Koch Wienke Mattheis Steuerberater PartG mbB | 24103 Timmendorfer Strand, voll remote
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Koch Wienke Mattheis Steuerberater PartG mbB | 23669 Timmendorfer Strand
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Ein Berufsbild, das sich irgendwo zwischen Kundenflirt am Tresen und Kalkulationstabelle im Backend bewegt – das ist der Touristikfachwirt in Kiel. Glaubt man den üblichen Branchensteckbriefen, ist das alles ganz leicht zu greifen: Ein bisschen Beratung, ein paar Reiseangebote, Buchungssysteme bedienen, ab und zu ein Event organisieren. Wer allerdings einmal eine Woche in einem Reisebüro an der Förde hinter dem Bildschirm verbracht hat – und gleichzeitig mit drei Busunternehmen, einer Reederei und einer Gruppe zahnloser Kegelbrüder aus dem Vorjahr jonglierte –, weiß, dass sich die Realität oft weniger stromlinienförmig präsentiert.
Die meisten Einsteiger oder Umsteiger unterschätzen die Bandbreite. Woran das liegt? Vielleicht an der alten Vorstellung, dass Tourismus gleich Sonne, Strand und Pauschalpaket bedeutet. Dabei ist in Kiel – zwischen Kreuzfahrtterminal und Segelsteg – die Palette breiter als anderswo. Hier geht es um viel mehr als nur um Pauschalreisen auf Malle: Geschäftsreisen, Tagestouristik, Skandinavien-Fähren, Wellnessgruppen auf Sylt, individuelle Studienreisen nach Bornholm, dazu noch gelegentlich einen Azubi anlernen oder eine Vortragseinheit an die VHS vergeben. Wer sich auf die Touristik in einer Hafenstadt einlässt, lernt schnell zu improvisieren. Kurz gesagt: Jeder Tag ist Achterbahn – nicht immer spektakulär, aber mit überraschenden Windböen.
Man kommt als Touristikfachwirt kaum noch an der digitalen Transformation vorbei. Die klassischen Buchungssysteme haben längst ihre Sperrigkeit verloren – trotzdem braucht es Fingerspitzengefühl, um neue Tools, Portale und Preisvergleichsprogramme sinnvoll einzusetzen. In einer Hafenstadt wie Kiel schlagen die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit unerbittlich gegen die alte Garde: Die Generation Z will alles auf dem Smartphone erledigen, Elder Statesmen schwören auf Papier und Vorlage. Und mittendrin: der Touristikfachwirt, der beides balancieren muss. Was viele unterschätzen: Aktuelle Kunden legen Wert auf grüne Hotels, CO₂-Bilanzen und Zertifikate. Wer hier schulterzuckend reagiert, verliert nicht nur den Anschluss, sondern auch Kunden. Oder gleich beides.
Realismus tut Not. Romantische Vorstellungen, dass der Touristikfachwirt automatisch zur Führungskraft oder in die weite Welt katapultiert, sind selten von Dauer. Die Aufstiegsfortbildung zahlt sich oft langfristig aus – aber der Weg dorthin ist nichts für Dünnhäutige. In Kiel bewegt sich das Einstiegsgehalt meist zwischen 2.600 € und 3.100 € – Luft nach oben gibt es, aber meistens nicht über Nacht. Wer bereits Erfahrung in der Tourismusbranche hat, kann in spezialisierten Reiseunternehmen oder bei Veranstaltern in der Stadt auch 3.400 € bis 3.800 € erzielen. Doch auch hier: Der Markt ist kleinräumiger geworden, die großen Kreuzfahrtgiganten setzen auf internationale Teams, Flexibilität ist Trumpf. Und ja, im Sommer wächst die Hoffnung auf Bonuszahlungen, Weihnachtsgeld oder die eine legendäre Incentive-Reise nach Lappland. Oder eben auch nicht.
Was mich immer wieder überrascht: Am Ende sind es oft die unscheinbaren Kompetenzen, die den Ausschlag geben – Kommunikation, Krisendiplomatie, Multitasking im Grenzbereich der Zumutbarkeit. Wer sich in Kiel in der Touristik hält, weiß, wie unterschiedlich die Kundschaft tickt. Mal sind es Geschäftsreisende, die um Mitternacht panisch telefonieren, weil der Schwedenkai gesperrt ist. Mal Kleinfamilien, die sechs Fahrräder mit auf die Fähre nehmen wollen. Und dann noch die unplanbaren Ereignisse: Streiks, Stürme, Technikchaos. Die meisten Weiterbildungsangebote – von der kurzen Schulung bis zum IHK-Kurs – helfen, aber ersetzen kein Improvisationstalent.
Vielleicht bin ich da zu pragmatisch, aber die wichtigste Fähigkeit bleibt: Im Nebel mutig Kurs halten, auch wenn der Kompass mal spinnt. Wer darauf Lust hat und nicht erwartet, dass jeder Tag reines Schaulaufen ist, kann in Kiels Touristik durchaus heimisch werden. Hinter aller Betriebsamkeit steckt eben auch noch etwas Norddeutsches: Man sagt nicht viel, aber hält den Laden am Laufen. Und das ist am Ende eben doch mehr als nur Job – manchmal ist’s echte Berufung.
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