnen sich selten umschwärmt fühlen.
Was viele unterschätzen: Gerade im Spannungsfeld zwischen Dienstleistungsbereitschaft und Verkaufsdruck braucht es Rückgrat. Im letzten Jahr habe ich mehr Kolleginnen erlebt, die an Rollenkonflikten – emotionalen Drahtseilakten zwischen Beratung, Hygienevorschriften, Inventur, Social Media und Sortimentspflege – beinahe verzweifelt wären. Und doch gibt es sie: Momente, in denen man spürt, dass diese Blicke, dieses „Danke – das war genau das Richtige“ von der Kundschaft schwer zu ersetzen sind.
Wohin also mit der eigenen Entwicklung? Wer mehr will als nur den nächsten Kassenzettel, kann in Gelsenkirchen durchaus auf Weiterbilder bauen: Zertifikate für Naturkosmetik oder dermatologische Beratung, interne Programme zu Beratungstechniken, Führungstrainings bei Filialisten. Nicht zu unterschätzen – oft sind es gerade die mittelständischen Fachgeschäfte, die individuelle Stärken erkennen und fördern.
Meiner Ansicht nach ist das Ganze alles andere als starr: Wer den Mix aus Service, technischem Produktverständnis (digitales Kassensystem, Lagerlogistik) und sozialer Kompetenz beherrscht, entdeckt Spielraum für Eigeninitiative. Aber wer glaubt, der Titel „Verkäufer Kosmetik und Körperpflege“ sei austauschbar, hat noch nie erlebt, wie entscheidend eine einzelne Beratung für das Lebensgefühl der Menschen sein kann – gerade hier, zwischen Zechenturm und Einkaufszentrum.
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