Koch Wienke Mattheis Steuerberater PartG mbB | 23669 Timmendorfer Strand
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Hand aufs Herz: Wann hat man zuletzt mit Freunden am Holstentor gestanden und wirklich darüber nachgedacht, was Tourismus für Lübeck heute bedeutet? Für jemanden, der sich mit dem Gedanken trägt, als Touristikfachwirt in diese Stadt einzutauchen, ist genau das keine theoretische Fingerübung. Hier, wo die Ostsee für manchen genauso fest zur DNA gehört wie das alte Backsteinpflaster, stellt sich die Branche erstaunlich komplex und – so ehrlich muss man sein – nicht immer stromlinienförmig dar.
Touristikfachwirte in Lübeck bewegen sich gewissermaßen auf einem recht schmalen Grat: Einerseits drängt alles zur Innovation – man denke nur an den Schub durch Online-Buchungssysteme, Echtzeit-Empfehlungen via App, die Digitalisierung von Gästeinformationen und das empfindliche Zusammenspiel aus Nachhaltigkeit und Erlebnisorientierung. Andererseits bleibt vieles erstaunlich analog. Die Fragen, die Gäste an den Empfangstresen einer Pension stellen, haben sich seit Jahrzehnten kaum geändert. „Welches Fischbrötchen ist denn das Beste?“, „Wie komme ich mit dem Rad am schönsten bis Travemünde?“ – manchmal fühlt man sich wie eine wandelnde Mischung aus Info-Broschüre und lokalem Storyteller. Und es funktioniert: der persönliche Draht, das Wissen um versteckte Ecken (Stichwort: Kräuterkeller im Dom!) und die Fähigkeit, auch bei Regen Begeisterung zu wecken – das bleibt ein echtes Pfund.
Eins ist sicher: Der Tourismus hat Lübeck zwar fest im Griff, doch der Kuchen ist nicht automatisch größer geworden. Gerade in den letzten Jahren – Stichwort Pandemie-Folgen, veränderte Gästeerwartungen, Energiepreis-Schock – sind die Spielregeln im touristischen Geschäft rauer und (wie ich persönlich finde) auch unberechenbarer geworden. Ja, Lübeck ist mit der Altstadt, der Marzipan-Mythos und der Nähe zur Küste ein Besuchermagnet. Aber auch hier gilt: Wer einfach nur Programme nach Schema F abwickelt, hat es schwer. Wer flexibel ist, lokale Angebote kreativ verzahnt, Veranstaltungen originell orchestriert und aktuelle Trends nicht nur erkennt, sondern bespielt, hat dagegen Rückenwind. Trotzdem: Gerade Berufseinsteiger und Quereinsteiger sollten ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringen – der Sprung ins stabile mittlere Gehaltssegment (zwischen 2.800 € und 3.400 €, realistisch betrachtet) gelingt selten sofort. Vielmehr ist häufig eine Phase der Querfinanzierung oder projektbezogenen Jobs üblich, bis sich feste Strukturen und Verantwortungsbereiche ergeben. Aber vielleicht ist gerade das der Kitzel am Wandel?
Ich habe mehr als einmal gehört, dass kaufmännische Prozesse in der Touristik unterschätzt werden. Wer meint, der Job besteht aus Sightseeing und netten Führungen, könnte ziemlich auf die Nase fallen. Kalkulation, Controlling, Qualitätsmanagement, Marketing über zig Kanäle – das ist fester Bestandteil des Metiers. Hinzu kommt der Spagat zwischen Individualreisenden und Gruppenanfragen, Business-Events und Romantikarrangements (plötzlich geht’s um Glutenfrei vs. Backsteinauthentizität, schon erlebt). Lübeck verlangt einen ziemlich weiten Horizont: Wer sich auf die lokalen unbekannten Perlen einlässt, offen für Kooperationen mit Regionalproduzenten ist und bereit, auch mal mit einer Bürgerinitiative ums Hafenumfeld zu ringen, hat gute Karten. Technikaffinität? Unbedingt. Sprachkompetenz sowieso.
Manchmal ärgere ich mich ein bisschen darüber, dass das Image zu sehr an „Marzipan und Massen“ klebt. Der Beruf als Touristikfachwirt in Lübeck ist ein tägliches Jonglieren zwischen Tradition, Erwartungsdruck, neuen Geschäftskonzepten und – ja, auch heute noch – dem einen oder anderen administrativen Klein-Klein. Wer das Spiel zwischen Kundenwünschen, lokalen Interessen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten für sich als reizvoll entdeckt, wird kaum je stillstehen. Sicher ist: Wer neugierig bleibt, Netzwerke in der Region sucht (persönlich, nicht digital), die Lust am Detailschleifen nicht verliert und mit gelegentlichem Gegenwind umgehen kann – der findet in diesem Beruf viel mehr als nur einen Job. Wer weiß, vielleicht begegnet man sich ja mal – irgendwo zwischen Marktplatz und Stadtgraben, ganz analog, während man die nächsten Ideen für Lübecks Zukunft im Tourismus entwirft.
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