Verfahrenstechnikingenieur Jobs und Stellenangebote in München
Beruf Verfahrenstechnikingenieur in München
Zwischen Labor und Großstadt: Verfahrenstechnikingenieur in München – ein Selbstversuch
Was ist eigentlich ein Verfahrenstechnikingenieur? Eine Frage für Sektlaune am Freitagabend – oder für den nüchternen Blick aufs eigene Berufsleben. Wer, wie ich, den Schritt in diese Branche in München wagt (oder schon mittendrin hängt, auf der Suche nach frischem Wind), sollte besser gründlicher schauen: Es geht nicht um das klassische Schrauben an Maschinen, sondern um das Design ganzer Abläufe – von der chemischen Produktion bis hin zur Wasseraufbereitung, von der Pharmaindustrie zur Mikroelektronik. Wer da an staubige Labore denkt, liegt daneben. Die Stadt vibriert, nicht nur an der Isar.
In München begegnet einem die Verfahrenstechnik auf Schritt und Tritt. Klar – große Player aus Chemie, Automotive und Energie haben hier ihre Forschungsstandorte. Was viele unterschätzen: Der angebliche Mangel an attraktiven Positionen ist ein Märchen, das längst Staub angesetzt hat. Hightech im Großmaßstab drängt auf nachhaltige Prozesse, und plötzlich klopfen mittelständische Anlagenbauer ebenso an die Tür wie Global-Player, die ihr F&E-Zentrum am Parkrand verstecken. Ich habe erlebt, wie Start-ups und Traditionsbetriebe um Nachwuchs fischen – und jede ihre eigenen Gesetze haben. In der Praxis sieht das dann oft weniger nach reinem Zahlenjonglieren, mehr nach einer absurd vielschichtigen Mischung aus Technik, Kommunikation und Krisenmanagement aus. Die einen sprechen von Digitalisierung der Produktionsketten, die anderen meinen damit schlicht: „Sie müssen auch mal sauber dokumentieren, Herr XY.“ Das bringt’s auf den Punkt.
Geld, das Thema, bei dem Ingenieure erstaunlich wenig nach außen dringen lassen. Doch reden wir Klartext: In München ist die Gehaltsspanne für Einsteiger meist zwischen 3.800 € und 4.600 € angesiedelt, mit leichten Ausreißern – nach unten, wenn's in die klassische Prozessüberwachung oder in kleinere Ingenieurbüros geht, nach oben, wenn Sonderkenntnisse aufgerufen sind. Zwei Sprachen, IT-Affinität, vielleicht noch Spezialwissen in Membrantechnologien? Dann können es schnell 5.000 € und mehr sein – wohlgemerkt, die Lebenshaltungskosten dieser Stadt tanzen dazu einen eigenen Tango. Und doch habe ich Kollegen erlebt, die für weniger hier geblieben sind, einfach weil – tja, München bleibt eben München, obwohl der Wohnungsmarkt mehr als fragwürdig ist. Man gewöhnt sich daran, für fünf Quadratmeter mehr ein halbes Monatsgehalt springen zu lassen.
Doch Geld allein trägt nicht durch: Wer sich in der Verfahrenstechnik in München behaupten will, muss gewillt sein, zwischen den Welten zu laufen. Mal Produktion, mal Entwicklung, mal Anlagensicherheit. Ich habe den Eindruck gewinnen müssen, dass es selten genügt, sich hinter Excel-Tabellen oder SAP-Oberflächen zu verstecken. Der Spagat zwischen Detailtiefe und Überblick wird zur eigentlichen Disziplin. Wer sich diesen Spagat nicht zutraut oder starr auf seinem Fachgebiet beharrt – der spielt auf der Reservebank. Spannend, wie sich diese stadtprägende Mentalität ins Arbeitsleben zieht: Geschwindigkeit zählt, manchmal mehr als Fehlervermeidung – aber eine Fehlermeldung in der Großanlage riskiert man trotzdem lieber nicht.
Was vielleicht am meisten fasziniert, ist das ständige Lernen. München, das Klischee von Laptop und Lederhose, ist in Wahrheit ein brodelndes Experimentierfeld. Neue regulatorische Anforderungen, Stichwort: nachhaltige Transformation – und plötzlich öffnen sich Wege, an die vor zehn Jahren kaum jemand gedacht hätte. Plötzlich braucht es keine zehn Jahre Betriebszugehörigkeit, um in Leitungsfunktionen zu rutschen – zumindest theoretisch, die Praxis ist, wie immer, ein zähes Tier. Worauf ich hinauswill: Sich auf dem eigenen Titel auszuruhen, das funktioniert hier ganz sicher nicht. In Fortbildungen – sei es zur Digitalisierung der Verfahrenstechnik, zur Prozesssimulation oder im Bereich Kreislaufwirtschaft – liegt das tatsächliche Wertschöpfungspotential verborgen. Oder, plakativer formuliert: Wer als Verfahrenstechniker in München nicht permanent am Puls bleibt, blättert schneller ab, als ihm lieb ist.
Bleibt die Frage, wie lange man das durchhält (und will). Die Vielschichtigkeit des Jobs, gepaart mit dem Münchner Tempo und einer gewissen Faustregel – Innovation first, Geduld second – bringt nicht jeden Tag Champagnerlaune. Aber: Wer Herausforderungen schätzt, kreative Lösungen liebt und sich gern an Schnittstellen bewegt, findet hier ein Biotop, das seinesgleichen sucht. Wer kurz Luft holen muss: Die Isar ist gleich ums Eck. Nicht alles lässt sich im Labor steuern – manchmal braucht’s einfach einen Perspektivwechsel auf den Fluss, bevor’s zurück an die Anlage geht.