Ludwig Fresenius Schulen Mühlhausen | Mühlhausen/Thüringen
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Ludwig Fresenius Schulen Marburg | 35037 Marburg
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Wenn mich jemand fragt, warum ich längst aufgehört habe, den Beruf der Verkäuferin für Kosmetik und Körperpflegeprodukte zu unterschätzen, dann erinnere ich mich an meinen ersten Tag in einem Kasseler Drogeriemarkt. Nein, dort wird nicht einfach Ware geschoben oder mal freundlich genickt. Wer behauptet, das sei eine Routine-Arbeit ohne Tiefgang, hat vermutlich noch nie spröde Lippen und wortkarge Stammkundschaft in ein Verkaufsgespräch verwickelt. Man lernt schnell: Zwischen Shampoo-Regal und Foundation-Display liegen ganze Welten.
Man ahnt es nicht auf den ersten Blick, aber die Produktpalette in diesem Bereich wächst schneller als man „Augengel“ sagen kann. Naturkosmetik boomt, einige Kasseler Stadtteile schwören auf nachhaltig – wieder andere auf englische Traditionspfade, Parfüm und polierte Fingernägel. Wer glaubt, im Kosmetikverkauf gehe es einfach um „schön reden“, der irrt gewaltig. Der Kunde von heute googelt, fragt nach Silikon-Anteilen oder verlässt sich auf eigene Allergietests. Freundlichkeit ist Mindeststandard, Beratung das eigentliche Herzstück. Und ja, man muss sich Abkürzungen und Wirkstoffe merken, fast wie kleine pharmazeutische Snacks im Kopf. Ich sag’s ehrlich: Wenn man nach dem sechsten Wunsch nach „etwas ohne Mikroplastik“ immer noch souverän bleibt, dann ist das schon Professionalität.
Jetzt mal Butter bei die Fische: Die Gehälter für Verkäuferinnen und Verkäufer in Kassel, speziell im Kosmetiksegment, bewegen sich meist zwischen 2.200 € und 2.800 €. Sicher, Ketten locken manchmal mit Boni, aber die Vieldiskutierte „Großstadt-Prämie“? Die sucht man in Kassel vergebens. Trotzdem: Die zentrale Lage, das eng verflochtene Einzugsgebiet – all das sorgt dafür, dass auch kleinere Parfümerien oder Biomärkte überleben. Gerade deshalb ist das Berufsfeld hier weniger austauschbar, als man denkt. Wer sich spezialisiert – auf Naturkosmetik, dekorative Produkte, Hautberatung –, der wird nicht selten zur begehrten Ansprechpartnerin in der Kundschaft. Plötzlich bringt der Beruf regionale Autorität mit, nicht nur das bekannte Lächeln hinter dem Kassentresen.
Es wäre falsch zu behaupten, dass der digitale Wandel an Kassel vorbeirauscht. Online-Bestellungen, Instore-Tablets mit Produktinfos, Beratung per App – alles da, in unterschiedlicher Reife. Die meisten Kolleginnen und Kollegen nehmen’s pragmatisch: Neue Technologien bedeuten Umgewöhnung, aber eben auch Erleichterung. Beispielsweise beim schnellen Check von Inhaltsstoffen oder Lagerbeständen. Trotzdem: Wirklich gute Beratung braucht nach wie vor Augenmaß – und die Bereitschaft, dem Kunden auch mal ein „Probieren Sie doch erst mal das hier – ich glaube, das passt besser zu Ihnen“ zuzugestehen. Der Algorithmus lächelt nicht zurück.
Der Beruf bleibt nicht stehen. Wer einmal Fuß gefasst hat, merkt, dass Weiterbildungen – etwa in Naturkosmetik, Hauttypberatung oder sogar Social Media im Einzelhandel – nicht bloß nette Extras sind. In Kassel finden sich durchaus Möglichkeiten, sich fortzubilden, auch wenn das Angebot abseits der Großstadt nicht an jeder Ecke lauert. Ich will nicht lügen: Die Arbeit kann an Tagen fordern, an anderen fast meditativ sein. Aber eines stimmt fast immer – unterschätzt wird hier niemand, der offen ist für Veränderungen, bereit, ständig Neues zu lernen, den Arbeitsalltag mit Herz und ein bisschen Sachverstand zu würzen. Das mag pathetisch klingen, aber Hand aufs Herz: Wer einmal echtes Kundenvertrauen erlebt hat, weiß, wie viel da eigentlich drinsteckt.
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