dm-drogerie markt GmbH + Co. KG | Herne
- Relevanz
- Titeltreffer
- Datum
dm-drogerie markt GmbH + Co. KG | Herne
Was bedeutet es eigentlich, sich als Verkäufer oder Verkäuferin für Drogeriewaren ausgerechnet in Hagen ins Berufsleben zu stürzen oder vielleicht, als erfahrene Fachkraft, die Seiten zu wechseln? Abgesehen davon, dass morgens aus den Einkaufsstraßen noch Nebel vom Hengsteysee zieht und manch Stammkunde schon vor Ladenöffnung an der Glastür wartet – der Beruf in diesem Segment ist einer, den Außenstehende gerne unterschätzen. Das ist keine Raketenwissenschaft, gewiss. Aber auch kein Spaziergang durch Rosenwasser.
Wenn ich auf die vergangenen Jahre in Hagens Drogeriewelt blicke, muss ich zugeben: Wer sich hier der Aufgabe widmet, Drogerieprodukte zu verkaufen, muss ziemlich anpassungsfähig sein. Gleichzeitig braucht man eine gewisse Bodenhaftung – und zwar wortwörtlich. Die Flure sind lang, die Lager oft eng und ein voller Wagen mit Putzmitteln wiegt gefühlt so viel wie ein Kleinwagen. Wer Sorge um seine Knie hat, sollte sich den Job zweimal überlegen. Aber jetzt, genug gemurrt, zurück zum Tagesgeschäft.
Die Aufgaben sind klar umrissen, oder? Kassieren, Regale auffüllen, Kunden beraten. Stimmt. Allerdings streckt sich das Spektrum weiter, als es die meisten ahnen. Hygienevorschriften? Alltag. Produktkenntnisse? Pflicht! Die Palette reicht von veganem Shampoo bis streng rezeptpflichtigen Präparaten (Stichwort: Apothekenkooperationen mancher Ketten). Und dann dieser feine Draht zu den Menschen. Einzelhandel lebt davon, dass ein mürrischer Montagskunde nach dem Gespräch mit einem Verkäufer etwas weniger griesgrämig den Laden verlässt. Ich hatte mal einen Herren, der grundsätzlich alles in Frage stellte – nach Monaten war er plötzlich Stammkunde. Verstehen muss man das nicht. Aber irgendwie ist das die Kunst in diesem Job.
Was häufig vergessen wird: Modernes Kassensystem, Barcode, digitale Wareneinbuchung – nichts, was sich nebenbei bedienen lässt. Spätestens, wenn die Kasse mitten im Weihnachtsgeschäft „abstürzt“, wünscht man sich einen Informatik-Kollegen im Team. In Hagen ist Digitalisierung kein ferner Trend mehr, sondern Alltag. Gleiches gilt für betriebsinterne Tools, die per Tablet Lagerbestände berechnen oder für die Kundenberatung genutzt werden. Gerade Berufseinsteiger sind überrascht, wie selbstverständlich Technik und täglicher Kundenkontakt miteinander verquickt sind. Kleiner Rat am Rande: Wer Technik meidet, hat es schwer. Schließlich hat nicht jedes Traditionsgeschäft den Wandel verschlafen; viele investieren erheblich, was vor allem jüngeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in die Karten spielt.
Geht es ums Geld – nun, lassen wir die Moralkeule weg. Das Einstiegsgehalt liegt im Raum Hagen meistens um die 2.300 € bis 2.600 € pro Monat. Wer länger dabei bleibt und vielleicht eine Zusatzqualifikation mitbringt, bewegt sich eher in Richtung 2.800 € bis 3.200 €. Es wäre gelogen, zu behaupten, das Gehalt halte mit IT-Branche oder Chemie gigantisch mit. Aber für die Region, unter Berücksichtigung der Arbeitszeiten und dem Mindestlohntrend, ist die Bezahlung im Branchenvergleich fair. Zumindest, wenn man sich nicht von befristeten Teilzeitverträgen abschrecken lässt (ja, die gibt es – leider häufiger als einem lieb ist).
Was viele unterschätzen: Weiterbildung ist nicht nur ein Schlagwort. Neben klassischen Verkaufstrainings sind es immer öfter Produktschulungen zu Nachhaltigkeit, Naturkosmetik oder dem Boom veganer Produkte, die den Unterschied machen. Einige Arbeitgeber in Hagen, etwa inhabergeführte Drogerien oder größere Ketten, fördern interne Aufstiege. Mit Eigeninitiative lässt sich auf mittlere Sicht eine verantwortungsvollere Position erreichen – Filialleitung, Sortimentsverantwortung, regionale Disponenten. Aber alles zu seiner Zeit: Am Anfang zählt das Handwerk.
Und Hagen? Die Stadt hat ihren eigenen Takt. Nicht Berlin, nicht München. Die Kundschaft ist bodenständig, das Einzugsgebiet heterogen. Wer denkt, hier würden nur junge Familien nach Öko-Windeln suchen, irrt: Auch Senioren und die immer größer werdende internationale Community sind regelmäßig im Laden. Jeder Tag bringt ein anderes Thema – manchmal ist es das klassische Problem mit zu wenig Handseife im Regal, manchmal ein Gespräch über die beste Pflege gegen Altersflecken.
Letztlich, ganz ehrlich: Verkaufen in der Drogerie ist manchmal ein Balanceakt. Zwischen digitalisiertem Einzelhandel und altmodischer Handarbeit, zwischen den eigenen Ansprüchen und dem Tempo des Alltags. Aber wer Freude an Menschen, Produkte und an der kleinen Improvisationskunst des Berufslebens hat, findet hier – zumindest meiner Erfahrung nach – mehr Relevanz und Wertschätzung, als manch Außenstehender jemals glauben würde. Oder, um es auf gut Hagenerisch zu sagen: „Hier weiß man wofür man morgens aufsteht.“
Das könnte Sie auch interessieren