Bräumann GmbH & Co. KG Edeka | 83413 Fridolfing
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Wer sich nach dem Schulabschluss – oder nach einem knirschenden beruflichen Neustart – an die Regale der Drogerien in Erfurt wagt, landet an einer Schnittstelle, die viel mehr ist als das Verwiegens von Seifenstücken und Shampoo-Flaschen. Die Produkte, die hier ins Körbchen wandern, erzählen von Lebenswelt, Wandel und Tricks im Überall. Ich weiß noch, wie ich meinen ersten Kundeneinkauf falsch einsortierte – das kann einem die Karriereleiter ganz schnell in Bananenschalen verwandeln. Doch dazu später mehr.
Sich als Verkäufer:in für Drogeriewaren einzufinden, klingt für viele nach Ablaufdatum-Ablesen und Kundenlächeln. Tatsächlich dreht sich der Job aber um deutlich mehr: Sortimentskunde, kleinräumige Logistik, Kassendisziplin, Beratung zu Babybrei wie Bartöl, ja sogar rechtliche Basics, etwa beim Verkauf rezeptfreier Mittel und Kosmetik mit zertifizierungspflichtigen Inhaltsstoffen. Wer glaubt, die Hautcremes im Regal erklären sich von selbst, wird in Erfurt schnell eines Besseren belehrt – und zwar quer durch alle Altersgruppen und Mentalitäten. Nachmittags der Stammkunde, der nach „dem einen veganen Deo aus der Werbung“ verlangt, und fünf Minuten später das Ehepaar, dem kein Shampoo vegan genug sein kann. Manchmal, das gebe ich offen zu, hilft da nur Fachlichkeit, gepaart mit stoischer Geduld – und das immer bei 100 Prozent Aufmerksamkeit, denn in Großstädten wie Erfurt ist Diebstahlprävention jedes Mal mit dabei. Oder liegt das nur an meiner Ungeduld?
Die Frage nach „Was krieg ich dafür eigentlich?“ – sie drängt sich vielen von uns auf. Ich habe das Gefühl, kaum ein Berufsfeld steht hier so im Licht der öffentlichen Debatte wie das im Einzelhandel, Stichwort: Anerkennung und Lohnschere. In den Erfurter Filialen bewegen sich die durchschnittlichen Gehälter zwischen 2.200 € und 2.700 € zu Beginn – mit Luft nach oben für erfahrene Kolleg:innen, für Teamleitung oder mit Zusatzqualifikationen, die den Sprung auf 3.000 € bis 3.400 € manchmal möglich machen. Realistisch bleibt: Die Zahlen hängen an Faktoren wie Tarifbindung, Unternehmensgröße und Arbeitszeitmodell – und obendrauf manchmal auch an Glück. Blöd klingt das, ist aber ganz ehrlich: Wer in einer der großen Ketten mit Betriebsrat landet, bekommt meist mehr als im kleinen Bioladen an der Ecke, wo Familiengefühl das Gehalt nicht zwangsläufig aufpeppt.
Eines hat sich die Branche nicht ausgesucht – aber sie muss damit klarkommen: Digitalisierung, Nachhaltigkeitsdebatten und sich wandelnde Versorgungsansprüche. Wer hier als Neueinsteiger:in startet, merkt sofort, wie stark Scanner-Kassensysteme etwa den Alltag prägen, wie Warenwirtschaft per Knopfdruck Fehler aufdeckt, noch bevor ein Mensch sie sehen kann. Gleichzeitig treffen konservative Arbeitsroutinen (Lager auffüllen nach Liste, Preisschilder per Hand) auf selbstbewusste Kundschaft, die zu jedem Reinigungsmittel gleich den Öko-Zertifikatscode wissen will. Typisch Erfurt? Ja, vielleicht – denn in einer Stadt, die sich gerne als Mischung aus historischer Kulisse und wachsendem Forschungsstandort inszeniert, herrscht eine besondere Wachsamkeit für Innovationen, aber auch für regionale Authentizität. Manchmal führt das zu absurden Szenen: Da fragt man sich plötzlich, ob Bio-Wattepads aus Thüringer Baumwolle mehr Wert haben als der neue Online-Abholservice.
Bleibt die Frage, ob das alles eine Zukunft hat. Wer länger in Erfurt bleibt, merkt: Der Beruf Verkäufer:in Drogeriewaren ist kein Sprungbrett ins luftleere Nichts – mit Zusatzqualifikationen, etwa im Bereich Naturkosmetik, Gesundheitsprodukte oder als Handelsspezialist, öffnen sich Türen zu Fortbildung und Funktionsstufen. Gerade in Thüringen bieten viele Betriebe kurze Wege zu weiterführenden Lehrgängen, etwa zum Handelsfachwirt oder zur Filialleitung. Gleichzeitig wird der Skillschwerpunkt immer breiter – digitale Kassen, Nachhaltigkeit, Sortimentsdiversität, Beratungskompetenz für sensible Themen wie Allergien oder vegane Produktauswahl. Was viele unterschätzen: Die Fähigkeit zur ehrlichen Kommunikation wird hier zur Schlüsselqualifikation. Es gibt Tage, an denen mein Kopf nach acht Stunden Beratung wie ein Schwamm fühlt – leider voller Fragen, selten voller eindeutiger Antworten.
Ob Berufsstart oder Wechsel: Wer in Erfurt im Drogerieverkauf Fuß fasst, landet am Knotenpunkt zwischen Wandel und Beharrlichkeit. Es ist ein Berufsfeld, in dem Routine und Überraschung Arm in Arm laufen – manchmal läuft der Tag nach Lehrbuch, manchmal steht die Ladentür plötzlich für Fragen offen, die weder Schulbuch noch Scanner beantworten. Und ehrlich? Genau das macht es für mich spannend – auch, wenn die kleinen Anekdoten und Stolpersteine oft persönlicher sind, als man sich je ausmalen würde.
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