Bräumann GmbH & Co. KG Edeka | 83413 Fridolfing
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Nicht jeder Beruf, der auf den ersten Blick unspektakulär wirkt, bleibt es auf den zweiten. Wer in Halle (Saale) als Verkäufer oder Verkäuferin für Drogeriewaren arbeitet, kennt beides: das geordnete Aufschichten von Shampooflaschen wie das Unvorhersehbare jeden Tages – ein Kunde mit fünf Fragen zum Mineralölgehalt in Lippenstiften hier, eine Oma, die ihr Lieblingswaschmittel seit zwanzig Jahren sucht, da. Und mittendrin Leute wie ich. Anfänger, Umsteiger, Wechselwillige: Wir landen in diesem Berufsfeld oft zwischen Notwendigkeit und Neugier, und ja – manchmal auch, weil was Handfestes gebraucht wird. Aber Handfest ist nun mal nicht gleich einfach.
Für viele Außenstehende mag der Beruf trivial wirken: ein wenig Regalpflege, ein Hauch Kundenservice und gerade so viel Zahlenjonglage an der Kasse, dass das Kassenband sauber bleibt – das war’s? Klar doch. Oder? Tatsächlich ist da mehr unter der Öberfläche. In Halle, einer Stadt mit geschichtsträchtigem Mix aus Universitätsmilieu und bodenständiger Arbeiterschaft, prallen in den Drogeriemärkten die Wünsche und Eigenheiten unterschiedlichster Generationen aufeinander. Und der, der hier verkauft, steht mittendrin – mehr Dolmetscher zwischen Sortimentslogik, Unternehmensvorgaben und den manchmal recht eigensinnigen Vorstellungen der Kundschaft.
Wer also die berühmte innere Gelassenheit nicht mitbringt – große Augen beim Blick aufs verschüttete Shampoo inklusive –, hat’s nicht leicht. Der Alltag? Zwischen Lieferungen, Reklamationen und Beratung schwankt das Arbeitstempo, mal unter, mal über der Taktzahl dessen, was „planbar“ ist.
Und wie sieht es mit der Bezahlung aus? Ehrliche Antwort: Luft nach oben ist immer, doch man sollte wissen, worauf man sich einlässt. In Halle (Saale) bewegt sich das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.200 € und 2.400 €, vereinzelt auch etwas darüber, falls tarifliche Struktur oder intensive Erfahrung im Einzelhandel vorhanden sind. Von 2.600 € bis 2.800 € ist mit etwas Glück und ausgeprägtem Service-Gen nach ein paar Jahren mehr drin, besonders in Filialen mit hoher Kundenfrequenz.
Aber Geld ist nur das eine. Wer die Branche ein wenig kennt – die klassische Drogeriekette mit mehrjähriger Tarifbindung ist hier vorherrschend – ahnt: Stabilität ist ein regionaler Vorteil, Fluktuation meist geringer als in trendhörigeren Großstädten. Man begegnet sich auf Augenhöhe, auch wenn’s mal im Gang zwischen Sonnenmilch und Zahnpasta knirscht. Was viele unterschätzen: Die soziale Komponente ist entscheidend. Wer keinen Draht zu Hallenser Verkaufstypen entwickeln kann, hat’s schwer. Die Stammkunden kennen einen mit Namen oder, besser noch, mit Spitznamen. Nicht selten ist das das schönste Kompliment und gibt dem Job eine eigene Note.
Moderne Kassen, Scannerwaffen, Self-Checkout-Terminals – man könnte meinen, das Geschäft erledigt sich irgendwann von selbst. Realistisch betrachtet: Es wird digitaler, ja, aber nicht unbedingt austauschbarer. In Halle wird Augenmaß gefragt. Wer sich mit digitalen Bestellsystemen, Warenwirtschaft und neuen Hygienevorschriften schwer tut, wird herausgefordert. Weiterbildungen, etwa zur Warenkunde oder zum Umgang mit anspruchsvollen Kunden, werden (wenn auch manchmal mit dem üblichen bürokratischen Haken) gerne gesehen.
Manchmal kommen mir die internen Fortbildungen vor wie das familieninterne Frühstück an Sonntagen: erst ungewohnt, dann irgendwann unverzichtbar. Wer also wachsen will – nicht buchstäblich, aber fachlich – findet hier durchaus Nischen, auch als Quereinsteiger. Was mich bei drohender Eintönigkeit motiviert: Der Wandel kommt sowieso. Die Frage ist eher: Mit welchem inneren Kompass navigiere ich ihn?
Wer einen glatten, reibungslosen Alltag sucht, wird bei Drogeriewaren in Halle auf Dauer nicht wirklich glücklich. Wer aber Freude an unterschiedlichsten Menschen hat, gern mit Gegenständen hantiert, die man im Alltag täglich anfasst – und sich nicht scheut, zwischen Alltags-Chaos und Sortimentsstruktur zu jonglieren, der kann im Drogeriewarenverkauf seine Nische finden. Nicht jeder Tag ist ein Fest, nein. Aber: Manche Gespräche im Gang sind es wert, dass man am Ball bleibt. Und wenn man dann nach Feierabend zwischen den Resten von Aktions-Aufstellern und abgewetztem Bodenbelag steht, ist das nicht nur Arbeit. Es ist ein Stück Halle, das man – ob man will oder nicht – mitgestaltet.
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