Bräumann GmbH & Co. KG Edeka | 83413 Fridolfing
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Einmal ehrlich: Wer an den Beruf „Verkäufer Drogeriewaren“ denkt, stellt sich vermutlich selten große Dramen oder spektakuläre Karrieren vor. Und doch kann der Alltag im Drogeriemarkt weit mehr Facetten haben, als es das stereotype Bild vom Produktregal-Ordner glauben machen will. Ich habe einige Jahre zwischen Shampooflaschen, Kindergesprächen an der Kasse und Spontandiskussionen über Hautverträglichkeit verbracht – und manche Szene ist mir bis heute präsent. Es überrascht, wie viel Menschenkenntnis, Konzentrationsfähigkeit und Fingerspitzengefühl eine scheinbar einfache Tätigkeit verlangt. Wer das unterschätzt, dem werden spätestens an einem vollkommen überfüllten Samstagnachmittag in der Augsburger Innenstadt die Augen geöffnet.
Augsburg lebt von seiner Mischung: eine traditionsreiche Handelsstadt, viel Laufkundschaft und – im Zentrum zumindest – ein recht bunter Mix an Lebensentwürfen. Das bekommt auch der „Verkauf Fußvolk“ ab. Ein bisschen Smalltalk mit der Seniorin, die schon dreimal nach dem gleichen Deoroller fragt, dann wieder die beratungsbedürftigen Teenager, die zum ersten Mal einen Make-up-Kauf wagen („Welcher Ton ist denn ’natürlich‘?“ – als wüsste ich das aus dem Stegreif). Hier zahlt sich aus, was im Berufsprofil oft harmlos als „Kundenorientierung“ oder „Freundlichkeit“ verkauft wird: In Wahrheit geht es oft darum, in wenigen Sekunden den richtigen Ton zu treffen, freundlich und bestimmt zu sein, und unter dem offensichtlichen Stress nicht ins Schwitzen zu geraten.
Das Gehalt. Das Thema, über das angeblich niemand redet – in Wahrheit aber jeder still kalkuliert. In Augsburg, vorsichtig gesagt: keine Goldgrube, aber auch kein Hungerlohn. Die Einstiegsgehälter schwanken derzeit meist zwischen 2.200 € und 2.600 €. Mit ein paar Jahren Erfahrung und Zusatzaufgaben (etwa der Leitungsfunktion in einer Abteilung, Bestellwesen, Inventurverantwortung) können auch 2.700 € bis 3.000 € auf dem Gehaltszettel stehen. „Wer richtig absahnt, macht was anderes“, höre ich manchmal im Pausenraum. Wieder einer dieser Sprüche, halb ironisch, halb resigniert. Aber: Wer Detailversessenheit, Geduld und ein Gespür für Menschen mitbringt, fühlt die Belastbarkeit und den Wert dieser Rolle ganz anders. Und es gibt Kolleginnen und Kollegen, die blühen hier auf – dafür musst du aber der Typ sein.
Manchmal frage ich mich: Was ist eigentlich aus dem „Lernen im Laden“ geworden? Heute wirst du bei Marktführern von der Selbstbedienungskasse bis zu automatisierten Nachbestellsystemen flankiert. Scan & Go, Warenwirtschaft auf dem Tablet – das alles hält auch in Augsburg Einzug. Klar, die grundlegenden Tätigkeiten bleiben: Ware auspacken, Regale pflegen, beraten. Aber wer nicht regelmäßig am Gerät der Warenannahme steht oder das Sortiment digital im Blick hält, droht schnell den Anschluss zu verlieren. Gleichzeitig, was viele unterschätzen: Gerade in der Drogerie ist die klassische Beratung unersetzlich. Die ältere Dame hat keine App, mit der sie ihre Zahnpasta findet. Die werdende Mutter will kein digitales „FAQ“ für Babypflegeprodukte lesen – sie vertraut auf persönliche Worte.
Kleine Anekdote: Ich kann mich an einen Kollegen erinnern, der die Liste der Fachfortbildungen auswendig kannte, aber ängstlich auf alles Neue reagierte. Warum erwähne ich das? Weil Weiterbildung im Drogeriebereich oft wie eine Nebelkerze wirkt: Sie ist da, wird angeboten – Produktschulungen, Kassentraining, manchmal sogar Themen wie Gesundheit und Umweltaspekte. Aber wie viel daraus ins tägliche Tun rüberschwappt, bleibt individuell verschieden. Wer will (und sich nicht scheut, proaktiv nachzufragen), kann sich durchaus spezialisieren: etwa als Spezialist für Naturkosmetik oder Ernährungsberatung, sofern das Hauskonzept das überhaupt zulässt. Augsburg bietet ein paar Besonderheiten: Das kundennahe Umfeld plus die Nähe zu großen wie kleinen Drogerieketten wird immer mal wieder von neuen Konzepten – beispielsweise „grüner“ Drogerie oder nachhaltigen Verpackungen – durchzogen. Hier kann man sich als Verkäuferin oder Verkäufer auch mal profilieren, wenn die eigenen Interessen zu den Trends passen.
Was bleibt? Verkäufer Drogeriewaren in Augsburg – das ist weder eine Sackgasse noch ein Paradies für „Hängematten-Karrieristen“. Es ist: ein Beruf am Puls von Wandel, Alltag und echten Begegnungen. Manchmal gewöhnlich, manchmal überraschend abwechslungsreich. Sicher nichts für Leute, die sich auf Routine ausruhen wollen. Aber auch keine Raketenwissenschaft. Mit der nötigen Portion Humor, Offenheit (und, ja, einer gewissen Stressresistenz) kann man hier wachsen. Selbst dann, wenn der Lohn nicht im roten Bereich zuckt.
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