Bräumann GmbH & Co. KG Edeka | 83413 Fridolfing
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Wer morgens in Mainz durch die Schillerstraße schlendert, dem schwappt schon vor acht Uhr der Duft frischer Putzmittel und Fußcreme entgegen – ein ungewöhnlicher Start in den Tag, den nur Leute kennen, die sich in den Verkaufsregalen der Drogerien zu Hause fühlen. Verkäuferinnen und Verkäufer von Drogeriewaren – das klingt für Außenstehende oft harmlos, fast ein bisschen monoton. Die Realität? Weit spannender, als ich es zu Beginn meiner Zeit im Drogeriemarkt angenommen hätte. Mainz bringt dazu seine besonderen Eigenheiten ins Spiel: Großstadt-Patchwork, akademische Kundschaft, rheinische Lockerheit … und ein Quäntchen Chaos zu Semesterbeginn.
Drogeriewaren – das ist ein Sammelsurium aus Kosmetik, Hygiene, rezeptfreien Medikamenten, Küchenhelfern, nachhaltigen Putzmitteln und, seit Neustem, auch Superfoods von Chia bis Hanfprotein. Die Aufgaben? Klassische Kassenführung, natürlich, aber viel spannender: Kundenberatung zwischen Vitamin C, Haarkuren und Hypoallergenem. Dazu kommt Ware einräumen, Regale auffüllen, Aktionen umsetzen, Lieferungen prüfen – dieser Rhythmus gibt dem Tag Struktur, aber dahinter steckt mehr. Wer meint, Produktetiketten zu lesen sei Zeitverschwendung, hat die Mainzer Kundschaft noch nicht erlebt. In der Innenstadt trifft man auf die Biostudentin mit veganem Shampoo-Tick, daneben steht die Seniorin, die seit 40 Jahren dieselbe Rosencreme kauft und alles über Preissteigerungen wissen will. Keine Frage: Wer hier arbeitet, braucht Übersicht, Menschenkenntnis und eine Prise Geduld – nicht ganz die Zutaten für einen stressfreien Bürojob, aber dafür lernt man viel fürs Leben.
Mainz ist kein Billigpflaster, Wohnungsmangel und Preise drücken überall, das merken Verkäuferinnen und Verkäufer ohne Frage. Trotzdem – die Jobsituation im Drogeriefachhandel wirkt erstaunlich stabil, fast trotzig gegen manche anderen Einzelhandelssparten. Grund dürfte die Mischung aus Nahversorgung, Trends (Stichwort Naturkosmetik, vegane Pflege) und einer Kundschaft sein, die auch in der Krise nicht auf Shampoo oder Toilettenpapier verzichten möchte. Einsteiger starten hier meist bei etwa 2.300 € monatlich, mit Erfahrung oder Zusatzaufgaben (zum Beispiel als Teamleitung oder in Beratungsschwerpunkten) lässt sich die Spanne auf gut 2.800 € bis 3.100 € erweitern. Selten tanzt einer raus – ganz oben landet freilich niemand (das wäre dann vielleicht Parfümerie oder Filialleitung). Wird darüber ehrlich gesprochen? Nicht immer. Doch ich halte es für fair: Wer bei uns arbeitet, trägt im Alltag mehr Verantwortung, als Außenstehende erkennen. Es geht nicht nur um Verkauf, sondern um Gesundheitsberatung, Sortimentspflege, Qualitätskontrolle. Man wächst rein oder geht unter – dazwischen gibt’s wenig.
Mainz tickt oft einen Schlag langsamer als Frankfurt, doch in Sachen Digitalisierung holen selbst die altehrwürdigsten Drogerien rasant auf. Selbstbedienungskassen? Jetzt Standard. Digitale Bestandsführung? Läuft, wenn auch manchmal nur unter mürrischem Protest der älteren Kolleginnen. Was sich nach Fortschritt anhört, bedeutet in Wahrheit: neue Aufgaben, neue Fehlerquellen – und oft wenig Luft für Verschnaufpausen. Nachhaltigkeit? Großer Trend, auch in Mainz. Mehr unverpackte Waren, Bioprodukte bis in die Backwaren-Ecke, und neuerdings die „Rheiner Natur“-Regale mit lokalen Anbietern. Hier schlummert echtes Potenzial. Wer einen Sinn dafür hat, kann sich spezialisieren und die beratungsfreudigere Stammkundschaft gewinnen – das steigert das Ansehen intern, und manchmal den Verdienst obendrein.
Klingt jetzt, als wäre Drogerieverkauf in Mainz eine Art entspannter Beamtenlaufbahn. Nein, kein Märchen: Bisweilen geht’s hektisch zu, Saisonwechsel wirbeln sogar den bestorganisierten Alltag durcheinander. Wer ganz neu einsteigt, sollte bereit sein, sich auch mal mit widerspenstigen Druckern, temperamentvollen Kundinnen oder der sagenumwobenen Inventur auseinanderzusetzen. Gute Nachrichten aber auch: Weiterbildung steht in den Häusern wieder hoch im Kurs, insbesondere zu Themen wie Naturkosmetik, Allergieberatung und nachhaltigem Sortiment. Wer hier nicht stehenbleibt, kann sich durchaus hocharbeiten – fachlich, wenigstens. Und am Ende, so meine Erfahrung, bleibt das Gefühl, mehr als nur Verkäufer/in zu sein. In Mainz jedenfalls ist das keine leere Floskel: Wer im Drogeriemarkt durchhält, hat meist mehr mit Menschen als mit Mascara zu tun. Das, finde ich, macht den Beruf nicht nur in Krisenzeiten zukunftsfähig, sondern – trotz aller Klischees – immer noch unterschätzt.
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